Zitat(Person0 @ 12 Oct 2008, 23:55)
lädt ein zum freien [...] was auch immer…

PrologDer Pelz des Erklaerbaeren ist mir zu heiß und der Weißkittel zu kalt. Die Zwischenform ist wohl einfach seine eigene Perspektive darzulegen. Diagnosen sind ersteinmal gar nicht unangebracht, denn urspruenglich heißt es ein durch(dia) –forschen (gnosi = Erkenntnis) des Sachverhaltes. Meine innere Stimme sagt mir auch, daß sich Person0 ueber jede weitere Glasperle freut.
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Die Fragen! Woher kommen die Fragen? Welche stellt man zuerst, und an wen ueberhaupt?
Fragen erzeugen doch einen unangenehmen Strudel im doch sonst ruhigen Meer des Wissens. Gewissheiten fallen den Fragen zum Opfer. Je groeßer die Frage, desto staerker der Sog, die Strudelkraft, die das eigene Boot, die kleine Gedankenwelt in die Tiefe reißen wird. Wie entkommt man ihr, bevor man die Kontrolle verliert?
Notwendige Kursaenderrungen brauchen Notwantworten, oder einen anderen Strudel, wie Gegenfragen. Am einfachsten ist es sich wohl von anderen Kapitaenen mit groeßeren Denkschiffen, die fuer eine ganze Menschengruppen reichen, herausziehen zu lassen. Weiterhin ist es sowieso am sichersten die Hauptdenkstroemungen zu befahren, die eingeschlagenen Denkstraßen mit festgelegten Denkgrammatiken zu nutzen. Ist das der Weisheit letzter Schluß?
NEIN! Ganz im Gegenteil:
Der Freigeist zerstoert das kuemmerliche Boot seiner Erziehung und reißt alles ab, auch das sogenannte "Brett vor dem Kopf". Er muß zuerst selbst-staendig schwimmen lernen. Das heißt den Wissenstext direkt anzapfen koennen -ohne vorgegebene Richtung, Ziel, Ordnung, am besten keine Vorgaben, Konstruktionen und ohne Plaene, oder Zweck. Das groeßte Geschenk ist aber die Zeit. Mit ihr muß er sich anfreunden. Erst dann kann er sich treiben lassen, sich nicht verirren und verlieren in der reinen Wissensanhaeufung, die Welt entdecken, den eigenen Bauplan entwickeln und Quer sein. Alles andere ist schaebige Duennbrettbohrerei, unoriginelle Plagiatenpiraterie und giftiger Kopieschwaemmenschaum. Jene Quallen fallen leicht durch die schwammige Quacksalber-laberei auf. Ihre laecherlichen Neugeistideen reichen in ihrem Auftrieb nur fuer die Wellen bis zum Strand, gehen ein paar Schritte, finden ihr Gold, oder nicht, aber verenden sicher und schnell. Die Bachelor-Ausstattung zudem reicht allenfalls zum schnorcheln, nicht aber fuer die wirklich brisanten Touren in die Weltmeere - zu unerforschten Gebieten. Die erste Neuentdeckung ist allerdings immer, daß man selbst Freigeist ist und dafuer ist es nie zu spaet. Ohne
nosce te ipsum keine Losung, keine Erloesung, kein Orakelspruch.
Wie kann sonst ein hilfswilliger Fremder das richtige Werkzeug waehlen, wenn man nicht weiß, aus welchem Holz man geschnitzt ist? Wen spricht er an, wenn es kein Ich im Ichnolithen gibt? Das N-ich-ts umgibt das Ich konstitutiv. [ich schweife ab]
Fichte-Kant-Holz fuer den Schiffrumpf ist ganz laessig, wuerd ich sagen. Ziemlich solide, ein paar Hegel-balken zur dialektischen Stuetze und fertig ist das flexible Schnellboot fuer den muendigen, frischen Kapitaen - hab ich mir zumindest damals gedacht. Spaeter bin ich wieder auf ein pinkes Tretbot umgestiegen, danach auf einen Luxusdampfer mit Amazonen im Maschinenraum, jetzt hab ich ein bionisch-amorphes Uboot mit Selbstsuch-Schopenhauertorpedos fuer die fetten Weiberkraken und noch ganz andere nette Heimlichkeiten.
Schlichtweg stehen dir alle Grundbaukasten zur Verfuegung: Kultur, Religion, Kunst usw. Ein Baumeister und seine Passion. Der myrmikonische Kern ist im Wesen des Menschen zu finden. Existenz, Essenz, Emergenz sind relativ abstrakte, aber fuer dICH profunde Richtlinien an einer einfachen Seins-front, an deinem momentanen Interaktionshorizont. Wahrheit ist in dem Belange, was als Wahrheit kommuniziert wird. Falle aber nicht auf die Illusion herein eine Antwort zu haben, sondern immer weiterdenken, flexibel bleiben, weiterlernen, aufruesten, modernisieren, das Leben als ewigen Wandel begreifen.
Panta rhei. Alles fließt.
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EpilogZugegeben, der Mensch… wer will schon Mensch sein, kann es nicht alles ganz einfach sein, warum immer diese Fragen? Ist der Mensch zum Fragen verdammt? Oder ist die wirkliche Begabung und das was ihn zum Menschen macht die Faehigkeit zu denken und zu empfinden?
Der Mensch, wie er zwischen Raum und Zeit erkennt, wie er zwischen Materie und Idee formt, wie seine Essenz zwischen Natur und Kultur oszilliert, wie er zwischen Individuum und Gesellschaft sein Ich definiert, wie sich spaltet in Vergangenheitsreflexion und Zukunftssorgen, bleibt sich sein eigenes Raetsel. Seine Chance ist dem Strudelinneren entgegenzublicken, in die Mitte, zur Ruhe zu kommen und seine Position zu transzendieren.
Diese kosmologische Ordnung ist eben kein metaphysischer Hokuspokus, sondern das schlichte verinnerlichen des Momentes, -das Ich- mit und im stetigen Wandel.
# myrmisoph