Jetzt gibts also haufenweise „sichere“ Messenger fürs Telefon, die alle das gleiche Problem haben: sie sind zueinander inkompatibel. Muss es erst wieder soweit kommen, dass man Multimessenger wie Trillian, Miranda, Psi und wie sie alle hießen benötigt, um EIN Programm zur Kommunikation mit allen Partnern zu verwenden? Warum zum Teufel kann man sich nicht mal auf einen Standard einigen? Ist ja nicht so, dass es keine offenen Standards gibt.
Warum zum Teufel kann man sich nicht mal auf einen Standard einigen? Ist ja nicht so, dass es keine offenen Standards gibt.
Hat man ja, bei den meisten Anbietern läuft oder lief irgendeine Form von XMPP (auch als Jabber bekannt). Definitiv bei Google Talk, Facebook und WhatsApp. In der Anfangsphase konnte man als "normaler" Jabbernutzer auch mit Leuten reden, die bei Google Talk und Facebook waren. Aber dann haben die sich gedacht "ist ja eigentlich blöd, dann melden die sich gar nicht bei uns an" und der Datenaustausch mit anderen XMPP-Servern wurde unterbunden. Und dann endete die kurze schöne Zeit des (dank OTR) sicheren Instant Messagings für die Massen.
Jetzt haben wir übzn Lösungen, die zueinander inkompatibel sind und deren Sicherheit häufig auf "wir haben ganz dolle Krypto, vertraut uns!" basiert. Vertrauen muss man meistens, dass der Anbieter selbst nicht Teil der Attacke ist. Da dieser ganze Krypto-Messaging Hype im Nachgang der Snowden-Sache entstanden ist fand ich, dass dieses Argument einer gewissen Komik nicht entbehrte.
War ja eigentlich absehbar, da es bei zentralisierten Diensten immer so läuft. Entweder setzt sich einer durch und der Rest ist völlig unbedeutend und nur noch in Nischen relevant (Facebook vs. Google+/Ello/Lokalisten/ResearchGate/Wiesiealleheißen) oder es bilden sich eben zueinander inkompatible Systeme die Ihren Markt bedienen, so wie früher ICQ in Europa recht verbreitet war während in den Staaten eher MSN genutzt wurde. Angearscht war, wer Kontakte in beiden Regionen hatte.
Dass es nochmal ein Trillian oder Miranda geben wird, mit dem das alles erträglicher wird, glaube ich aber eher nicht. Heute kriegt man über Patentklagen oder sonstige "Hackergesetze" solche Clients eigentlich ganz gut kaputt. Denn sie wiedersprechen ja dem erklärten Ziel, der alleinige Marktführer zu werden, damit der Venture Capitalist seinen fetten Exit bekommt.
Federated Services wie Jabber sind leider nicht mit der Startup-Welt vereinbar. Darum ist ja die EMail immernoch der kleinste Nenner, mit dem man jeden erreicht. Ein Musterbeispiel für einen Federated Service, auch wenn hier nicht alles perfekt ist. Das hat aber eher damit zu tun, dass beim Entwurf nie daran gedacht wurde, dass mal Milliarden Menschen den Dienst nutzen würden.
Dieser Beitrag wurde von Polygon: 05 Nov 2014, 18:30 bearbeitet
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