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		 Der Dresdner und sein Auto  … aus der subjektiven Sicht eines Wahl-Dresdners
 
		
			
	
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				   08 Dec 2008, 00:03
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 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Der Dresdner und sein Auto… aus der subjektiven Sicht eines Wahl-Dresdners
 Michael Winkler, Herbst 2008
 Es fällt manchmal nicht schwer, in Dresden mit dem Auto zu fahren. Einige (nicht alle) Straßenbahnfahrer machen auch nach mehrmaligem Knopfdrücken und Winken definitiv nicht die Türe auf und manchmal hilft es wirklich nur, sich auf die Schiene zu stellen und zu winken, damit der Mann (meist sind es die männlichen Mitglieder des Spezies homo straßenfahrensis) hinter dem Steuer merkt ‚Hey, da will noch einer mit und dessen Zufriedenheit sichert letztlich meinen Arbeitsplatz.’ Zweifelsohne gibt es Situationen, in denen man Fahrgäste mal übersieht, kann in den besten Straßenbahnfahrerfamilien vorkommen. Doch so oft wie ich das in Dresden bereits erlebt habe und es mir von anderen Einheimischen und Touristen bestätigt worden ist, kann es kein Zufall sein. Eine Freundin aus Spanien meinte mal scheinbar etwas entsetzt, dass die Straßenbahnfahrer fast schon unmenschlich (sinngemäß) handeln würden. Sie sagte dies als der Bus, in dem wir saßen, den Postplatz verließ und eine nach dem Bus rennende Person dann wohl auf den nächsten Anschluss warten durfte. Im Grunde kein Beinbruch, doch es war nachts gegen 23 Uhr … und ca. 10 Grad minus. ‚Tja, c’est la vie.’, wird sich der Fahrer mit der Lizenz zum „Entscheiden-wer-mit-darf-und-wer-nicht“ vielleicht gedacht haben. Gelegentliches Daraufhinweisen mündet mitunter in einem „Ich habe mich ordnungsgemäß verhalten.“ (selbst schon erlebt). Ja, ordnungsgemäß verhalten sich die meisten, denn die gute deutsche Pünktlichkeit hat Vorfahrt vor Kundenservice*. Und somit dürften einige Straßenbahnfahrer auch pünktlich irgendwann ihre Kündigung erhalten, wenn es technisch mal soweit sein wird, dass die Bahnen quasi führerlos durch Dresden fahren können. Doch was schreibe ich über Straßenbahnen, es sollte doch ein Artikel über Autos werden. Ich bin wohl etwas abgeschweift. Das kann schnell passieren, wenn man über Dresden und einige seiner Bürger spricht. Nicht alles verläuft so geradlinig wie eine Durchfahrt von Dresdens Norden bis in den Süden; innerhalb der letzten 15 Jahre ja auch fast nahezu unbemerkt vierspurig ausgebaut. Nur die Königsbrücker Straße sträubt sich noch trotz jahrelanger K®ämpfe** gegen die Vierspurigkeit, vielleicht ist es der Spirit Erich Kästners, dessen Geburtshaus auf der Königsbrücker Straße 66 (schräg gegenüber vom Kino „Schauburg“) steht, der da ein bisschen Ruhe sorgt.  Erich Kästner war wahrscheinlich in dem Alter, in dem die meisten von uns ihren Führerschein machen, als das Automobil sich langsam seinen Weg durch die Landschaft bahnte. Zwei Weltkriege ließen einige Nationen die weltweiten Erdölvorkommen unter sich aufteilen. Hitler baute – zur Freude der Massen, auch der Dresdner – die „gute deutsche Autobahn“. Die wenigstens hinterfragen wohl heute die Rolle der Bau- und Automobilindustrie zu dieser Zeit. Wie auch, da würde man ja glatt auf die Namen stoßen, die heute immer noch und mittlerweile weltweit Profit machen.  Autos und Hitler … da sind wir recht schnell bei Begriffen wie Werbung und Propaganda; beide gehen Hand in Hand. Wie und warum bleibt dem Bürger meist so weit undurchsichtig, bis das Ding durchgezogen ist. Menschen vor vollendeten Tatsachen zu stellen, ist einfacher als das ewige Hin- und Her von Workshops und Bürgerwerkstätten. Wer Profit machen will, kann sich nicht lange beim demokratischen Blabla aufhalten. Nicht umsonst beginnt das 1928 erschienene Buch „Propaganda“ des PR-Pioniers und Sigmund-Freud***-Neffen Edward Bernays (1891-1995) mit den viel sagenden Worten: „Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft.“ [1] Bernays war es auch, der Anfang der 1950er Jahre half, das "National System of Interstate Highways"  der USA zu propagieren. Er tat dies im Auftrag der Mack Truck Company, die mit der Eisenbahn konkurrieren wollte bzw. vielmehr eben keine Konkurrenz mehr haben wollte. Bernays überzeugte letztlich auch den amerikanischen Congress und dabei war seine einfache Idee jene, dass da wo erst einmal große Straßen sind, auch (große) Autos fahren würden. Diese Strategie funktioniert in Deutschland auch 50 Jahre später noch, insbesondere in Dresden. In Dresden reichen Slogans wie „Wachstum braucht Mobilität“  oder „Wachstum schafft Arbeit“ , zusammengefasst „Arbeit braucht Mobilität“ , und der Durchschnittsbürger, welcher sein Leben über seinen Arbeitsplatz definiert (und nicht umgekehrt) nickt eifrig mit dem Kopf und macht sein Kreuzchen bei den ab und zu stattfindenden Wahlen „an der richtigen Stelle“.   Spaghetti Junction in der Nähe von Birmingham [5] 
