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>sQeedys Wissenschaftsecke Gedanken zur Wissenschaft von heute

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post 09 Oct 2009, 15:01
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Zirpende Grille
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seit: 17.06.2004

Wissenschaft ist eine Wissenschaft die Wissen schaft... oder so ähnlich. Doch welches Wissen wird heutzutage denn geschaffen? Mit diesem Thread möchte ich die ökologische Nische des wissenschaftlichen "bloggens" auf eXma besetzen und euch, die ihr an einer (hauptsächlich) naturwissenschaftlichen Universität studiert die aktuellen Erkennisse aus den Naturwissenschaften (und Randbereichen) etwas näher bringen.

Wer's interessant findet mag auch gern kommentieren oder PM schreiben. Ich bitte jedoch *hust* sinnfreie Kommentare *hust* zu unterlassen. Danke!

Desweiteren möchte ich drauf hinweisen, dass ich weder ein Verlag bin, von dem regelmäßige Ausgaben zu erwarten sind, noch, dass ich in irgendeiner Art und Weise objektiv schreibe. Was hier steht sei meine Meinung und mehr nicht. Auch schreibe ich hier nur über Sachen, die ICH interessant finde und nicht über jeden Sch**** der eben so aktuell ist.

In diesem Sinne: Frohes Lesen!


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Es ist kein Narr der Possen reißt und auch kein Narr der Unsinn spricht.
Der wahre Narr ist der, der meist nur staunt und blinden Glaubens ist.
Eichenschild
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post 09 Oct 2009, 15:18
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Zirpende Grille
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seit: 17.06.2004

Heute mal 2 Beiträge, weil ich ein wenig gesammelt hatte:

#1: von sonnenbeschienenen Strand der Virologie

Retrovirus könnte Erschöpfungssyndrom auslösen

8.10.2009

Zitat
Das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) hängt offenbar mit der Anwesenheit des Retrovirus XMRV (Xenotropic murine leukaemia virus-related virus) im Körper zusammen, meinen Vincent Lombardi vom Whittemore Peterson Institute in Reno, USA, und seine Kollegen. Sie entdeckten den Erreger nun in den Blutzellen von mehr als zwei Dritteln der darauf untersuchten Patienten mit CFS (Chronic Fatigue Syndrome). Nur 3,7 Prozent der Gesunden tragen das Virus.

Das menschliche Gammaretrovirus steht bereits unter dem Verdacht, verschiedene Krebserkrankungen hervorzurufen. Die Wissenschaftler zeigten weiter, dass XMRV aus Patienten andere Zellen infizieren sowie Immunreaktionen auslösen kann. Es sei unklar, ob der Erreger tatsächlich zum Erschöpfungssyndrom beiträgt; die auffallende Häufigkeit des Virus in Erkrankten lege dies jedoch nahe, so die Forscher.

Das chronische Erschöpfungssyndrom ist eine in weiten Teilen noch schlecht erforschte Krankheit, die unter anderem mit lang anhaltenden geistigen und körperlichen Erschöpfungszuständen, Schmerzen und nachlassender Hirnleistung einhergeht. Die Ursachen sind unbekannt, vermutet werden etwa Infektionen mit Epstein-Barr-Viren, infektionsbedingte Hormonstörungen, Zelldefekte, chronische Borreliose, psychosomatische oder psychosoziale Störungen oder Umweltbelastungen.

Das krankheitserregende Potenzial von XMRV bleibt unbekannt, aber bedrohlich, kommentieren John Coffin von der Tufts University in Boston und Jonathan Stoye vom National Institute for Medical Research in London. Mit XMRV verwandte Gammaretroviren sind allerdings bereits als gefährliche Erreger verschiedener Krankheiten entlarvt worden. Womöglich sind auch die in Gesunden - schätzungsweise zehn Millionen Menschen weltweit - vorkommenden Viren ein bislang unterschätzter Auslöser verschiedener Krankheiten, spekulieren die Kommentatoren.


Durchaus interessant, vor allem, da die Durchseuchungsrate der Bevölkerung relativ hoch zu sein scheint und es noch nicht einmal Symptome geben muss, wenn man das kleine Biest in sich trägt. Hoffentlich bedenken die Leute aber auch, dass die hohe Infektionsrate bei CFS-Patienten auch mit dem geschwächten Immunsystem erklärt werden kann, was die klassische Huhn-Ei-Frage aufwirft. Was war also zuerst da? Ist XMRV einer der Faktoren, welche zu CFS führen können oder nur eine Begleiterscheinung?

