Moment...lass mich nochmal kurz die Namen und die damit verbundene musikgeschichtliche Bedeutung der jeweiligen Personen durchgehen... Marius Müller Westernhagen, Yvonne Catterfeld, Peter Maffay, Sarah Connor, König Boris, Nena, Sasha, Cassandra Steen, Rea Garvey, Joy Denalane, Adel Tawil, Anke Engelke, Jan Delay, Barbara Schöneberger, Xavier Naidoo, Stefanie Kloß, Stefan Raab ...doch, ich glaube das ist ganz sicher mein Ernst.
du willst mir jetzt erzählen, dass westernhagen, fettes brot, Denalane, Schöneberger und Naidoo Möchte-gern sind und nix können? beim rest würd ich streiten, aber o.g. sind ernstzunehmende künstler (das sage ich, wo ich icm mich nicht für musik interessiere)
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Sagt wer? Du? Die gemeine Castingshowklientel? Und seit wann ist "Pop" eigentlich ein Qualitätsmerkmal? Nicht alles was populär ist, ist auch künstlerisch hochwertig...aber wem sag ich das in einer Gesellschaft, wo es Menschen gibt, die Geld für "Schnappi das kleine Krokodil" ausgeben
u.a. du? du nanntest den song doch einen durchaus soliden popsong. der grand prix ist ein chanson-wettbewerb und chanson war immer populär. im grenzen zwischen genres ziehen bist du mir siche rum einiges voraus. um die definition des pop will ich mich hier nicht streiten. ich will das ganze auch gar nicht verteidigen sondern nur die kritikpunkt diskutieren...
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Ich bin raus... blablabla...europäische Identität...Englisch meistgesprochene Sprache...
Wo genau ist jetzt der Zusammenhang zwischen der multikulturellen Gesellschaft in Deutschland und der Englischen Sprache? Habe ich den Zeitpunkt verpasst, seit dem Briten und Amerikaner plötzlich den Löwenanteil unserer Zuwanderer stellen oder seit dem wir uns mit unseren türkischen Mitbürgern nur noch auf Englisch zu unterhalten pflegen?
Da versucht aber jemand so zwanghaft Kosmopolit zu sein, dass er alles in einen Topf wirft, was nicht bei drei auf den deutschen Eichen ist. Jeder kann ja gerne Nationalität symbolisieren, [sic] wie er will, aber wenn Deutsch sein jetzt beinhaltet, dass wir nur noch ein Konglomerat aus internationalen Einflüssen sind, dann ist das Nationalitätskonzept doch sowieso so verwaschen, dass wir uns auch sparen können uns überhaupt als eine Nation zu begreifen und uns mit anderen Nationen irgendwie zu messen, die ja mindestens ebensolche Entwicklungen zu verzeichnen haben.
Glückwunsch zu so viel Engagement und deine integrativen Ambitionen in allen Ehren, aber das ist ein europäischer Gesangswettbewerb, wo jedes Land seine jeweilige Musikkultur präsentieren sollte. Wenn jeder nur europäischen Einheitsbrei in einer Fremdsprache abliefert, wozu dann überhaupt ein Wettbewerb? Wozu eine Einteilung nach Nationen? Ich hätte gern mehr Vielfalt, denn genau das ist Multikulti nach meinem Verständnis und nicht die von dir angepriesene Amerikanisierung auch unserer letzten europäischen Traditionen und Wettbewerbe.
Und genau deshalb landet Deutschland in den letzten Jahren auch immer wieder ganz hinten - weil wir Europa plötzlich weismachen wollen, dass wir über Nacht eine Nation geworden sind, die für Swing und Country berühmt ist. Und weil wir nicht begreifen wollen, dass anders nicht unbedingt gleich besser ist. Und unkonventionell schon gar nicht. Wir müssen der Welt nicht beweisen, wie weltoffen sind, indem wir jedem Trend folgen und alles einfach nur schlecht kopieren. Und indem wir uns mit bestenfalls mittelmässig schlecht imitiertem Billigpop, der einfach irgendwo in der Welt eingekauft wird, als absolut inspirationslos bei solchen Wettbewerben entlarven und ständig blamieren. Meiner Meinung nach hat Deutschland in den letzten Jahren noch viel zu gut abgeschnitten und es wird vielleicht Zeit, dass wir den Platz mal für andere Nationen räumen, die sich sicherlich mehr Mühe bei der Auswahl dessen geben, was sie vor einem europäischen Millionenpublikum als Repräsentanten ihrer Musikkultur darbieten wollen. Damit rede ich nicht explizit von der "Unser Star für Oslo"-Veranstaltung.
Die Osteuropäer lassen wenigstens noch hin und wieder mal traditionelle Elemente in ihre Popsongs mit einfliessen. Vielleicht weiß man sowas in manch entlegenem Winkel unseres sonst so kulturell verwitterten Kontinents ja doch noch zu schätzen? Vielleicht ist es kein Zufall, dass die deutschsprachigen Lieder meist viel besser platziert waren, als die englischsprachigen in den letzten Jahren? "Wadde hadde dudde da?" ... manchmal ist es sicher auch ganz gut, wenn man die Texte nicht versteht. (Wie sonst lässt sich der Erfolg von Rammstein ausserhalb Deutschlands erklären?)
Lasst uns in Zukunft das dorthin schicken, was wir am besten können: Lahme,kitschige, weiße, deutsche Schlagermusik ... und ich prophezeie euch: Europa wird das origineller finden, als unsere dilettantischen Versuche Amerikaner zu sein. Und dann braucht keiner mehr rumheulen, dass uns doch alle so hassen und deshalb nicht unsere "No Angels"-Retortenkacke mit Punkten belohnen, weil wir vor 70 Jahren mal wie die Barbaren durch Europa gefegt sind. Man straft uns nicht, weil wir Deutsche sind, sondern weil wir versuchen so undeutsch wie möglich zu sein und jetzt ach-so-mondän daherzukommen. Und nicht jeder Mensch in Europa hat nunmal einen so abartigen Musikgeschmack wie wir.
Und dann die nächstbeste lingua franca, damit wir alle die jeweiligen Texte verstehen. Diesen seelenlosen Bullshit, den wir da vorgesetzt bekommen? Was genau muss ich da denn noch verstehen? Da hör ich mir lieber einen Folkloresong in rumänischer Sprache an und stell mir vor, dass das was da gesungen wird doch irgendwie Gehalt hat und nicht aus Versatzstücken englischsprachiger Befindlichkeitspopfloskeln besteht. Diese Texte kommen vom Fliessband und nicht aus dem Herzen. Und wie ein Satellit kreisen sie um uns herum und lassen uns glauben, dass da jemand gerade "genau unseren Nerv" getroffen hätte. So völlig unabsichtlich in seiner kleinen Schreibfabrik. Fast wie beim Horoskop.
Aber du hast sicher Recht: Alles eine Frage des Standpunktes. Nur deinen halte ich halt für falsch. Und den von den Millionen meiner Zeitgenossen auch, die unsere Kultur so dermaßen verwässern haben lassen. Alljener, die Yvonne Catterfeld und Sarah Connor auch nicht für Mainstream-Möchtegernmusiker halten. Schämt euch! Alle!