 Was US-Amerikaner können, können übrigens auch Briten - wenn auch ein paar Jahre später
In den USA musste man sich da noch ganz andere Gründe einfallen lassen, um den Highwaybau, mit rund 75.000 km mittlerweile angeblich das größte Straßennetz der Welt (Stand: 2004), zu rechtfertigen. Robert Fishman schreibt im Tagungsband zur vor einigen Jahren initiierten Ausstellung „Shrinking Cities – schrumpfende Städte“ (Link) , dass das „größte öffentliche Arbeitsprogramm seit den [ägyptischen, M.W.] Pyramiden“ , auch zum Teil damit gerechtfertigt wurde, dass im Falle eines Atomangriffes die Städte evakuiert werden könnten.[2]  Tja, vielleicht könnte man dieses Argument aus der noch von der Kommunisten-Atomkrieg-Phobie der McCarthy-Ära (Link)  genährten Zeit Mitte der 1950er Jahre auch für Dresden reaktivieren. Jetzt gilt es eben schnelle Straßen für eine mögliche Evakuierung im Falle eines Angriffs der Russen auf die US-amerikanischen Raketenstationen in Polen und Tschechien, falls die Raketen mal weiterfliegen sollten, zu bauen. Was der US Air Force  passiert, kann schließlich auch mal bei der Wojenno-Wosduschnye Sily  vorkommen, oder? Ich bin mir momentan nicht so sicher, ob der Dresdner das nicht auch glauben würde.  Dass die Interessen von Baubranche und Militär nicht weit auseinander liegen, wussten einige US-Amerikaner sicher nicht erst seit Hitlers Deutschland. Zudem hatten sie durch jahrelange Geschäftsbeziehungen zu Deutschland einiges lernen können. Ach übrigens, hat jemand eine Ahnung, wen das renommierte Time-Magazin im Jahre 1938 zur „Person of the Year“  wählte? Wenn nicht, dann einfach mal googeln. Doch zurück nach Dresden und ins Jahr 2008. Nicht ganz eine Viertelmillion Kraftfahrzeuge nennen die Dresdner Bürger ihr Eigen, wobei die Anzahl der PKWs sich wohl um ein paar Tausend darunter befinden dürfte (2001: 238 451 registrierte Kraftfahrzeuge in Dresden, darunter 211 079 Pkw [3] ). Wobei die Stadt Dresden noch kräftig aufholen könnte. Denn im Jahr 2008 liest sich die Kernraum-Umland-Statistik in einem Nebensatz einer Pressemitteilung der Dresdner Stadtverwaltung dann ungefähr so:„So standen den 439 Pkw je 1000 Einwohner in Dresden weit über 550 in allen Gebieten des Umlands gegenüber.“ [4]  Der Dresdner fährt und fährt, offenbar ... und will dabei auch Spaß haben (auch auf dem Arbeitsweg), selbst wenn der Sprit 1,55 Euro kostet. Da sind wir so Pi mal Daumen umgerechnet bei den „drei Mark zehn“ aus NDW-Markus’ Spaß-Hit aus dem Jahre 1982.  Der Spaß scheint einigen jedoch in Dresden immer mehr zu vergehen, spätestens seit dem ewigen Nr.-1-Thema Dresdens … ihr wisst ja sicher, worum es geht. Und dabei wird es vielleicht erst so richtig spaßig in den nächsten Monaten. Dresden baut sich Tag für Tag den Welterbetitel selbst ab und wenn die Preisgleitklauseln (heißt wirklich so) für Beton und Stahl nicht mehr halten, dann kostet die Brücke Dresden eben einige Millionen Euro mehr als noch vor Jahren berechnet. Tja, woher das Geld dann nehmen? Von der Sachsen-LB? Wird kaum gehen, die ist mittlerweile in Baden-Württemberg. Ja, dann wird’s wohl wieder eine Frauenkirchen-ähnliche Spendenaktion geben, oder? Das wäre doch wirklich ein friedensstiftendes Zeichen der Dresdner Autofahrer und der neuen Oberbürgermeisterin Helma Orosz. Alle wären happy und würden sich in den Armen liegen oder im großen Hupkonzert durch die Stadt düsen … während am anderen Ende der Welt der letzte Tropfen Erdöl aus der Erde gefördert würde. Ende gut, alles gut.Quellen: 
 [1]:  Edward Bernays: “Propaganda”, Horace Liveright, New York 1928. Neuauflage: Ig Publishing, Brooklyn N.Y. 2005. (Deutsch von Patrick Schnur, orange-press, Freiburg i. Br. 2007, deutsche Erstausgabe)
 [2] 	Robert Fishman: Suburbanisierung: USA. In: Schrumpfende Städte - Band 1: Internationale Untersuchung (Philipp Oswalt, Hsgb.), S. 64–73, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2004.
 Projekt-Homepage: http://www.shrinkingcities.com/
 [3]: 	Link: http://www.dresden.de/de/02/035/01/2001/07/c_2437.php
 [4]: 	Link: http://www.dresden.de/de/02/035/01/2008/04/pm_077.php
 [5]:  Link: http://www.dailymail.co.uk/news/article-50...d-junction.html
 
