Auf der Hochschulstraße krabbeln Schaben durch die Zimmer. Voll eklig. Die plumpsen sogar ins Essen. Ein gerufener Kammerjäger konnte auch nicht viel helfen. Wer hat noch Probleme mit Ungeziefer und gibt es irgendwelche Tipps, wie man die Dinger wieder losbekommt?
Ungeziefer im Gästehaus der Universität Von Claudia Schade
Als Patricia Kämpf am ersten Tag im Internationalen Gästehaus der Technischen Universität eine Schabe in ihrem Zimmer sah, dachte sie sich noch nichts dabei. Doch dann saß das Ungeziefer in der Duschwanne, im Spülbecken und auf der Arbeitsplatte der Küchenzeile.
Als sich eine Kakerlake in frisch gekochte Nudeln fallen ließ, reichte es der 26-jährigen Augsburgerin, die für ein Praktikum nach Dresden gekommen ist. Die Nudeln wanderten in den Müll. Gekocht hat Patricia Kämpf in Zimmer 303 seitdem nichts mehr.
Alles in den Kühlschrank
Stattdessen packte sie sogar Nudeltüten und Salzpakete in den Kühlschrank. „Bloß nichts offen herumstehen lassen“, sagt sie. „Ich will nicht, dass so ein Ungeziefer herausfällt, wenn ich etwas salze.“
Dabei hatte sich Patricia Kämpf bei ihrer Ankunft zunächst gefreut. „Das Haus sah von außen richtig gut aus“, erinnert sie sich an den ersten Eindruck. Auch innen ist alles top: neue Möbel, frische Farbe an den Wänden, alles ist sauber. Erst vor gut zwei Jahren ist das Haus saniert worden.
Probleme mit Kakerlaken gab es vorher allerdings auch schon. Den Komplettauszug der Bewohner zur Sanierung hatte das Studentenwerk zum Anlass genommen, einen Kammerjäger gründlich reinigen zu lassen. „Das machen wir immer so“, sagt Karin Tzscherlich, Hauptabteilungsleiterin Wohnen beim Studentenwerk der Technischen Universität. „Wenn das Haus bewohnt ist, kann ein Kammerjäger bestimmte Mittel nicht sprühen.“
Und so konnte der herbeigerufene Mitarbeiter einer Fachfirma im Fall von Patricia Kämpf auch nur sogenannte Gelpunkte aufstellen und ein Ko-Spray verwenden. „Erst wurden es weniger Tiere, aber dann kamen kleinere nach“, beobachtete die Bewohnerin. Das Ungeziefer verbreitet sich vor allem über die Leitungskanäle. So gelangen sie von Zimmer zu Zimmer und überwinden Stockwerke.
Dass das Wohnheim auf der Hochschulstraße kein Einzelfall ist, zeigt ein Studentenforum im Internet. Unter www.exmatrikulationsamt.de tauschen sich die Studierenden darüber aus, was man gegen die ekligen Krabbeltiere unternehmen kann. Vor allem in den unsanierten Unterkünften träten die Kakerlaken häufiger auf, heißt es da.
Dem widerspricht Karin Tzscherlich vom Studentenwerk. „Der Befall ist eine Frage der Sauberkeit“, sagt sie. „Schaben gibt es vor allem dann, wenn Menschen aus Kulturen in den Häusern wohnen, die mit den Tieren weniger Probleme haben als Deutsche.“ Laut Hausordnung seien die Mieter verpflichtet, Kakerlakenbefall zu melden. Das tun manche ausländische Studenten, vielleicht auch aus dem Gedanken, sich bei ihrem Gastgeber nicht gleich beschweren zu wollen, viel zu spät. Damit erklärt sich allerdings höchstens ein Teil des Befalls. Schließlich gibt es auch in Häusern ohne internationale Studenten Kakerlaken. „Auch fast jedes Hotel und jede Großküche hat mit dem Problem zu kämpfen“, sagt Tzscherlich.
„Das sind Einzelfälle“
Im Studentenwerk wird man nicht gern auf das Problem angesprochen. Angesichts sinkender Studentenzahlen wird die Konkurrenz unter den Zimmervermietern schärfer. Da wird schon als Rufschädiger betrachtet, wer das Problem nur anspricht.
Durch die fortschreitende Sanierung der Wohnheime scheint sich der Befall zumindest verringert zu haben. Karin Tzscherlich hält Ungeziefer in den Zimmern deshalb für Einzelfälle. „In Häuser, von denen wir wissen, dass dort Kakerlaken vorkommen, wird im Rhythmus von sechs Wochen gesprüht.“
Patricia Kämpf stieß zumindest auf Verständnis ihres Vermieters. Das Studentenwerk entschuldigte sich in einem Brief und minderte ihr die Miete um 15 Prozent.