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Offener Brief an bonding
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 18 Apr 2011, 01:08
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Neuling
Punkte: 1
seit: 18.04.2011
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Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,
die bonding Studenteninitiative e.V. gibt es nun schon seit 21 Jahren in Dresden, doch von Erwachsenwerden fehlt jede Spur. Auch in diesem Jahr beschlagnahmt ihr für mehrere Tage das Hörsaalzentrum und bittet verschiedenste Unternehmen von Rang und Namen sich der Studierendenschaft als lukrative Arbeitgeber zu präsentieren. Doch nach den Protesten im letzten Jahr möchtet ihr auf Nummer sicher gehen und jegliche Kritik an dieser Veranstaltung von Vornherein unterbinden. Auf die Kritikpunkte einzugehen oder gar daraus zu lernen, ist für euch scheinbar nicht möglich. Ihr habt Gespräche mit dem Rektorat und der Geschäftsführung des StuRa geführt. Nach eurer Auffassung darf die Firmenkontaktmesse auf gar keinen Fall zu einer Plattform für politische Diskussionen „entarten“. Die bonding-Hochschulgruppe sei ein hundertprozentig unpolitischer Verein und ihr wünscht keine Störung durch Sambatrommeln oder gar durch das Verteilen von Flugblättern.
Die Behauptung „unpolitisch“ zu sein ist bestenfalls lächerlich. Doch bleibt das Lachen sofort im Halse stecken, wenn uns schon auf Seite 8 eurer Broschüre von 2010 Bildungsministerin Annette Schavan und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit politischen Schlagworten wie Globalisierung, Arbeitsmärkte, Exzellenzinitiative und Bolognapaket begrüßen. Auch in der aktuellen Broschüre schwärmt Oberbürgermeisterin Helma Orosz von ihren hochgesteckten Zielen. Sind diese Aussagen von Politiker_innen etwa unpolitisch? Sollten wir darüber nicht eine politische Diskussion führen? Vielleicht lesen wir das Büchlein doch erst bis zum Ende.
Auf den nächsten Seiten folgt ein Leitfaden für junge Menschen, sich möglichst effizient auf dem Arbeitsmarkt zu prostituieren. Der diesjährige Aufruf auf einem eurer Fotos „Titten raus, es ist Messe“ ist wohl an Sexismus kaum zu überbieten (Seiten 2 und 5 der aktuellen bombing-Broschüre). Seid ihr euch sicher, dass wir das brauchen? Wäre es nicht sinnvoller, sich um die tatsächliche Situation der Praktikant_innen in den teilweise prekären Arbeitsverhältnissen zu kümmern? Auch die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Praktikumsstellen wäre ein passendes Thema für euch – allerdings ein politisches.
Bei aufmerksamer Lektüre der Unternehmensprofile vom Vorjahr stechen Branchenbegriffe wie „Sicherheit“ oder „Verteidigung“ ins Auge. Hier habt ihr tatsächlich etwas gelernt. Denn dieses Jahr wurden diese Begriffe fast überall durch „sonstiges“ ersetzt. Wollt ihr etwa verbergen, dass viele der von euch eingeladenen Unternehmen einen Großteil ihrer Profite im Rüstungsbereich machen? Auch die Verwendung des Wortes „Zukunftsbranche” an dieser Stelle ist überaus zynisch. Wissen schafft Brücken. Doch scheinbar dürfen alle Absolvent_innen der TU Dresden dieses Wissen ohne Skrupel benutzen, um genau die Bomben zu entwickeln, die jene Brücken andernorts wieder zerstören. Sollten wir das nicht kritisch beleuchten? Wollt ihr tatsächlich diesen Waffenproduzenten den hochqualifizierten Nachwuchs liefern? Ist das der Grund, warum ihr keinen Protest im Hörsaalzentrum duldet? Ihr wollt doch nur verhindern, dass jene unbelehrbaren Unternehmen von unserer Kritik abgeschreckt werden.