 
 Weitere Links:
 
 -  Geschichte des US-Straßensystems: http://members.a1.net/wabweb/frames/abhistUSAf.htm
 -  Edward Bernays: http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
 -  TIME Magazin - Person of the Year: http://de.wikipedia.org/wiki/Person_of_the_Year
 - United States Air Force (US-Amerikanische Luftstreitkräfte): http://de.wikipedia.org/wiki/US_Air_Force
 - Wojenno-Wosduschnye Sily (Russische Luftstreitkräfte): http://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Luftstreitkr%C3%A4fte
 -  „Teurer Stahl bringt Zulieferer in Not“, Handelsblatt-Online, 30.06.2008,
 Link: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mi...n-not;2005576;2
 - Link zum Thema "Pi mal Daumen": http://cweiske.de/tagebuch/Pi%20mal%20Daumen.htm (selbst noch nicht verifiziert
  ) -  YouTube-Video Markus "Ich will Spaß": http://www.youtube.com/watch?v=EqJCRs23TJ8
 
 
 Ergänzungen, Änderungen etc. nach "Leser-Hinweisen" sozusagen:
 
 * Das Wort Kundenservice ist günstigerweise durch "Freundlichkeit" oder "Rücksichtnahme" zu ersetzen. Prinzipiell ging es um die Wichtung einzelner Kundenservice-Faktoren wie Pünktlichkeit, Rücksichtnahme, Freundlichkeit. Die geschilderte Situation entstand im Grunde aus einer unterschiedlichen Wichtung der Faktoren seitens der Straßenbahnfahrer(in) bzw. des Autors. Während DVB-Angestellte im Zwiespalt zwischen (Zeit)Planerfüllung und Arbeitsverhältnis stehen, interessiert den Kunden hauptsächlich, ob er oder sie (noch) mitfahren kann oder nicht.
 ** Das Wort "K( r )ämpfe" wird ohne Leerzeichen vor und nach dem "r" offenbar bei der Textformatierung in "K®ämpfe" geändert
 *** Sigmund hieß natürlich "Freud", nicht "Freund" - Danke für den Hinweis ... offenbar ein "Freud'scher Verschreiber"
  Dieser Beitrag wurde von Michael13: 11 Dec 2008, 16:10 bearbeitet
 
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				   12 Dec 2008, 11:39
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 Straight Esh          
 Punkte: 14030
 seit: 01.10.2003
 
 
 | Bahnrennproblem: Solange man nur egoistisch an das eigene Bahnverpassen denkt oder voll Mitleid an den Verpassenden, wird man das Problem nicht logisch lösen können. Einzig, wenn man sich in den Straßenbahnfahrer hineinversetzt, wird man verstehen.
 
