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 07 Dec 2009, 19:59
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Klapperstrauß         
Punkte: 4731
seit: 13.06.2004
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dadurch, dass ich aus irgendwelchen gründen kein rtl 2 empfangen kann, bleibt mir da schon einiges erspart. allerdings ist unterschichtenfernsehen im krankheitsfall und sonntags eine durchaus gangbare methode, um zerstreuung zu erlangen. ich seh sowas zwar immer noch aus nem anderen blickwinkel, vertrete aber nicht die meinung, dass alles was man da zu sehen bekommt, gestellt ist. im gegenteil sieht die realität teilweise genau so oder noch schlimmer aus. das fiese an solchen sendungen ist, dass die oft sehr einfache strukturierung und sicher auch finanzielle der teilnehmenden personen ausgenutzt wird, um durch deren darstellung das volk zu erheitern oder schlimmer noch, ihnen "handlungsalternativen" aufzuzeigen. fand ich die pilotfolge des "teeniecamps" bei rtl dank jennys umfangreichen wortschatzes noch sehr amüsant, so verlor ich schon in der folge danach jedes interesse, weil die darstellung einfach zu offensichtlich auf effekthascherei aus war. als pädagogin finde ich zwar den konzeptionellen behandlungsansatz wirklich gut, allerdings bin ich der meinung, dass sowas im fernsehen nix zu suchen hat. gleiches gilt für die supernanny, deren pädagogisches handeln zwar grundsätzlich fundiert scheint, die aber der familie genauso gut -und sehr wahrscheinlich um einiges besser und nachhaltiger- helfen könnte, wenn man die desolaten ausraster vor allem der "erziehungspersonen" nicht vor die kamera zerren, sondern ebendiese abzustellen in momenten, die geeignet sind, jegliches ansehen zu zerstören. die auswanderformate kann man kucken find ich, das is halt seichte zerstreuung. bedenklich sind manche äußerungen der teilnehmer in den zwischeneinblendungen, wenn etwa über den zukünftigen chef derart resümiert wird, dass man sich fragt ob der lästerschwester eigentlich klar ist, dass das irgendwann ma ausgestrahlt wird. und natürlich kann man davon ausgehen, dass solche äußerungen provoziert werden. in welchem umfang einem sowas vorher klar sein muss is denk ich nich festzulegen. jetzt kann wieder jeder sagen dass er viel zu schlau is um in solche fallen zu tappen, ob das dann so is, sei ma dahin gestellt.
mehrere mir dargebotene möglichkeiten, in reportagen mitzuwirken, habe ich nich in anspruch genommen - einfach weil mir das zu heikel ist und man schnell mal unbedacht was sagt, was einem das genick brechen kann und weil ich nich erst seit luhmanns "realität der massenmedien" weiß, wie bewusste und unbewusste selektion das bild verzerrt, was man vielleicht gern dargestellt hätte. auch von meinen kollegen war meines wissens niemand bereit, sich einen tag lang von einem kamerateam bei der arbeit begleiten zu lassen. anders sieht es bei unserer klientel aus, so dass in größeren aber doch regelmäßigen abständen kamerateams vor ort sind, um zB entlassungen zu filmen. das is natürlich deren entscheidung, immerhin gabs da aber fairerweise etwas mehr geld als die im ausgangspost gebotenen 500 tacken. was die natürlich brauchen können. inwieweit die möglichen folgen von den teilnehmern hier abgeschätzt werden können /wollen (in anbetracht der für sie nich unerheblichen aufwandsentschädigung) und ob das in der relation nich immer noch viel zu wenig ist, sei mal dahin gestellt.
wirklich schockiert hat mich die einzige folge bauer sucht frau, die ich in diesem jahr gesehen habe. ich übertreibe in keiner weise wenn ich sage, dass mich fassungslosigkeit und anhaltendes entsetzen beschlichen, als ich den dort teilnehmenden justizvollzugsbeamten erblickte und mir vorstellte, ich müsse an seiner statt am tag nach der ausstrahlung zur arbeit gehn. aber mitleid...nee.
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°° »Das stärkste Betäubungsmittel der Welt ist das Verlangen dazuzugehören....« °°°
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 07 Dec 2009, 20:39
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parse error         
Punkte: 13758
seit: 27.05.2003
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ich kann nicht verstehen, wie ihr alle da draußen euch bei solchem unterschichtenfernsehen unterhalten fühlt, euch entspannen oder abschalten könnt, zerstreuung findet oder wie ihr auch immer es ausdrücken wollt. selbst leute aus meinem engsten umfeld ziehen sich den scheiß rein, weshalb ich auch ab und zu in die gelegenheit komme, mitzubekommen, was da so im deutschen fernsehen läuft. und ich muss mich jedes mal zusammenreißen, um nicht in aggressionsstimmung zu kommen. meistens bekomm ich einfach nur schlechte laune. warum das so ist kann ich nicht genau beschreiben. vielleicht weil es mich ärgert, dass es leute gibt, die sowas wirklich mit sich machen lassen, vielleicht weil es leute gibt, die zulassen, dass sowas überhaupt ins fernsehen kommt, und vielleicht auch, weil es leute gibt, die glauben dass das echt ist, was ihnen da gezeigt wird, und sich dann darüber aufregen, wie dumm die leute sind. für mich ist privatfernsehen hauptsächlich stromverschwendung.
