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>Fall Pfitzmann wird öffentlicher Spiegel-Online vom 11.05.05

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post 12 May 2005, 11:37
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Hockeyprophi
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Fall Pfitzmann wird öffentlicher

Als ob sich vor unseren Augen eine neue Stasi zusammen stellt, oder ist sie gar schon anwesend?
Ganz wichtig finde ich den Satz: "Erst war es ein Einzelfall, dann waren es fünf, dann gab es eine Regel für den Datenzugriff."

Zitat
DATENSCHUTZ KONTRA SICHERHEIT

"Innenminister haben Gesellschaft erschüttert"

Von Holger Dambeck

Der Ton zwischen Datenschützern und Innenpolitikern wird rauer. Die Wächter der Privatsphäre beklagen die immer umfassendere Überwachung der Bürger und sehen den Rechtsstaat in Gefahr. Innenminister Otto Schily fährt Kritikern eines starken Staates lautstark in die Parade.

Ab heute versammeln sich Deutschlands IT-Sicherheits- und Datenschutz-Experten für zwei Tage in Bad Godesberg. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) lädt ein zum 9. IT-Sicherheitskongress. Der Dresdner Informatikprofessor Andreas Pfitzmann wurde allerdings kurzfristig wieder ausgeladen - zumindest als Referent. Er wollte über die Risiken von Biometrie-Anwendungen sprechen, doch das BSI ersetzte seinen Vortrag durch einen anderen.

Für Pfitzmann, der als einer der härtesten Kritiker von Otto Schilys Linie eines starken Staates gilt, war schnell klar, wer hinter der Ausladung stand: Schilys Innenministerium. Schließlich sei das BSI dem Ministerium unterstellt. Dutzende Beamte aus BSI und Innenministerium hätten ihm hinter vorgehaltener Hand bestätigt, er sei wegen seiner kritischen Äußerungen ausgeladen worden, erklärte Pfitzmann gegenüber SPIEGEL ONLINE. Schily wolle derartige Kritik wegen der geplanten Einführung biometrischer Pässe nicht hören.

Beim BSI weist man Pfitzmanns Vorwürfe zurück. Behördensprecher Michael Dickopf sagte: "Es gab keine Weisung aus dem Innenministerium". Man habe sich entschlossen, einen wichtigen Vortrag aus dem Bereich der Kryptographie ins Programm aufzunehmen, dafür hätte ein anderer weichen müssen. Dahinter stecke keine böse Absicht oder gezieltes Vorgehen gegen Pfitzmann.

Wie dem auch sei, die Stimmung ist gereizt zwischen Datenschützern und Innenpolitikern. Das zeigte zuletzt auch Minister Schily als er den Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar öffentlich maßregelte. Schaar habe "nicht die Aufgabe, die technischen Fragen zu beurteilen, dafür haben wir andere Institutionen", hatte Schily erklärt.

Vorausgegangen war die Empfehlung Schaars, mit der Einführung von Biometrie-Pässen doch noch etwas zu warten, bis die Technik sicher sei. Schaar solle sich auf seinen Aufgabenbereich besinnen, sagte der Innenminister. Dass ein Bundesdatenschutzbeauftragter sehr wohl auch technische Fragen beurteilt und dafür sogar eine eigene Abteilung hat, war Schily offenbar nicht bekannt.

Gegen Politiker vom Schlage Schilys fährt Pfitzmann große Geschütze auf: "Die Terroristen haben versucht, unsere Gesellschaft zu erschüttern", meint er. "Die Innenminister haben es geschafft."

Nach seiner Beobachtung bauen deutsche Ermittlungsbehörden ihre Überwachungsmöglichkeiten immer weiter aus - und zwar äußerst geschickt auf Kosten der Telekommunikationsfirmen. Für den Informatik-Professor eine ganz logische Entwicklung: Polizei und Geheimdienste wollten wachsen, obwohl sie dazu gar keine Mittel hätten. "Die bauen eine Überwachungsinfrastruktur auf, die sie nicht selbst bezahlen müssen - siehe Toll Collect oder die Überwachungsinstrumente in der Telekommunikation."