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 bonum agere et bonum edere,sol delectans et matrona delectans
 (Verlängere dein Leben indem du hier  und hier  und hier  und hier  klickst!) |  
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				   12 Dec 2008, 15:30
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 3. Schein    
 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Hallo Bibero, hallo Chris ... und "alle anderen" natürlich   Zitat(Bibero @ 12 Dec 2008, 09:58) zu faschistoid: das wort faschistoid hatte ich immer zu wichtigen teilen auch mit obrigkeitsgläubig in verbindung gesetzt, wobei mich Wikipedia  da in gewisser Weise auch stützt. Die durchaus "selbstständige" Handlungsweise des Bahnfahrers  passt für mich aber nicht ins Schema... Das ist eben m.E. genau die Frage: wie "selbständig" handelt der oder die StraßenbahnfahrerIn wirklich? Die Obrigkeitshörigkeit, die den Deutschen gern und auch häufig zu Recht nachgesagt wird (habe da hier  ein paar Gedanken gefunden), drückt sich m.E. darin aus, dass der Fahrer die Pünktlichkeit als unbewussten Vorwand nimmt, sein Tun zu rechtfertigen. Nehmen wir doch mal an, der Strabafahrer (bleibe jetzt mal bei ihm - sonst wird's zu durcheinander) würde am Wochenende seiner Familie sagen "Punkt 10 Uhr fahren wird nach XYZ los." Glaubt irgendeiner, dass er nicht auch bis 10.05 Uhr warten würde, wenn z.B. irgendjemand in der Familie "noch mal schnell wo hin" muss   Doch im Arbeitsleben steht auf Nichterfüllung der Pflicht möglicherweise eine Abmahnung oder gar Entlassung etc. ... folglich sind die Schlüsse da recht schnell gezogen. Das Pünktlichkeits-Primat ist den meisten doch sozusagen mit der Muttermilch implantiert wurden. Und dann ist es auch egal, ob die Bahn letztlich 5 Minuten später einige Zeit im Stau steht ... da kann man es auf den Stau schieben und hat eine Rechtfertigung.@"vielleicht ist ja doch nich alles adolf" Natürlich ist nicht "alles Adolf", Bibero ... doch Adolf und seine Gefolgsleute und Geldgeber haben einige deutsche Eigenschaften, u.a. die Obrigkeitshörigkeit, bis zum Äußersten für sich zu nutzen gewusst. Neben einigen anderen Dingen kam ihm die deutsche Präzision sehr zu Hilfe. Und u.a. mit IBM's Lochkartenmaschinerie (Indizen u.a. in "IBM und der Holocaust" ) haben sich hier diverse Geld- und Politikinteressen sehr gut miteinander vermengt - eine Hand wäscht die andere, sozusagen. Ohne die Industrie (weltweit, nicht nur in Deutschland und den USA) wären Hitler und Deutschland nie zu dem geworden, was sie letztlich geworden sind.  Und dabei spreche ich keinen Deutschen von irgendeiner persönlichen Verantwortung frei ... jede/r saß mehr oder weniger im selben Boot. Zitat(Bibero @ 12 Dec 2008, 09:58) zum man of the year: natürlich lag adolf als antwort auf der hand, ich find die formulierung trotzdem unglücklich. "gewusst" hat das ganze wahrscheinlich trotzdem kaum einer, hier entsteht aber auf minderwertigkeitskomplexbeladene personen, wie mich, der eindruck, dass ich dumm bin, wenn ich das nicht weiß. und das ärgert mich. Das war so nicht von mir beabsichtigt ... bis vor zwei, drei Jahren wusste ich das auch nicht mit Hitler & der "Person of the Year 1938", sah mich deshalb trotzdem nicht unbedingt mit einem Minderwertigkeitskomplex ausgestattet    ... es gibt immer Millionen von Fakten und Vermutungen, die wir nicht wissen/kennen ... ich meine, dann würden ja nie fertig werden mit unseren Minderwertigkeitskomplexen. Ich habe es deshalb so "verschlüsselt" geschrieben, weil ich nicht nur monologische Texte schreiben möchte ... und Googeln bietet sich ja als eine Form der Interaktion an. Deshalb habe ich es auch mit hingeschrieben ... kommt im Bildschirmtext wahrscheinlich anders rüber; das kann gut sein. Zitat(Bibero @ 12 Dec 2008, 09:58) und zur statistik: ich weiß nicht, aus welcher gegend des landes du kommst, aber für mich als wessi kann ich über "ein Auto pro Haushalt" nur müde lächeln. Der durchschnittshaushalt den ich in meiner Jugend kennengelernt habe, hatte ein Auto pro Person.  auch wenn hessen 2007 auch nur mit 594 PKW pro 1000 Einwohner protzen kann.  # Trotzdem kommt mir der Dresdner ziemlich autoabstinent vor. Wie bereits angedeutet, ich halte den Blick von Ost nach West mit der Erkenntnis "in Dresden gibt es vergleichsweise wenige Autos" (sinngemäß) für etwas eingleisig. Im weltweiten Vergleich liegt auch Dresden weit über dem, was m.E. nach gesund für Mensch und Natur ist ... Interessant fand ich zu diesem Thema ein Buch von Ivan Illich - "Die sogenannte Energiekrise" . Dieses Buch ist zwar schon über 30 Jahre alt, doch trifft m.E. nach den Kern besser als viele Bücher heute, weil es geschichtsmäßig weiter zurück geht als viele andere Werke. Für mich war die Hauptaussage jene, dass ab einem gewissen Energieniveau - bezogen auf den Transport - es immer Verlierer in der Gesellschaft geben muss . Und da könnte man vielleicht Zahlen von 150-250 PKW je 1000 Einwohner als "gesund" ansetzen ... genau weiß ich es natürlich nicht, doch ich denke, dass es in diese Richtung gehen würde. Letztlich hängt auch dies mit dem Thema "Arbeit" zusammen, denn ich vermute, dass 80% den PKW-Besitz mit dem Satz "Muss doch irgendwie zur Arbeit kommen" begründen würden. Und da sind wir irgendwann wieder beim Thema "Grundeinkommen" ... in Radebeul ging die Anzahl der zurückgelegten Verkehrswege in den letzten Jahren angeblich zurück. Die Vermutung, welche ich nachvollziehen konnte, war, dass es mehr Selbstständige gab und diese somit ihren Arbeitsplatz wohnungsnäher wählen konnten. Naja, und wer sich die letzten Jahre mal mit Brückenbefürwortern unterhalten hat, der hat zu 80-90% auch das Argument "Weg zur Arbeit kürzer" gehört, vermute ich. Wobei ich gar nichts gegen eine Elbquerung habe, doch die WS-Brücke ist PR-politisch mehr oder minder hervorragend in die Dresdner Köpfe "reingetrichtert" worden. Doch damit werden die Dresdner selbst zu tun haben ... wer nicht hören will, muss fühlen - sozusagen   So weit, so gut ... wieder mal mehr geschrieben als gewollt    ... Alles Gute, Micha.PS: Vor kurzem erzählte mir übrigens mal jemand (mit Kontakten zum Stadtrat), dass es sich bei der politischen Brückenentscheidung auch um eine militärische Entscheidung gehandelt habe - Dresden hat angeblich noch keine Brücke, über die Panzer fahren könnten. Dies wurde in den 1990er so vorgedacht, vielleicht schon vorher ... ich kann dies nicht einschätzen, halte die Argumente jedoch sehr wohl für möglich. |  
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				   12 Dec 2008, 16:47
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 3. Schein    
 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Zitat(Chris @ 12 Dec 2008, 15:58) Um den Vergleich mit dem Sonntagsausflug zu Ende zu führen. Natürlich wartet man dort auf ein Familienmitglied, da die ganze Familie einen Vorteil davon hat, wenn alle mitfahren können. In einer Bahn sitzen aber hunderte von Leuten (max. 260 passen in eine Dresdner Straßenbahn), die alle nichts davon haben, wenn man auf eine Person wartet.  Irgendwo muss ja mal Schluß sein mit so einer ideologischen Verklärung. Es wäre zwar schön, aber man kann eben nicht jeden retten. Überall dort, wo Menschen leben, müssen Kompromisse geschlossen werden. Und dafür müssen die einzelnen Parteien von ihrem Ideal Abstriche machen. Sehe ich z.T. auch so, Chris ... doch was meinst du mit "ideologischer Verklärung". Die Ideologie kommt nach den menschlichen Befindlichkeiten, sie nutzt diese nur geschickt oder ungeschickt aus ... das ist mit jeder Ideologie so.  Und für mich gehört zu Kundenservice eben mehr als "reine Pünktlichkeit", denn diese ist nach 3 Haltestelle häufig sowieso wieder dahin. Ich habe sehr oft Fälle erlebt, wo die Bahn noch 5-10 Sekunden stand und die Tür nicht aufgemacht wurde ... ob es daran lag, dass der Fahrer es nicht gesehen hat, kann ich freilich nicht 100% sagen. Doch ich habe es ebenso erlebt, dass uns an der Haltestelle Weixdorf der Fahrer m.E. sehen musste. Keine 10 Meter vorm Türdrücken fuhr die Bahn los ... weit und breit keine Sichtbehinderung. Da die Bahn noch eine Schleife machen musste, habe ich mich quasi wirklich auf die Schienen gestellt und den Tramperdaumen rausgehalten ... dann habe ich gelächelt und der Fahrer hielt noch einmal an. Beim Einsteigen gab's ein "Dankeschön" für ihn und wir haben uns alle unseren Teil gedacht, vermute ich ... oder auch nicht. Kompromisse schön und gut ... doch viele sind "faule Kompromisse" ... und das sage ich nicht nur in Zeiten der Bankenkrise   So weit, so gut ... ich muss zur Bahn    ... war'n Scherz ... Micha. PS: Ich habe im Übrigen nichts gegen einen pünktlichen ÖPNV ... wenn ich wirklich zu spät komme, habe ich Pech und nehme die nächste Bahn. Doch es geht um jene Situationen, in denen es m.E. ersichtlich ist, dass hier jemand noch 5 Sekunden braucht, um einzusteigen ... Lösen können wir das Problem sowieso nicht ... es geht lediglich um ein Bewusstmachen verschiedener Sichtweisen. Nicht mehr und nicht weniger.
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				   12 Dec 2008, 21:37
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 3. Schein    
 Punkte: 251
 seit: 06.10.2006
 
