Zitat(Stormi @ 01 Jul 2010, 12:31)
Wenn man schon absichtlich Opposition machen möchte und immer schön gegen die Regierung querschießt, hätte man das gestern mit einem Paukenschlag wenigstens 1x richtig machen können.

Dein Demokratieverständnis möchte ich nicht haben... Du würdest also den von deinen politischen Gegnern aufgestellten Kandidaten wählen - obwohl dieser dich für "überflüssig" hält und in nahezu allen politischen Belangen deinen Ansichten widerspricht - nur um dem anderen politischen Gegner zu "schaden"? Das ist armselig. Die Bundespräsidentenwahl ist zu einem parteipolitischen Spielchen verkommen, in dem die SPD und die GRÜNEN versucht habe, der DIE LINKE ein Angebot zu machen, was sie nicht ablehnen kann - mit der schon so oft zitierten fadenscheinigen Begründung, DIE LINKE könne mit einer Wahl Gaucks mit ihrer SED-Vergangenheit aufräumen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mit einer Wahl Gaucks mit den Stimmen der DIE LINKE nun plötzlich DIE LINKE hoffähig geworden wäre und SPD und GRÜNE ihre Ressentiments über Bord geworfen hätten. Glaubst du auch noch an den Weihnachstmann?
Die Wahl des Bundespräsidenten war ein einziges machtpolitisches Geschachere und dem Anlass absolut unwürdig. Es darüber hinaus äußerst billig und durchschaubar, der DIE LINKE jetzt den Schwarzen Peter für die Nichtwahl Gaucks zuschieben zu wollen. Hättte der schwarz-gelbe Anteil der Bundesversammlung geschlossen für "ihren" Kandidaten gestimmt, dann wäre die gesamte Diskussion eh hinfällig. Darüber hinaus hätte es durchaus Kandidaten gegeben, die DIE LINKE mitgetragen hätte. Der Name Klaus Töpfer ist von Seiten der DIE LINKE nicht nur einmal gefallen (und dass als Mensch mit CDU-Parteibuch). Allein - es kam der SPD und den GRÜNEN darauf an, sich gegenüber der DIE LINKE aufspielen zu können und die Medien haben wunderbar mitgespielt.
Zitat(Hot Doc @ 01 Jul 2010, 12:32)
Die "Argumente" sind zusammengewürfelte, aus dem Zusammenhang gerissene und eigens sehr einseitig interpretierte Momentaufnahmen eines sehr langen Lebens. Da findet man praktisch bei jedem irgendwas (und ich finde z.B. Merkels Vergangenheit in der DDR deutlich fragwürdiger als alles, was auf dieser Seite zu finden ist).
Und die Stellungnahme der LINKEN ist einfach nur lächerlich. Die behaupten sie entscheiden nach Ihrem Gewissen und malen aus, warum Gauck nicht wählbar ist. Wulff ist aber mindestens aus den gleichen Gründen nicht wählbar. Während Gauck zumindest ein Mann ist, der auf sein Gewissen hört wenn er Gesetze unterzeichnen soll (auch wenn das sehr liberal eingestellt ist) wird Wulff aller Wahrscheinlichkeit nach auf sein Parteibuch oder seine (jetzige) Chefin hören. Bei einer offenen Abwägung würde selbst für einen Linken in meinen Augen Gauck gewinnen, wenn man die persönlichen Probleme mal außen vor läßt (wie z.B. dass Gauck gesagt haben soll, dass die LINKE unnötig ist - was aber Wulff gleich 3x unterschrieben und auf Plakate drucken lassen würde wenn man ihm das anbietet).

Aha. Gaucks Einstellung zum Afghanstankrieg, zum Wesen des Sozialstaates, zur Privatisierung öffentlicher Haushalte und zur Deregulierung sind also aus dem Zusammenhang gerissen. Über welche Zusammenhang sprechen wir hier? Dass er Chef der Stasi-Unterlagenbehörde war, macht ihn unangreifbar. Offenbar war das aber das Kalkül von SPD und GRÜNEN. Getreu dem oben schon angebrachten Zitat aus "Der Pate": Wir machen ihnen ein Angebot, dass sie nicht ablehnen können.
Dass DIE LINKE nicht näher auf Christian Wulff eingegangen ist, ist schlichtweg dem Umstand geschuldet, dass niemand auch nur einen Moment ernsthaft in Erwägung gezogen hat, DIE LINKE würde Wulff mitwählen. Warum sollte eine Oppositionspartei den Kandidaten der Regierungskoalition mitwählen? Mit der gleichen Logik könnte man dieses dann auch von SPD und GRÜNEN verlangen. Es ging immer nur um den Kandidaten Gauck als Kandidaten der Oppositionsparteien (nur dass Gauck eben nicht der geminsame Kandidat aller drei Parteien war, sondern der DIE LINKE von SPD und GRÜNE quasi "vorgesetzt" wurde). Im Übrigen hat DIE LINKE in der Stellungnahme sehr wohl erwähnt, warum sie den Kandidaten Wulff nicht witwählen kann und wird. Ich zitiere für dich den ersten und den sechsten Absatz, falls du diese überlesen haben solltest:
Zitat
Christian Wulff und Joachim Gauck sind zwei Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten,
die ein konservativ-neoliberales Weltbild eint.
Christian Wulff steht als niedersächsischer Ministerpräsident für neoliberal-konservative
Politik. Er wurde von der schwarzgelben Bundesregierung vor allem als politischer Kandidat
vorgeschlagen, dessen Aufgabe darin bestehen soll, dafür zu sorgen, dass der
angekündigten Sozialabbau-Politik aus dem Bundespräsidialamt auf keinen Fall Hindernisse
in den Weg gelegt werden. Christian Wulff ist kein überparteilicher Kandidat.
Dieser Beitrag wurde von stabilo: 01 Jul 2010, 13:11 bearbeitet