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Netzdemokratie

Virtuelles Parlament ist online
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post 02 Sep 2009, 11:54
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NeoHippie
****

Punkte: 456
seit: 11.09.2006

Zitat(Fuchs @ 02 Sep 2009, 11:07)
hmmm so habe ich das gar nicht verstanden. eher so, als nehme man das historisch gewachsene parlament, nimmt es als grundlage und schaut mal was passiert. der angestrebte realpolitische einfluss geschieht dann doch lediglich medial (infos, wie "das volk" zu bestimmten dingen steht)... im ergebnis stellt das sicher nicht mehr als eine online-petition da (und da haben wir doch sicher alle mal unterschrieben)... der rest bleibt soziales netz und diskussionsplattform...
*



Völlig unabhängig von dieser völlig richtigen Aussage: Es ist auch unpraktikabel ein Gebäude zu errichten, in welchem sich das Volk treffen könnte, in Ausschüssen uzsammensitzen könnte und über Dinge abstimmen könnte. Schon aus logistischen Gründen (wir sind schließlich ein großes Volk pinch.gif )

Sollte man den Sinn und Zweck tatsächlich nur in der medialen Resonanz für bestimmte Anliegen sehen, so glaube ich, dass mit der Online-Petition beim Bundestag ein besseres Instrument vorhanden ist.

Ansonsten sehe ich es insgesamt auch gar nicht als VL Ersatz irgendwelcher RL Akivitäten. Wenn man politisch etwas verändern will, muss man meist immernoch auf etablierte Organisationen zurückfallen und sich dort engagieren. Oder selber eine gründen. Das ist aus Gründen der lokalen Betroffenheit (Nazis im Viertel, Bau einer Brücke, Bau einer Deponie um nur einige Dresdener Beispiele zu nennen [obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es tatsächlich Leute gibt, die etwas gegen Nazis im Viertel tun wink.gif ]) meist sowieso eher RL lastig. Für Leute die nur reden, und wenig tun wollen, bieten sich dagegen neben den etablierten Instrumenten (NGO-Kampagnen, Spendenmitgliedschaften, Petitionen) jetzt zusätzlich dieses.

Gleichzeitig ist es ein spannendes Experiment, politischen Willen zu formulieren. Wie gut das funktioniert, wird ja gesehen werden wink.gif

Liebe Grüße
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post 02 Sep 2009, 15:47
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Froschologe
*******

Punkte: 1018
seit: 19.06.2006

WARNUNG - subjektive Gedanken!

Zitat(abadd0n @ 02 Sep 2009, 08:27)
Hier wirfst Du eine Kernfrage auf: Inwieweit ist das Internet eine Abbildung der Realiät? Welchen Gehalt an Wahrheit und Objektivität hat diese Virtualität?

These: Das Internet durchdringt als Massenmedium die gesamte Gesellschaft und ist ob seiner Interaktivität nicht mehr mit den herkömmlichen Massenmedien vergleichbar, da es trotz seines nicht greifbaren Charakters eine derart umfassende Durchdringung aufweist, dass man ihm eine Abbildung der Realität zugestehen muss. (Luhmanns Systemtheorie sei hier inklusive Foucaults Machtstrukturen berücksichtigt!) Das Internet sei hier als modernes, strukturelles Panoptikum zu verstehen: Der Einzelne ist nicht mehr einzeln, sondern vernetzt. Das Massenmedium ist nicht mehr Instrument und Symptom der Realität, sondern struktureller Bestandteil derselben. Du sprichst zurecht von "einer Art zweites Leben"*, man entkommt der medialen Realität des Internets einfach nicht mehr. Die Vokabel "entkommen" suggeriert hier einen Zwang hierarchischer Natur, das ist aber eben nicht so - so meine These. Vielmehr ist die Ausgangsfragestellung Ausdruck der Unsicherheit gegenüber dem gesellschaftlichen Wandel. Ganz ähnlich müsste man sich Gutenbergs Buchdruck als Phänomen zum Vergleich heranziehen.