Interessant dazu: 2006 stand "Stress" als ein psychischer Faktor für CFS zur Debatte:

Stress löst chronisches Erschöpfungssyndrom aus

07.11.2006

Zitat
Stress, emotionale Instabilität und traumatische Kindheitserfahrungen vervielfachen die Wahrscheinlichkeit, Jahre später am chronischen Erschöpfungssyndrom zu erkranken, so das Resultat zweier aktueller Studien. [...] Beide Studien bestätigen damit im Ergebnis die Vermutung, dass Betroffene infolge außergewöhnlicher Belastungen erkranken, die vom Gehirn nicht ausreichend verarbeitet werden konnten.

Christine Heim und ihre Kollegen von der Emory-Universität in Atlanta befragten 43 Personen, die am chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS, Chronic fatigue syndrome) erkrankt waren, nach traumatischen Erlebnissen wie sexuellem, körperlichem oder psychischem Missbrauch während ihrer Kindheit. Wie sich herausstellte hatten unter den CFS-Kranken deutlich mehr Menschen einst unter traumatischen Erlebnissen gelitten als in der etwa gleich großen Vergleichsgruppe.

Nach Aussage der Autoren steigt das Risiko, im Erwachsenenalter die verschiedenen Symptome der Krankheit zu entwickeln, je nach Schwere des erlittenen Traumas um mehr als das Dreifache an. Bei bestimmten Formen traumatischer Erfahrung konnte sogar ein achtfach höheres Krankheitsrisiko festgestellt werden. Neben organischen Ursachen kämen deshalb auch psychische Faktoren als Auslöser für die Krankheit in Frage, so die Forscher. Möglicherweise führe nicht verarbeiteter Stress, wie er durch die einschneidenden Vorfälle während der Kindheit entsteht, zu Veränderungen im Gehirn der Betroffenen, die den Ausbruch von CFS begünstigten.


So weit so gut, doch jetzt wird es interessant:

Zitat
Allerdings zeigte sich auch, dass nicht alle, die am chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt waren, entsprechende traumatische Erfahrungen durchlebt hatten. Auslösemechanismen, die in diesem Fall eine Rolle spielen könnten, nahmen Forscher um Nancy Pedersen vom Karolinska-Institut in Stockholm genauer unter die Lupe. In ihrer Studie mit insgesamt rund 9500 Zwillingspärchen untersuchten sie, wie die Persönlichkeitsstruktur und das Ausmaß von Stress, dem sich die einzelnen Teilnehmer Jahre vor Ausbruch der Krankheit ausgesetzt sahen, mit dem späteren Auftreten von CFS zusammenhingen. Möglich machte dies ein Fragebogen, der in den Jahren 1972 und 1973 an die Zwillinge verschickt wurde und auf dessen Daten die Forscher zurückgreifen konnten.

Wer sich damals als von Stress geplagt sah, hat heute ein um etwa 65 Prozent erhöhtes Risiko, Symptome des Erschöpfungssyndroms zu entwickeln. Bei wem die Forscher auf Grund seiner Angaben eine Persönlichkeitsstörung mit emotionaler Instabilität annahmen, begegnet heute einer um bis zu 72 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, an verschiedenen Formen des CFS zu erkranken.

Auch der Vergleich der Zwillinge untereinander eröffnete neue Einblicke, insbesondere in die genetischen Faktoren der Krankheit: So ließ sich zeigen, dass eine günstige genetische Veranlagung das Risiko verringern kann, auf Grund von Stress an CFS zu erkranken. Fördert jedoch die genetische Ausstattung die Ausbildung einer Persönlichkeitsstörung, ist die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, in der Regel ebenfalls herabgesetzt - in der Folge leiden diese Personen besonders häufig an Phasen anhaltender Erschöpfung.

[...]


Was haben wir allein durch diese 2 Erkenntnisse an Faktoren für CFS zusammen? Genetik, Psyche, Physis und Krankheitserreger. Deckt doch schon so ziemlich alles ab. Bleibt abzuwarten was denn noch so rausgefunden wird. Demnächst vielleicht mit Massen-Gentests von Betroffenen? Jedenfalls scheint es noch ein langer Weg zu sein, angesichts einer derart diffusen Ursachen- und Krankheitsbilder-Wolke.
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sQeedy   sQeedys Wissenschaftsecke   09 Oct 2009, 15:01
sQeedy   Viele hatten es vermutet, nun scheint es "amt...   05 Nov 2009, 11:27
sQeedy   Heute mal etwas zur Schweinegrippe! Wenn ich i...   17 Nov 2009, 11:01
Julschn   wo holsten du immer die ganzen artikel her?   17 Nov 2009, 11:05
lusch3   :clap: Das wär schön :D.   17 Nov 2009, 11:05
sQeedy   RE: sQeedys Wissenschaftsecke   14 Dec 2009, 12:06
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