Zitat(caprice @ 05 Jun 2009, 09:51)
Die Frist bis zum Ablauf des Copyrights ist natürlich endlos lange, aber warum sollten von einem fleißigen Künstler nicht auch die Erben etwas haben ? Finde ich persönlich jetzt nicht verwerflich wenn der Verdienst vom Cover des Covers des Covers letzendens noch etwas bei der Famile des Ursprungskünstlers ankommt.
Auf der einen Seite steht natürlich die Entlohnung für den Künstler (oder dessen Familie). Auf der anderen Seite steht aber auch Kunst/Musik/Schriftstellerei als Volksgut. Zum Beispiel der Song "Happy Birthday to you". Von jedem gekannt und gesungen. In der EU bis zum Jahre 2016 copyright geschützt, in den USA sogar bis mind. 2030. Würden die Gesetze durchgesetzt, wie sie bestehen, müsste jeder, der dieses Lied singt, dafür Geld bezahlen (natürlich kann man es noch nicht überwachen, aber angenommen, man könnte es?). Kunst birgt ein großes Maß an Identität und Tradition, wofür wir in Zukunft bis in alle Ewigkeit zahlen sollen (ginge es nach einigen großen Mitspielern, würden die Copyright Fristen noch viel länger nach dem Tode aufrecht erhalten).
Zitat
Wie genau denn diese Reform aussehen soll kann ich eurer Homepage btw nicht entnehmen. Die Forderung ködert
meiner Meinung nach nur noch zusätzlich die Stimmen der kleinkriminellen Raubkopierer die sich lieber legal ihre "Sicherheitskopie" ziehen wollen

. Ein Kopierschutz ist doch aber ein gerechtes Mittel um sich gegen den großen Klau von Musik und Software aus dem Internet zu wehren.
Ein Kopierschutz ist kein vernünftiges Mittel. Wer ihn umgehen will, der kann das tun. Grundlage ist, dass ich mit einer Sache, über die ich die Kontrolle habe, alles tun kann, was ich will. Weiterhin gilt: Kann ein Gesetz nicht durchgesetzt werden, ist es sinnlos. Um nun also das "Kopierschutzgesetz" nicht der Sinnlosigkeit preis zu geben kann ich zweierlei Dinge tun:
a) Ich sorge dafür, dass keiner mehr die Kontrolle über seine eigenen Medien hat. TCPA ist ein gutes Stichwort dafür. Probleme gibt es dabei massig: du kannst z.B. nichts mehr an deinem Computer verändern, ohne dem Kontrolleur Bescheid zu geben. Keine neuen Geräte, keine neue Software. Diese Kontrolle ist teuer und wird natürlich von dir bezahlt.
b) Ich sorge dafür, dass du zuviel Angst hast, die Medien illegal zu kopieren. Dazu wird dein Netzwerk überwacht. Alles aufgezeichnet, was du im Internet machst. Deine Daten, die du hoch- und runterlädst werden auf urheberrechtlich geschütztes Material durchgesehen. Deine Post wird geöffnet, ob du nicht illegale Treffen vereinbarst, oder dir USB-Sticks mit Musik zuschickst. Die Polizei darf dich auf der Straße verdachtsunabhängig kontrollieren, ob gebrannte CDs oder kopierte Daten dabei hast. Probleme gibt es dabei auch für dich: du musst dir zu jedem Musikstück, dass du digital hast, eine Beleg aufheben, dass du es legal erworben hast. Da kommen ganz schöne Ordner zusammen, wenn man eine ordentliche Musiksammlung besitzt.
Du erhältst zudem nicht mehr das Eigentum an dem Musikstück, sondern nur noch eine Nutzungslizenz mit Folgen:
1. Sie kann zu beliebigen Zeitpunkten auslaufen (z.B. mit Neuinstallation deines Computers)
2. Du darfst ein Musikstück nicht auf verschiedenen Geräten benutzen, sondern musst für jedes Gerät extra bezahlen. So kostet dich ein Lied 3 Euro, statt 1 Euro, wenn du es nicht nur auf deinem Computer sondern auch auf deinem iPod und in deinem Autoradio hören willst. Vielleicht kostet es dich sogar bei jedem Anhören 1 Euro.