Zugegeben: Es steht einem immernoch frei, das Internet als Dispositiv zu betrachten und auf die stattfindende Selbstbegrenzung hinzuweisen, aber das führte jetzt zu weit. Oder doch nicht?

#abD

P.S.: Es sei der Verweis auf diese Veranstaltung gestattet.
*


&

Zitat
Fuchs: phrase von ende der 90er?
jeder weiß, was er am RL hat und das VL gehört nunmal unumstößlich dazu (#2 abd). ob das gut oder schlecht ist, bleibt Glaubensfrage! smile.gif


smile.gif Die aufgestellte These meinerseits war nicht als Hexenhammer wider eines virtuellen Mediums gedacht. Die vollendete Kolportage (hier in der heute verwendeten bzw. leider gebräuchlichen Bedeutung - die Geschichte zur Wandlung ist höchst interessant) überlasse ich Leuten aus den 60zigern. smile.gif
Insgesamt wäre auch in diesem Moment der Tatbestand der Doppelmoral erfüllt, da der User in meiner Person nicht einen realen Ort aufsuchte, sondern zwecks Vermeidung von Transaktionskosten das virtuelle Medium vorzog (auch wenn manch F2F-Gespräch mit Dir abd RL-technisch durchaus interessant war).
Zu Luhmanns Systemtheorie bzw. Foucaults Machtstrukturen fehlt mir im Moment der Zugang (Crux der Mehrwertsozialwissenschaften smile.gif ).
Luhmann werde ich mir aber mal auf die 2do-Liste schreiben. Der kurze Überflug war interessant.
Foucault bleibt nach der selben Aktivität auf der PIX-Liste. Ich finde genau wie bei Freud keinen Zugang.
Somit kann ich temporär nur vereinfacht darauf eingehen, was Du geschrieben hast.


Zitat
Das Internet durchdringt als Massenmedium die gesamte Gesellschaft und ist ob seiner Interaktivität nicht mehr mit den herkömmlichen Massenmedien vergleichbar, da es trotz seines nicht greifbaren Charakters eine derart umfassende Durchdringung aufweist, dass man ihm eine Abbildung der Realität zugestehen muss. (Luhmanns Systemtheorie sei hier inklusive Foucaults Machtstrukturen berücksichtigt!)


1. Inwieweit das Internet wirklich die gesamte Gesellschaft durchdringt, ist keine einfach zu beantwortende Frage. Userstatistiken liegen ja gerademal bei 50-60% (eine Quelle: Internet User Statistics & Population for 53 European countries and regions). Natürlich weiß keiner, ob der "Rest" nicht doch irgendwie involviert ist. Zum Beispiel durch trivialen Wechsel der Kommunikation bzw. über den User als Transmitter.
2. Sind denn die herkömmlichen Massenmedien gegenüber dem Internet wirklich so uniform? Auch "Unterschichten"-TV ist für viele Menschen z.B. nicht greifbar.
Das Internet hat aufgrund seiner technischen Grundstruktur Vorteile, die den Anschein von Grenzenlosigkeit erwecken. Hinzu kommt die Globalität. TV, Print, Telek und Radio sind dagegen relativ simpel zu kontrollieren. Trotzdem schafften auch diese Oldschool-Medien Grenzen zu überwinden.
Weiterhin muss man sehen, dass die alten Medien ja ein Grundbestandteil des Netzes sind. Somit sind auch die inneliegenden Eigenschaften übernommen worden.
Es existiert also ein technisches Konstrukt, welches als Weiterwicklung alle Medien insich vereint und global implementiert ist.
Die Komplexität bzw. das "Nichtgreifbare" besteht nun in der Superposition. Drehe ich an einem Ventil, weiß ich nicht wo letztendlich der Dampf entweicht, weil undendlich viele Ventile mit jenem verschaltet sind.
Ich kenne alle Einzelabschnitte, ich weiß wie sie funktionieren, aber das große Ganze entzieht sich mir aufgrund der Komplexität.
Ich werde zum Beobachter (so ähnlich habe ich nach dem Überflug auch Luhmann verstanden - bitte korregieren wenn falsch).
Makrotheoretikern in der VWL geht es übrigens ähnlich - deshalb gibt es nicht "die" Globaltheorie, es ist einfach zu komplex.
Es "gleicht", in dem Punkt gebe ich Dir recht, also der Realität. Jetzt stellt sich die triviale Frage, ob "jeder" Mensch überhaupt Bock auf soviel Komplexität hat, wenn er schon mit der realen Welt genug zu tun hat. Gibt es also eine wirkliche Gesamtdurchdringung?
Und für jene Menschen die sich einlassen: Sind sie denn der neuen ("vereinfachten") Komplexität gewachsen?
[Schwirrender Gedanke am Rande: Und warum versucht man überhaupt die Wirklichkeit abzubilden, etwas dem man doch eigentlich entfliehen möchte? (Diese Fragestellung stammt übrigens von Gameartists, die sich gefragt haben, warum Spiele dauernd der Realität angepasst werden - gleiche Welt, ähnliche Organismen, Physik, etc.)]