 
 | ich glaub du missverstehst das argument mit der pünktlichkeit. mir zumindest gehts nicht darum, ob die bahn wirklich um 17:24 losfährt, sondern mehr darum, dass ich, wenn ich erst mal in der bahn sitze, möglichst schnell ans ziel komme. ich könnte jedesmal verrückt werden, wenn ich nach nem tag arbeit zum beispiel mit der linie 11 auffer bautzner im stau stehe... wenn ich dann jedesmal noch fünf minuten länger in der bahn sitzen würde, weil an jeder haltestelle auf absolut jeden gewartet werden würde, dann würde mich das auch ärgern.
 gebe gerne zu, is nich die sozialste einstellung, im gegenzug wart ich aber auch gern bereitwillig, falls ich die bahn halt nich schaffe.
 
 das der bahnfahrer die türen nicht mehr aufmacht, obwohl er noch geraume zeit an der haltestelle steht, hab ich bisher nur einmal erlebt, und auch gleich mit ner mail an die dvb quitiert, die sich bei mir entschuldigt hat. wenn sowas passiert, ist es natürlich das letzte.
 aber habe heute einfach mal so eine unrepräsentative studie gemacht. bin ca. 35 haltestellen mit der bahn gefahren, und an vier haltestellen hat der bahnfahrer extra auf jemanden gewartet. dass jemand stehen gelassen wurde, ist mir nicht aufgefallen. und das deckt sich mit meinen erfahrungen aus mehr als drei jahren dvb.
 
 und zum thema autodichte:
 klar kann man für ne geringere autodichte sein, letztlich würde eine größere nachfrage an öpnv auch das angebot verbessern und so weiter und so fort. trotzdem bleiben da für mich n paar probleme:
 erstens: öpnv ist immer eine massenveranstaltung und passt damit nicht immer zu meinen individuellen anforderungen.
 zweitens: die autoindustrie ist ein extremer wirtschaftfaktor, sollte man einfach mal nicht unterschätzen (steht ja auch grad genug drüber in den medien)
 drittens: in einem freien land sollte ich doch die möglichkeit haben über die art und weise, wie ich mich fortbewege selbst entscheiden zu können. jemandem ein verkehrsmittel vorzuschreiben oder zu verbieten ist für mich faschistoid. - und der mensch möchte lieber ein auto haben, weil es bequemer, häufig schneller, individueller und auch ein teil des egos ist. das sollte man den menschen nicht verbieten. hat ja nix damit zu tun, dass man autos baut, die einen vernünftigen energieverbrauch haben.
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		| Proxima  | 
				   12 Dec 2008, 21:59
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		|  Abgemeldet 
 
