Hallo,
ich bin einer der Betreiber der Webseite www.keinemauer.de und Anwohner des betroffenen Stadtteils.
Ich bin auch einer derjenigen, der bis nachts um 2:00 Uhr gezeigte Flyer in Pieschen/Mickten verteilen.
Allem anderen voran: Sowohl die Flyer als auch die Webseite ist dazu gedacht, die Anwohner vom sozialpolitisch gesehen recht komplizierten Pieschen und Mickten zu inormieren. Die Statd und das Land tut es nämlich nicht.
Trotzdem freut es uns, wenn es auch hier im Portal zu einer Diskussion führt, wenn auch kontrovers.
Zudem muß ich zugegeben, daß die Informationstiefe der Webseite und auch des Flyers recht gering ist. Ihr müsst dabei auch beachten, daß wir kein Verein sind und das alles privat neben Beruf, Familie und dem alltäglichen Kleinkrieg betreibt.
Deswegen hier ein paar zusätzliche Infos:
Alle im Flyer und der Seite gezeigten Fotos/Bilder sind den im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens ausgelegten Planungsunterlagen entnommen. Diese sogennanten Visualisierungen wurden durch beauftragende und planungsausführende Landestalsperrenverwaltung Pirna, die im Land Sachsen die Gewässerhoheit innhat, erstellt.
Die Planung der Mauer an sich wurde deshalb auch durch das Land, nicht durch die Stadt Dresden veranlasst.
Sie ist Bestandteil einer gesamten Schutzanlage, beginnend vom Pieschener Hafen bis Alt-Kaditz.
Worum es uns als Anwohner geht: Vom Pieschenr Hafenbis zum Watzke soll auf Höhe des Radweges statt des Geländers eine ca. 1,20m hohe Mauer gebaut werden- das ist kein Problem.
Vom Beginn der Kötzschenbrodaer Strasse bis Alt-kaditz wird beidseitig der Flutrinne eine Erhöhung des Deiches vorgenommen - prinzipiell auch kein Problem.
Aber: im sogenanten Bauabschnitt 1, Watzke bis Einstieg Kaditzer Flutrinne soll eine massive 2,50m (nur der stationäre Teil) hohe Betonmauer erichtet werden, und zwar nicht auf höhe der Straße sondern wenigstens 2,50m weit, wenigstens an den Grund der Uferböschung, in die Elbwiesen hereinreichend.
Dazu wird die die Straße, wie auch im Bild zu sehen, 2,50m verbreitert. Damit verbunden ist der wg. der Baumassnahmen vorraussichtlich und von der Planung wissentlich in Kauf genommene Abgang von 12 alten Bäumen (nachdem in der Leipziger Strasse wg. der Strassenbaumaßnahmen 46 Bäume gefällt wurden).
Die Mauer kann mit mobilen Teilen erhöht werden. Avisierte Kosten zum damaligen Stand für die teilstationäre Mauer, ca. 3,2 Millionen Euro.
Die von uns gewünschte Lösung ( vollmobil auf Höhe der Straße) nach Kölner Vorbild, sollte 3,6 Millionen kosten.
Die Mauer ist entsprechend Auftragsstellung des Landes für ein Hochwasser Hq100 geplant. Hq100 bedeutet,
das sie einem statistisch 1 einmal in 100 Jahren auftretenden Hochwasser standhalten kann. Nun sollte man meinen, daß das für ein Hochwasser 2002 ein Hq100-Hochwasser war:
mitnichten, nur weil die Medien daraus ein Jahrhunderthochwasser gemacht haben, war der Pegel 2002 viel höher. Das wiederum bedeutet, daß die Mauer auch 2002 nichts geholfen hätte.
Zuvor wurde hier in den letzten 100 Jahren jedoch nicht ein Hochwasser registriert, welches durch die bisherige Uferböschung und die Flutrinne nicht gesichert gewesen wäre.
Um Zweiflern an unseren Motiven vorzubeugen: 2002 haben wir, die wir uns engagieren, alle bereits hier gewohnt und 4 Wochen lang sowohl die Kötzschenbrodaer Starße als auch die anliegenden Häuser mit unsren eigenen Händen als Nachbarschaftshilfe beräumt, und wir sind keine Immobilienbesitzer sondern nur Mieter!
Es gab bereits 2005/2006 ein Planfeststellungsverfahren, daß aufgrund des großen Widerstandes von uns Anwohnern vom RP für den Bauabschnitt 1 abgelehnt wurde. Im Januar wies das damalige Regierunsgpräsidium und jetzige Landesdirektion die
Landestalsperrenverwaltung an, den Bauabschnitt neu zu planen, und zwar mit der Maßgabe, eine vollmobile Variante auf Höhe der Straße und nicht auf den ELbwiesen zu favorisieren.