3. Du darfst das Musikstück auch nicht weiterverkaufen. Früher hat man noch eine CD an seinen Kumpel verkauft. Heute ist das schon fast eine kriminelle Handlung.
Weiterhin werden durch die Anti-Kopier-Gesetze alle Nutzer von Inhalten kriminalisiert. Du bist ständig in der Bringschuld zu beweisen, dass du für die Inhalte, die du nutzt, auch die Rechte erworben hast. Ein Beispiel: Du hast eine CD gekauft. Damit besitzt du (nach alter Leseweise) die Rechte diese Musik immer und überall anzuhören. Jetzt ist da Kopierschutz drauf, aber du hättest sie gern auf deinem MP3 Player. Also lädst du dir die Musik aus dem Internet herunter. Damit begehst du aber ein Verbrechen und die Musikindustrie, die deine IP in der Tauschbörse findet, zeigt dich an. Kostet dich eine ordentliche Stange Geld, noch bevor es zum Verfahren kommt. Zudem wird natürlich dein Computer zur Sicherung von Beweisen kassiert, du bekommst ihn nach Ablauf des Verfahrens nach insgesamt 2-3 Jahren wieder zurück. Und alles, obwohl du das Musikstück in deinem Eigentum war.
Natürlich gibt es auch Menschen, die bewusst Musikstücke oder Software klauen. Doch hierbei stellt sich die Frage, ob diese Menschen wirklich einen Schaden erzeugen. Meistens kann man davon ausgehen, dass die geklauten Werke nicht wirklich gekauft worden wären. Wer für den kommerziellen Einsatz geklaute Software verwendet, dem fällt dies meist sehr bald auf die Füße. Und für den privaten Einsatz würde keiner das meist viele Geld ausgeben, sondern auf billigere oder kostenlose Produkte umsteigen. Im Grunde eigentlich ein Gewinn für die Softwarefirmen, da die Nutzer auf ihre Produkte getrimmt werden, und diese dann später für den kommerziellen Einsatz kaufen.
Bei Musik ist die Sache anders gelagert. Musik ist meistens eine Hintergrundberieselung. Wenn die Menschen hier nicht mehr klauen könnten, würde bestimmte Musik eben nicht mehr gehört, sondern nur die, die es auch in anderen Quellen (wie Radio) gibt. Ein Musikstück würde dann eben nur gekauft werden, wenn es das Preis/Leistungsverhältnisempfinden des Hörers befriedigt. Mit vielen Stücken ist man zufrieden, wenn sie im Radio dahindudeln. Mehr will man nicht haben. Angebote wie iTunes oder Rhapsody zeigen aber auch, dass die Konsumenten durchaus gewillt sind, für Musik zu bezahlen. Die Raubkopiererei ist eher als Antwort auf die schlechten Internetstrategien der Verkäufer zu verstehen. iTunes zeigt hervorragend, dass die Gängelung durch Kopierschutz den Kunden nicht zuzumuten ist, ihnen darüberhinaus so weit zu vertrauen ist, dass man frei kopierbare mp3s anbieten kann. Rhapsody indes ist ein erster Ansatz zur Kulturflatrate. Dort kann man für 10 Dollar im Monat soviel Musik streamen, wie man will. Und die Leute zahlen.
Die Forderung der Piraten ist somit nicht als Abschaffung des Urheberrechtes zu verstehen, sondern als vernünftiger Umgang mit dem geistigen Eigentum, der es ermöglicht, dass eine freie Entfaltung und Weiterentwicklung der Kunst, der Traditionen und der Identität eines Volkes stattfindet.