StabhochsprungKommen wir zu einer der interessantesten und spektakulärsten Disziplien der Leichtathletik. Demzufolge keine Erfindung der Engländer, sondern diesmal tatsächlich aus den Olympischen Spielen der Antike hervorgegangen. Auch auf Kreta benutzte man lange Stäbe, allerdings hier, um eine deutlich tierfreundlichere Art des Stierkampfs zu betreiben – man versuchte sich dabei mit dem Stab über Bullen zu schwingen.

Auch kommen wieder die Kelten mit ins Spiel, die die Stäbe nicht benutzten, um möglichst hoch zu kommen, sondern um eine respektable Weite zu erzielen.
Tatsächliche Hochsprungwettkämpfe mit dem Stab sind seit ca. 1775 aus der deutschen Turnerschaft bekannt.
Bei den ersten echten Stabhochsprungwettbewerben um 1850 wurden lange, schwere Stangen aus Eschenholz benutzt, an denen die Sportler mehr kletterten als dass sie sprangen und nicht auf weichen Matten, sondern auf Sand landeten.
Das "Klettern" wurde allerdings 1889 in Amerika unterbunden, weil mit einer neuen Regel Handbewegungen am Stab entlang verboten wurden. Zugleich kam die Technik auf, sich mit den Beinen voran und dem Bauch nach unten über die Latte zu schwingen.
Diese Technik ist noch bis heute die meist genutzte und auch erfolgreichste, wie man an Ausnahmesportlern wie
Serhij Bubka sehen kann.
Doch ließen die damaligen Holzstäbe sehr zu wünschen übrig, was die Umsetzung dieser Technik anging. Also kamen circa 1900 die leichteren und flexibleren Bambusstäbe auf und wurden auch vier Jahrzehnte lang benutzt (letzter Weltrekord mit Bambusstab: 4,77 m,
Cornelius Warmerdam, 1942).
Auch der "Einstichkasten" wurde 1900 eingeführt.
Bob Gutowski (USA) verbesserte 1957 den alten Bambus-Weltrekord auf 4,78 Meter mit einem Aluminium-Stab. Dieser wiederum wurde 1960 mit einem Stahlstab durch
Don Bragg auf 4,80 Meter getrieben. Da die erzielten Höhen nun immer mehr nach oben schnellten, wurden zur Sicherheit der Springer Landematratzen eingeführt.
Doch erst mit der Erfindung und Nutzung des Glasfieberstabes begann der "richtige" Stabhochsprung, den nun ließ der "Fahrstuhleffekt" bisher unereichte Höhen zu einem Kinderspiel werden.
Allerdings kann sowas dann auch mal schief gehen...
Glasfiberstäbe waren in den USA seit 1956 in Verwendung, der erste Weltrekord - 4,83 Meter - mit einem Glasfiberstab wurde 1961 von George Davies aufgestellt.
Heute liegt der Weltrekord der Männer bei 6,14 m, aufgestellt von Serhij Bubka 1994.

Den Weltrekord bei den Frauen hat das Ausnahmetalent
Jelena Issinbajewa mit derzeitigen 5,04 m aufgestellt. Sie ist die erste Frau, die die 5 m Marke knacken konnte und schraubt sich derzeit von einem Weltrekord zum nächsten. Issinbajewa gab an, mehr Weltrekorde als Bubka schaffen zu wollen. Dessen "Bestleistung" liegt bei 35 aufgestellten Weltrekorden, was einer der vielen Gründe ist, warum er auch der "König der Lüfte" genannt wird. Sie selber hat bisher 22 Weltrekorde auf ihrer "ToDo-List" abhaken können und hat am 29.07.2008 in MonteCarlo erneut zugeschlagen.
Um solch imposante Höhen erzielen zu können, bedarf es einer ziemlich guten und ausgefeilten Technik. Da deren Erklärung hier aber den Rahmen sprengen würde, werde ich nur ein paar grundlegende Abläufe erklären.
Prinzipiell kann man sagen, dass es beim Stabhochsprung 8 wichtige Phasen im Sprungablauf gibt, die man durchlaufen muss. Diese sind Anlauf, Einstichvorbereitung, Absprung mit gleichzeitigem Einstich, C- Position, Aufrollphase, L- Position, I- Position, Drehzugumstütz mit Stababstoß und als letzte Phase die Lattenüberquerung.
Wie bei allen Sportarten spielt auch beim Stabhochsprung der Kopf, also der mentale Aspekt, eine große Rolle. In der heutigen Weltspitze werden Wettkämpfe viel eher durch psychische als durch physische Stärke entschieden. Denn 30 Bewegungsabläufe innerhalb von 3 bis 4 sec fast komplett gleichzeitig ausführen zu müssen, dass bedarf schon einer Menge Konzentration und Willensstärke, die auch nicht immer auf Knopfdruck abrufbar ist.
Die Deutsche Nationalmannschaft hat, was den Stabhochsprung angeht, keinerlei Personalprobleme und ist mit ihren Springern auch relativ erfolgreich. Bei den Frauen starten
Carolin Hingst (4,70 m),
Silke Spiegelburg (4,70 m) und
Anastasija Reiberger (4,63 m).
Klare Favoritin allerdings ist Jelena Issinbajewa (RUS), dicht gefolgt von
Jennifer Stuczynski (4,92 m, USA) und
Fabiana Murer (4,80 m, BRA). Somit werden die Deutschen Springerinnen wohl kaum um die Medaillen mitkämpfen können.
Bei den Männern springen für die Deutschen
Danny Ecker (5,93 m),
Tim Lobinger (6 m) und
Raphael Holzdeppe (5,80 m). Aber auch hier sind die Favoriten klar festgelegt. Diese Saison sind schon 3 Springer über 6 m gesprungen und werden diese magische Marke auch bei den Olympischen Spielen angreifen wollen. Das sind
Brad Walker (6,04 m, USA),
Yevgeniy Lukyanenko (6,01 m, RUS) und
Steve Hooker (6,00 m, AUS).
Dieser Beitrag wurde von Voginator: 15 Aug 2008, 16:42 bearbeitet