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> Die DDR blühende Landschaften und Legenden

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post 24 Sep 2009, 11:46
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Straight Esh
*********

Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Es interessiert mich ja doch, weil dieses Thema immer wieder hochgekocht wird:

Reden z.B. die etablierten Parteien über die DDR, war der DDR ein fieser Unrechtsstaat. Jeder wurde unterdrückt. Tun, was man für richtig hielt ging nur, wenn man der SED oder der Stasi nahestand. Wer sich nicht linientreu erklärte wurde in miese Jobs abgeschoben, die man nicht wollte. Studieren konnteste sowieso vergessen und auch einen guten Job und Wohnung bekam man nur mit Parteibuch. Eine Diktatur eben, wie sie im Buche steht.

Aber kaum kommt mal das Wort auf unsere Kanzlerin, die angeblich Funktionärin in der FDJ war und nur deswegen an die Akademie der Wissenschaften durfte, wird die DDR plötzlich zu einem Hord der Freiheit. Selbst an der Eliteakademie konnte man gehen, ohne sich irgendwie als mit dem Regime einverstanden zu erklären. Auch attraktive Arbeitsplätze gab es scheinbar ohne SED-Mitgliedschaft.

Ja was denn nun? Was soll man denn glauben? Was kann man denn glauben?


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bonum agere et bonum edere,
sol delectans et matrona delectans

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post 25 Sep 2009, 00:30
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Froschologe
*******

Punkte: 1018
seit: 19.06.2006

einerseits kann ich dich verstehen - andererseits:

Bertolt Brecht
Maßnahmen gegen die Gewalt
(1) Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach,
merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. (2) Er blickte sich um und sah
hinter sich stehen - die Gewalt. (3) „Was sagtest du?“ fragte ihn die Gewalt. (4) „Ich sprach mich
für die Gewalt aus“, antwortete Herr Keuner.
(5) Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. (6) Herr
Keuner antwortete: (7) „Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. (8) Gerade ich muß länger
leben als die Gewalt.“
(9) Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
(10) In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der
Zeit der Illegalität ein Agent, (11) der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen
derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung, in
die er seinen Fuß setzte; (12) ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; (13)
ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
(14) Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und
fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: (15) „Wirst du mir dienen?“
(16) Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, (17)
und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. (18) Aber was immer er für ihn tat,
eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen. (19) Als nun die sieben Jahre herum
waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der
Agent. (20) Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus,
wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: „Nein.“
[Bertolt Brecht: Gesammelte Werke Bd. 12. Frankfurt (Main) 1967 (=werkausgabe edition
suhrkamp), S. 375f.]

ein Versuch von Gleichschaltung, bedeutet nicht, dass dieser auch erfolgreich ist

genauso, wie jeder Kampf, in einer bestimmten Situation verloren werden kann

das sagt einem natürlich vorher keiner - cest la vie

aber stell dir einfach mal vor, die montagsdemonstrationen hätten 10 jahre eher angefangen, möchte ich mir ehrlich gesagt gar nicht weiter ausmalen (manchmal hat einfach auf die fresse keinen nutzen - ob das abwarten bis zum obligatorischen zerfall eines unsinnigen konstruktes die bessere wahl ist - ist so strittig wie die geschichte vom huhn und dem ei - jedoch zeigt die geschichte ja, das es auch positive beispiele gibt - nun manche entscheiden sich halt für das leben, in hoffnung auf bessere zeiten, gerade mit lütten in der hand)

Dieser Beitrag wurde von SHARK: 25 Sep 2009, 00:43 bearbeitet


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