 
 
 
 
 | Also heut früh waren die Strabafahrer echt unfreundlich!Als ich mit noch 2 anderen Personen zur 7 lief (es war noch rot) hat der wärend wir einstiegen die Türen zugemacht, sodass der 2. von der Tür regelrecht eingeklemmt wurde.
 Klar hatte er es eilig, aber kann der nicht warten, bis die 3. Person einsteigt, bevor er seinen Knopf drückt? Ich finde das zumindest extrem unverschämt!
 Und auf dem Rückweg (nach der 1.) waren die Leute gerade ausgestiegen, da blinkten schon die roten Lampen obwohl noch an die 50 Leute draußen standen, ok hat er wieder rückgängig gemacht, aber kaum gingen die letzten 10 rein blinkten die Lampen wieder und 2 Mädchen gingen die Türen vor der Nase zu. Und was hats gebracht? Er ist ganze 5 Meter gefahren und wartet an der roten Ampel..
 Sowas is einfach unnötig!
 Genauso dieses Gerase am Hauptbahnhof, wenn kurz vorher dieser Knick kommt, da fliegen permanent Leute durch die Gegend, wenn die Bahn voll ist..
 
 So musste mal meinen Frust ablassen!
 
 (sry eigentlich gings ja um Autos)
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				   14 Dec 2008, 01:24
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 3. Schein    
 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Hallo Bibero & Proxima, Zitat(Bibero @ 12 Dec 2008, 21:37) (1) aber habe heute einfach mal so eine unrepräsentative studie gemacht. bin ca. 35 haltestellen mit der bahn gefahren, und an vier haltestellen hat der bahnfahrer extra auf jemanden gewartet. dass jemand stehen gelassen wurde, ist mir nicht aufgefallen. und das deckt sich mit meinen erfahrungen aus mehr als drei jahren dvb. und zum thema autodichte: (2) klar kann man für ne geringere autodichte sein, letztlich würde eine größere nachfrage an öpnv auch das angebot verbessern und so weiter und so fort. trotzdem bleiben da für mich n paar (3) probleme :   (4) erstens: öpnv ist immer eine massenveranstaltung und passt damit nicht immer zu meinen individuellen anforderungen.  (5) zweitens: die autoindustrie ist ein extremer wirtschaftfaktor, sollte man einfach mal nicht unterschätzen (steht ja auch grad genug drüber in den medien) (6) drittens: in einem freien land sollte ich doch die möglichkeit haben über die art und weise, wie ich mich fortbewege selbst entscheiden zu können. jemandem ein verkehrsmittel vorzuschreiben oder zu verbieten ist für mich faschistoid. - (7) und der mensch  möchte lieber ein auto haben, weil es bequemer, häufig schneller, individueller und auch ein teil des egos ist. das sollte man den menschen nicht verbieten. hat ja nix damit zu tun, dass man autos baut, die einen vernünftigen energieverbrauch haben.  (1) Gut, dass du solche Erfahrungen machen konntest ... und gut, dass du sie auch mitteilen kannst. Proxima ging's offenbar anders ... Es geht auch nicht darum zu sagen, dass es ausschließlich so oder so ist ...  (2) Richtige Punkte ... (3) Ein US-Amerikaner korrigierte mal vor einigen Jahren einen Vortrag von mir und ersetzte "problem" durch "challenge" ... ich verstand das erst ein paar Jahre später so richtig, doch "Problem" klingt passiv (also wie "ich kann eh nichts verändern"); "Herausforderung" eher aktiv ... (4) ein/e mittelmäßig bis ganz volle/r Bus oder Straba ist sicher nicht jedermanns/-fraus Sache, doch auch die Straße ist eine Massenveranstaltung ... hier macht jeder seine Party alleine. Wem's gefällt ... Ich hatte auch sieben Jahre lang ein Auto in Dresden (okay, war'n Trabi   ) ... ich habe es seitdem (Anfang 2002) vielleicht ein-, zweimal wirklich "vermisst" ...Was sind denn deine individuellen Anforderungen? (5) genau das ist einer der m.E. wichtigsten Punkte ... in Deutschland hängen um die 5 Mio. Arbeitsplätze (rund jeder siebte) an der Automobilindustrie. Kommen da irgendwelche Einschränkungen o.ä. gibt es evtl. Probleme mit den Wählern usw. ... es hat schon seinen Grund, warum die Automobil-Lobby so stark ist ... das ist ein Wechselspiel, wo eine Hand die andere wäscht ... ganz wertfrei gesehen ... (6) Keiner hat etwas vom Verbieten geschrieben ... darum ging es auch gar nicht. Es ging ums Bewusstmachen gewisser Dinge ... nicht mehr, doch auch nicht weniger. Das Auto wurde nicht zum Spaß erfunden, sondern um den Transport zu erleichtern, ganz klar. Doch wie bei allen Dingen, gibt es ein paar "Auswüchse", die eben nicht ohne Konsequenzen bleiben ... (7) "der Mensch" - du redest gerade von dir, Bibero    ... ich weiß, wie du es meintest, doch es gibt genügend Menschen, die haben andere Bedürfnisse als du bzw. vielmehr wichten sie diese anders.  Autos mit einem "vernünftigen Energieverbrauch" gibt es seit Jahren ... in den Schubladen vieler Automobilunternehmen. Zum einen wurden sie nie wirklich gefördert (warum auch???), zum anderen waren sie wohl vielen Autofahrern "irgendwie nicht sexy" genug, vermute ich. Hey, warum sind Autos von Frauen im Durchschnitt meist kleiner und spritgünstiger als jene von Männern?    ... dazu gibt es Untersuchungen. So weit, so gut ... in diesem Sinne "Fahrt frei"    , Micha.Dieser Beitrag wurde von Michael13: 14 Dec 2008, 01:25 bearbeitet |  
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				   14 Dec 2008, 02:09
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 3. Schein    
 Punkte: 251
 seit: 06.10.2006
 