Die tatsächliche Durchdringung steckt also noch in den Kinderschuhen. Gewollt oder ungewollt.

Zitat
Vielmehr ist die Ausgangsfragestellung Ausdruck der Unsicherheit gegenüber dem gesellschaftlichen Wandel. Ganz ähnlich müsste man sich Gutenbergs Buchdruck als Phänomen zum Vergleich heranziehen.


Ob nun Unsicherheit oder gesunder Respekt. Hinterfragung/ Ablehnung von Innovationen/Thesen/Wandel muß nicht immer gleich auf dem Scheiterhaufen enden.
Gutenbergs Buchdruck hatte sich ja auch durchgesetzt.
Wie siehts mit Kernkraft aus? Gegner wurden ja auch als ewig Gestrige beschimpft (noch heute), welche den Fortschritt behindern.
Aktien- respektive Optionen-/Zertifikatenhandel! Welch eine fundamentale Gesellschaftsveränderung - von der Komplexität her so heftig, das sogar Supercomputer scheitern.

Insgesamt, wenn ich alles zusammenfasse, geht es mir lediglich darum, muss ich mir künstlich Welten erschaffen, wenn das komplizierteste Konstrukt vor meiner Haustür schon vorhanden ist?
Internet als Träger und Austausch von Informationen - gerne. Aber lieber nicht als Welt in der Welt.

Dieser Beitrag wurde von SHARK: 02 Sep 2009, 15:48 bearbeitet


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post 02 Sep 2009, 19:26
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nütziger als nützig
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Punkte: 3171
seit: 07.03.2009

TL;DR

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass eine eXma Funktion die mir sämtliche Postings in einem Thema trollfreundlich zusammenfassen würde doch höchst willkommen wäre.

anyhow: abd, was meinst du mit strukturell beim Panoptikum, kannst du das präzisieren?
Zitat
Das Internet sei hier als modernes, strukturelles Panoptikum zu verstehen: Der Einzelne ist nicht mehr einzeln, sondern vernetzt. Das Massenmedium ist nicht mehr Instrument und Symptom der Realität, sondern struktureller Bestandteil derselben.

wie äußert sich das Massenmedium al sstruktureller Bestandteil?
Kann dir grad nicht folgen. Danke.


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"ich begebe mich auf eine unklare reise in ein geheimnisvolles land. ich werde antworten finden auf fragen, die ich nicht erkenne. die sonne geht auf.

ich renne im dunkeln. auf weichen sohlen bewege ich mich durch die stadt, den kragen hochgestellt. die zerschrammten knie streichelt der wind. nachts gehe ich ans meer und höre ihm zu.

ich sehe mit meine händen, ich träume im licht, ich schreibe briefe von der erde."

-M.H.-
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