In der nachfolgenden Woche fand eine Moderation zwischen LTV und Regierunsgpräsidium statt (natürlich ohne Anwohner), nach der plötzlich die neuen Vorgaben des RP vollständig hinfällig waren.
Stattdessen wurde die LTV angewiesen, die Strecken zwischen Lehmann-Str. und Herbststraße um gerademal 28 cm abzusenken, ein Lacher und gleichzeitig ein schönes Bild für das demokratische Mitspracherecht in Sachsen.
Das RP konnte uns trotz mehrfacher Anfragen auf einer Bürgerversammlung im Februar dieses Jahres nicht erklären, wie ein solche Entscheidung zu stande kommen konnte.
Stattdessen sollen ggf. an die Mauer Blumenkästen angebracht und Sichtfenster eingebaut werden, damit die Kinder auch was von der Elbe sehen können (und das ist voller Ernst, schöne Grüße aus Schilda!).
Wer den Stadtteil hier kennt, kann sich vorstellen, wie lange das Bestand haben wird.
Im Übrigen kostet die vollmobile Variante noch immer ca. 3.6 Millionen, die Mauer (die auch im Rahmen des 1. Planfeststellungsverfahrens unerklärlicherweise immer teurer wurde) liegt mit dem netten Zierrat jetzt bei mehr als 6 Millionen Euro!
Im Übrigen würden die Lager- und Wartungskosten für die Mobilteile wg. der teilmobilen Variante eh anfallen.
Die 28cm ziehen aber wenigstens ein 2. Planfeststellunsgverfahren nach sich, in dessen Rahmen wir usn wieder gegen die teilstätionäre und für eine vollmobile Variante ausgespochen haben.
Nun findet nächste Woche in der Landesdirektion eine Anhörung zum 2. Planfeststellungsverfahren statt. Und damit die Anwohner und Bürger informiert werden gibt es die Flyer und die Webseite.
Die SZ als Dresdner Zentralorgan tut es nämlich nicht, Gruner+Jahrs DNN erst recht nicht. Man gewinnt den Eindruck, daß das Thema ziemlich seitens der (angeblich einzig deutschen schuldenfreien) Stadt, die mal für und mal gegen (hier vor allem, wenn es ums Geld geht) die Mauer ist,
ziemlich totgeschwiegen wird und das ganze uns still und leise untergeschoben werden soll. In Laubegast sollte auch so ein Monster hingesetzt werden, die Anhwohner dort haben das aber im Rahmen einer Bürgerinitiative
abgebogen. Nun kann man vermuten, daß das Land nicht noch einmal möchte, daß ihnen so etwas wieder passiert.
Uns geht es auch nicht um das Welterbe, sondern darum, das wenn diese Mauer gebaut wird, der wichtigste Lebensmittelpunkt in Pieschen/Mickten (i.Ü. ist das nicht der Elbepark, der in einem extra dafür vorgesehenen Flutbecken (ausgewiesene natürliche Retentionsfläche) errichten wurde)
zerstört wird und damit der eh schon nicht allzu attraktive Stadtteil noch mehr zerstört wird. Wir leben hier, unsere Kinder spielen dort, und weder Stadt noch Land nimmt Rücksicht auf
uns Bürger, die wir Steuern zahlen und wählen. Das kommt auch in der Weise zum Ausdruck, mit welcher Arroganz die LTV zum großen Teil gegenüber den Bürgern in den spärlichen Info-Versammlungen gegegnüber aufgetreten ist.
So, ich hoffe, ein bisschen Klarheit in die Sache gebracht zu haben. Falls noch Fragen sind, könnt ihr uns gerne mailen, Auskunft geben kann auch
http://www.neustadtgruene.de,
die uns unterstützen. Auf der Webseite
www.keinemauer.de kann ich leider nur neueste Infos bzgl. Terminen und Veranstaltungen veröffentlichen, zu mehr soll sie ja auch nicht dienen. Zu mehr reicht die Zeit leider nicht und ich bin kein Webmaster.
Unterstützung würde helfen, aber ist im augenblicklichen Stand des Verfahrens nicht notwendig, da nur noch wir Anwohner als Betroffene gegenüber der Landesdirektion auftreten können.
Trotzdem Danke für euer Interesse
Sven Schottke
www.keinemauer.deinfo@keinemauer.de'tschuldigt bitte Tippfehler und fehlende Leerzeichen, ich habe den Roman in aller Eile geschrieben.