 
 | micha, ich glaub du schätzt mich falsch ein: ich hab nich mal eine fahrerlaubnis... und bin in einer autofreien familie aufgewachsen... ich selbst brauch auch nicht ernsthaft ein auto, weil ich einfach immer in städten mit gutem öpnv gelebt habe...wenn ich von menschen spreche, rede ich von meinen durchschnittsbekannten. und die haben für mich äußerst nachvollziehbare gründe für ein auto:
 * aufm land ist der öpnv einfach nicht ausreichend
 * wenn ich morgens um 6 in einer weiter entfernten stadt sein will, muss ich mit der bahn am frühen abend des vortages losfahren und dann ein ho(s)tel bezahlen
 * arbeitsplätze sind zT mehr als 15 minuten fußweg von einer haltestelle des öpnv entfernt... daraus ergibt sich:
 * ich brauch für den arbeitsweg (oder sonstige wege) teilweise mit dem öpnv bedeutend viel länger
 * im öpnv habe ich keine möglichkeit zu rauchen, falls meine sucht mir dies gebietet
 * die fahrpläne erfordern von mir sinnlose aufenthalte in fremden städten
 * bahnpreise sind oft teurer als benzinkosten bei zwei personen im auto
 * eine pause zum (bezahlbaren) essen ist im öpnv oft nicht möglich
 * ich laufe im auto nicht gefahr in überfüllten abteilen mit stinkenden menschen eingepfercht zu werden
 * im auto stört mich niemand mit schlechter musik aus mp3playern oder handyspeakern
 
 die liste ist noch ewig weiterzuführen... teile der probleme ließen sich wahrscheinlich auch relativ leicht lösen, intuitiv würd ich aber einfach mal sagen: autos sind aus umwelt- und lärmgründen ein potentielles problem. lasst uns also versuchen diese probleme zu lösen (wenn schon nicht aktiv, dann wenigstens von der intention), statt autos zu verteufeln...
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				   14 Dec 2008, 02:29
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 3. Schein    
 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Zitat(Bibero @ 14 Dec 2008, 02:09) micha, (1) ich glaub du schätzt mich falsch ein: ich hab nich mal eine fahrerlaubnis... und bin in einer autofreien familie aufgewachsen ...  ... die liste ist noch ewig weiterzuführen... teile der probleme ließen sich wahrscheinlich auch relativ leicht lösen, intuitiv würd ich aber einfach mal sagen: autos sind aus umwelt- und lärmgründen ein potentielles problem. lasst uns also versuchen diese probleme zu lösen (wenn schon nicht aktiv, dann wenigstens von der intention), (2) statt autos zu verteufeln ... (1) Nun, Bibero, ich würde sagen, dass meine offenbar nicht richtige Einschätzung deiner Person u.a. aus deinem vorher Geschriebenen und meinem danach erfolgten Verallgemeinern kam    ... wie immer 50:50    ... so weit, so gut. (2) wenn der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich irgendwann Autos "verteufelt" habe, dann entschuldige bitte ... war nicht meine Absicht. Zudem würde ich a.) nicht die Autos verteufeln, denn die können weder dafür, dass sie gebaut noch dafür, dass sie gefahren werden und b.) auch mit dem Teufel wäre ich vorsichtig    ... Alles in allem - und so auch im Ausgangsartikel - habe ich versucht einige Dinge bewusst zu machen. Natürlich rutscht mir da ab und an eine spitze Bemerkung heraus, doch es ging nicht ums Verteufeln ... Ich würde es mal so ausdrücken: das Auto ist ein Teil des Lebens eines jeden Menschens in Deutschland nach ungefähr 1910, also sagen wir seit 100 Jahren. Es hat sich zu dem entwickelt, was es jetzt ist und alles ist erklärbar (Öl, Lobby, Statussymbol, Arbeitsmarkt-Transportmittel usw.) ... Aktiv werden kann jeder u.a. durch Auto mal stehen lassen, ÖPNV nutzen, Fahrrad oder Fuß etc. ... auch hier heißt das alles nicht : Nur so und nicht anders! ... es sind lediglich Anregungen,  die eigentlich jede/r auch längst weiß    ... das ist ja immer wieder das irgendwie Skurrile an solchen Diskussionen ... und ich sie vielleicht gerade auch deshalb so sehr mag   Alles Gute, Micha.  |  
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				   14 Dec 2008, 18:35
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 Froschologe          
 Punkte: 5016
 seit: 01.10.2003
 