Es muss eine offene Diskussion zu diesen Themen geben. Und diese muss auch während der Messe möglich sein. Es ist geradezu dreist von euch, den StuRa zu bitten, er möge doch den sogenannten Nörglern und Miesmachern für die zwei Messetage das Maul verbieten. Auch die TU Dresden muss aktiv werden. Gerade sie hat den Auftrag, den Studierenden Bildungsinhalte zum verantwortungsvollen Handeln gegenüber ihren Mitmenschen, der Gesellschaft und Umwelt zu vermitteln (Grundordnung der TU, §3 Abs. 7). Sollen diese Prinzipien denn sofort über Bord geworfen werden, nur weil einige Gäste aus der Industrie sich auf dem Unigelände präsentieren? Es muss eine Zivilklausel in die Grundordnung. Die Berufung auf Verantwortung reicht nicht aus. Andernfalls wirkt die TU Dresden unglaubwürdig und neben innovativ, familienfreundlich und exzellent kann nur noch das Prädikat gewissenlos hinzugefügt werden.
Ja zur Friedensbindung der Universitäten – Nein zur Militärforschung. Es ist Zeit zum Handeln!
Mit freundlichen Grüßen
Kritische Studentinnen und Studenten der TU Dresden
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Antworten(1 - 14)
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 18 Apr 2011, 10:23
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Hä? Wat?     
Punkte: 740
seit: 14.01.2010
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Wenn ich meinen Riesenfundus an Songtexten mal durchgehe findet sich auch was für die Schreiberlinge und Schreiberlinginnen oben: Zitat Du stammelst was von Pazifismus und lässt dich ficken für ein Handgeld, du hast dich aufschneiden und ausnehmen lassen, du hast nicht einmal geschrien. So n Text zu Bonding, die schlimmen Militärnazis die da auftreten etc., kommt doch jedes Jahr. Morgen Mittag seilt sich dann wieder jemand vom HSZ ab und nächste Woche Dienstag regen wir uns wieder auf wie beschissen der Rasen hinterm HSZ aussieht. The same procedure as every year.
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 18 Apr 2011, 12:01
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Und bitte nur noch Bachelor_etten auf die Veranstaltung lassen. Die Uni bildet doch keine Akademiker aus, um sie in der Wirtschaft zu verheizen, sondern um sie der Forschung zu Gute kommen zu lassen.
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 18 Apr 2011, 12:17
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Neuling
Punkte: 5
seit: 17.04.2011
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Zitat(Chris @ 18 Apr 2011, 12:01) Und bitte nur noch Bachelor_etten auf die Veranstaltung lassen. Die Uni bildet doch keine Akademiker aus, um sie in der Wirtschaft zu verheizen, sondern um sie der Forschung zu Gute kommen zu lassen.  So eine Portion gesunden Idealismus lob ich mir! Leider kommt das Geld auch an Lehrstühlen immer mehr von Firmen. Ohne Zwecklobbyismus wäre die TU nicht das, was sie heute ist - renommiert, wunsch-elitär, komplett überfüllt. Was daran jetzt gut ist, was schlecht lässt sich lange diskutieren. Sinnvoll ist dies aber nur, wenn jemand dahinter steht. Entweder der Stura vertritt diese Meinung und hat die Eier oder eben nicht. Gründet doch einen Anti-Bonding e.V.
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 18 Apr 2011, 13:30
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Vordiplom     
Punkte: 569
seit: 01.10.2003
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Früher ist man auf die Bonding-Messe gegangen um sich ein paar neue Kulis und gratis Kondome abzuholen. Wer unbedingt einen auf Gutmensch machen wollte, hat mehr oder weniger öffentlich den kleinen Bundeswehrstand ausgelacht. Der Rasen sah übrigens auch nicht schlimmer aus als nach dem allseits beliebten Fußball-Public Viewing.
Und heute wird da tatsächlich so ein Politikum drausgemacht? The Times They Are a-Changin!
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Just because I don't care, doesn't mean I don't understand.
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