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 07 Dec 2009, 20:49
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Mellow Fellow    
Punkte: 484
seit: 07.07.2006
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Ich versteh nur nicht, warum amerikanische Erfolgsserien wie Dexter oder Prison Break in Deutschland so schlecht promoted werden. Ich finde die qualitativ wirklich hochwertig und geradezu süchtig machend (mit der Meinung steh ich sicher nicht allein). Man müsste das nur mal zu vernünftigen Sendezeiten zeigen und nicht erst kurz vor Mitternacht. Solche Sendungen haben Potential, aber für sowas sind die Entscheidungsträger scheinbar zu blind (mit einigen Ausnahmen mal abgesehen, siehe Lost).
€dit: ging mir gerade darum, dass allein die hohe Qutote zählt, man diese aber auch mit relativ anspruchsvollen Formaten erreichen könnte
Dieser Beitrag wurde von DonutPanic: 07 Dec 2009, 20:57 bearbeitet
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 07 Dec 2009, 21:04
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dLikP       
Punkte: 1497
seit: 06.10.2006
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Zitat(bluemulti @ 07 Dec 2009, 17:58) Und woran liegt das? Sicherlich nicht daran, dass der Bauer, Dschungel oder Heidi so toll sind, sondern weil wirkliche Alternativen fehlen. Will heißen: Top-Filme, -Serien oder Magazine/Reportagen 20:15 Uhr auf den großen Sendern.  Grandios, dann mach doch einen Sender auf der den ganzen Tag nur tolle Serien und Filme zeigt. Dann müsstest du ja Traumquoten erreichen. Tut mir leid deine Fantasie zerstören zu müssen, aber es gibt genug Leute die sich das "Supertalent" und den ganzen anderen quatsch nicht nur freiwillig sondern auch aktiv reinziehen (im Sinne von "Ich muss los, gleich fängt das Supertalent an"). Ich kann zwar nicht verstehen, was daran toll ist wenn sich paar Heinis zum Ömmel machen, aber Geschmack ist halt verschieden. Und wenn ich genug gebechert habe, kann ich diesen Sendungen auch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen. Für mehr würde es ja eh nimmer reichen  .
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flickrUnd wenn sie kommt, fährt sie an uns vorbei -RaT-
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 07 Dec 2009, 21:09
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Klapperstrauß         
Punkte: 4731
seit: 13.06.2004
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mc na eben..für mich isses fachlich nich uninteressant, vor allem aber is es wichtig, sowas mal gesehen zu haben um zu wissen worum es geht. medienerziehung is wichtig für nahezu jede meiner zielgruppen, man kann sowas aber nich kritisch auseinandersetzen wenn einem die strukturen dessen was da abläuft völlig fremd sind. aufregen wie dumm die leute sind - trifft für mich nich zu. es is erschütternd. das genannte beispiel mit dem justizvollzugsbeamten hat mich wirklich mitgenommen. klar bin ich fassungslos wie dumm man sein muss, um das zu tun, was er da getan hat. aber viel mehr hat mich schockiert, was das mit mir selber gemacht hat. mir war regelrecht schlecht, das is schwer zu beschreiben aber ich hab an diesem beispiel mehr als je zuvor den wahnsinn des ganzen erkannt. ich glaube nich, dass dem klar war was er da tut, obwohl einem das in diesem kontext eigentlich völlig klar sein müsste. mich würde wirklich interessieren, ob der noch arbeiten geht.
zur zerstreuung: es macht krank sein oder vor allem sachen wie aufräumen etc weniger langweilig, gleichzeitig erfordert es eine weitaus geringere aufmerksamkeitsspanne als wennde dir zB nen film anschaust. und es is völlig unwichtig ob du alles mitbekommst, unterbrochen wirst, umschaltest oder mittendrin weg musst, weil du genau weißt dass du eh nix verpasst. gefährlich wird das erst wenn man wirklich glaubt was man da sieht. wie gesagt, so weit weg vonner realität isses nich, allerdings sind da so viele informelle und fachliche fehler drin, dass man nur jedem wünschen kann, aus solchen formaten keine lebenshilfe ableiten zu wollen. gerichtssendungen kann ich zB gar nicht ertragen und was in den realityformaten an pädagogischer intervention angeboten und wie mit konsequenzen gedroht wird, die real nich so umsetzbar sind, dann is das schon übel. für mich isses aber eben dieses wissen n wichtiger ansatz für meine arbeit, eben weil meine zielgruppe auf genau sowas abfährt und oft auch vermeintliches wissen daraus zieht und das handeln entsprechend gestaltet.
dp: dr psycho is auch eingestellt werden, mmn eine der besten sendungen, die die privaten in den letzten jahren hervorgebracht hat. aber is halt wohl zu anspruchsvoll
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