 
 | Zitat(Michael13 @ 11 Dec 2008, 23:05) Ich bin prinzipiell für ein Grundeinkommen, meinetwegen zunächst auf Hartz-IV- bzw. ALG-II-Höhe ... wegfallen sollte der Bewerbungszwang für sog. Arbeitslose. Die Vater-Staat- und Mutter-Kindergarten-Mentalität, ausgedrückt durch den theoretischen Slogan "Fördern und Fordern" ist völlig verquer, weil in der Realität "Fordern und Fördern" draus wird ... Gefördert wird dann häufig genau das, was man eigentlich bekämpfen will (Faulheit, Betrug & Bereicherung, Armut - was auch immer das alles sein kann usw.). Gefördert werden in erster Linie ABMs (richtige und Quasi-ABMs) für viele Bereiche, die es gar nicht geben würde und wenn, dann wesentlich wirtschaftlicher und freiheitlicher ... jemand der der nicht arbeitet, sollte also keinen druck bekommen, jemand der arbeitet sollte aber druck bekommen? im beispiel der bahnfahrer, der für jeden vollpfosten anhalten soll?  verstehe ich das richtig? offtopic: hast du denn in deiner scheinbar langen unikarriere nicht gelernt, mal auf den punkt zu kommen?Dieser Beitrag wurde von wombat1st: 14 Dec 2008, 18:36 bearbeitet
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 Lacht kaputt, was euch kaputt macht! |  
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				   15 Dec 2008, 01:16
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 3. Schein    
 Punkte: 324
 seit: 31.05.2008
 
 
 | Zitat(wombat1st @ 14 Dec 2008, 18:35) (1) jemand der der nicht arbeitet, sollte also keinen druck bekommen, jemand der arbeitet sollte aber druck bekommen? im beispiel der bahnfahrer, der für jeden vollpfosten anhalten soll? (2) verstehe ich das richtig? (3) offtopic: hast du denn in deiner scheinbar langen unikarriere nicht gelernt, mal auf den punkt zu kommen? zu (1): du schneidest erneut ein gutes Thema an, wombat1st ... Arbeit. Was ist Arbeit? Erwerbsarbeit? In Deutschland sind gerade mal 45 % der Bevölkerung erwerbstätig. Tendenz im Prinzip abnehmend, da Rationalisierung an allen Ecken und Enden möglich wären - selbst im Bankwesen sollen angeblich noch locker 40% der Arbeitsplätze eingespart werden können. Erst vorgestern habe ich in einem Film über das Grundeinkommen erfahren, dass in Deutschland jährlich 56 Mrd. Stunden in Erwerbs-, jedoch 96 Mrd. Stunden in Ehrenamtsarbeit geleistet werden. Das Ehrenamt kann eine wunderbare Sache sein, um bezahlte Arbeitsplätze gar nicht erst schaffen zu müssen. Das wissen auch jene, die etwas zu sagen haben bzw. das Geld für Investitionen haben. Der Mensch möchte prinzipiell arbeiten und tut dies auch, zur Not auch ohne Geld, wenn er sonst seine Bedürfnisse finanziell (z.B. ALG I oder II etc.) abdecken kann ... oder über einen "regulären" Job. Meine persönlichen Erfahrungen und die Erzählungen Dutzender anderer haben mir gezeigt, dass sehr viele Menschen eigene Ideen und Visionen haben, jedoch durch die (deutschen) Bürokratiemühlen an deren Umsetzung gehindert werden und es dann so aussieht als würden sie sich nicht kümmern. Folglich bekommen sie eine ABM, eine sog. AGH (ARGE-Deutsch für Arbeitsgelegenheit) oder nehmen einen Job an, den sie eigentlich nicht wirklich wollen. Die Folgen für die Wirtschaft sind immens.  So wie ich das mittlerweile wahrnehme, wird Deutschland in den nächsten Jahren an den meist politisch bedingten Bereinigungen der Arbeitslosenstatistiken "leiden" ... da hat man sich aus politischem Kalkül jahrelang sich selbst und die Bevölkerung bewusst oder unbewusst angelogen. Und viele in der Bevölkerung wollten das auch genau so    ...  Und da man kaum die Statistiken verändern wird, sonst hätte man heute um die 8-10 Mio. sog. Arbeitslosen in Deutschland, wird sich der Begriff der Arbeit verändern müssen ... entweder oder bzw. sowohl als auch.   zu (2): So wie ich dich verstanden habe, hast du es anders interpretiert als ich es meinte. Ein Straßenbahnfahrer sollte keinen Druck bekommen, sondern seine Arbeit nur möglichst mit Liebe zum Kunden machen ... ohne das braucht er kein Straßenbahnfahrer sein, sondern würde besser einen anderen Job machen. zu (3): Geht schneller im persönlichen Gespräch, denn da sind zehn Internetzeilen ungefähr eine Minute ... schneller bin ich auch bei Menschen, die im Kopf relativ frei sind. In diesem Sinne ... alles Gute, Micha.  |  
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