Nach derzeitiger Planung will die Bundesregierung schon bald eine 12-monatige Vorratsdatenspeicherung einführen. Finanzieren sollen die Mammutdatenerfassung die Telekomanbieter. Diese müssten dann sämtliche Verbindungsdaten von Handys, Festnetzanschlüssen und E-Mails ein Jahr lang aufheben.

Toll Collect bietet sich ebenfalls als vielversprechende Datenquelle an. Das Konsortium beobachtet sämtliche deutsche Autobahnen mit Digitalkameras, um Mautpreller herauszufischen. Kennzeichen werden gescannt und automatisch in einer Datenbank erfasst. Was für Lkws geht, lässt sich auch für Pkws verwenden. Derzeit haben die Behörden offiziell zwar noch keinen Zugriff auf die Daten. Doch das werde bald passieren, meint Pfitzmann. "Die Geschichte ist voll von angelegten Datensammlungen, die nicht für Fahndungszwecke genutzt werden sollten. Erst war es ein Einzelfall, dann waren es fünf, dann gab es eine Regel für den Datenzugriff."

Datenschutz - wen interessiert's noch?

Widerstand gegen die immer umfassendere Überwachung unbescholtener Bürger regt sich in Deutschland kaum. Die Grünen, traditionell eher kritisch gegenüber einem neugierigen Staat eingestellt, haben die Anti-Terror-Gesetze nach dem 11. September mitgetragen. Ihre einzige Duftmarke: eine Befristung der Gültigkeit. Doch die will Schily nun möglichst auch abschaffen.

Ursprünglich war die Rot-Grüne Bundesregierung 1998 angetreten, den Datenschutz zu reformieren und zu verbessern. Die für Laien kaum verständlichen Gesetze und Zuständigkeitsregelungen sollten radikal vereinfacht werden. Doch daraus wurde nichts.

2001 überreichten drei Datenschutz-Koryphäen dem Innenministerium ein eigens angefertigtes Gutachten - auf eine Reform das Datenschutzrechts warten die Autoren, darunter der Dresdner Informatiker Pfitzmann, bis heute. "Möglicherweise hätte sich mehr bewegt", sagt Pfitzmann, "wenn wir einen anderen Innenminister gehabt hätten, der das Thema zu seiner Herzenssache gemacht hätte."

Die FDP ist gerade dabei, das Thema Bürgerrechte und Datenschutz für sich neu zu entdecken. Sie wolle dafür sorgen, dass "große Teile des zweiten Anti-Terror-Pakets von Bundesinnenminister Otto Schily wieder im Papierkorb verschwinden", sagte Generalsekretär Dirk Niebel letzte Woche auf dem Parteitag. Zudem wolle die Partei das in Deutschland faktisch nicht mehr existente Bankgeheimnis wieder einführen.

Ottos Auferstehung

So recht glauben mag man das der FDP nicht. Schließlich hat sie in den neunziger Jahren, als sie selbst in der Bundesregierung regierte, den Ermittlern großzügig neue Schnüffelmöglichkeiten eröffnet. Der große Lauschangriff wurde 1998 mit den Stimmen der Liberalen beschlossen, einzig die vormalige FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger war 1995 aus Protest dagegen von ihrem Amt zurückgetreten.

Der umstrittene Lauschangriff verschaffte Otto Schily sogar ein unverhofftes Comeback. Die politische Karriere des ehemaligen RAF-Verteidigers in der SPD schien schon beendet. Nach seinem Wechsel von den Grünen zur SPD im Jahr 1989 war er zu einer politischen Randfigur geworden, ein Hinterbänkler ohne Macht und Einfluss.

Schily verhalf der umstrittenen Gesetzesänderung als SPD-Verhandlungsführer zur notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag. Sein Faible für einen starken Staat verschreckte schon damals viele seiner Parteigenossen. Der Lauschangriff wurde beschlossen, nach der Bundestagswahl 1998 machte Schröder den Rechtsanwalt zum Bundesinnenminister.

Dass die zunehmende Überwachung der Bürger schon lange vor den Anschlägen vom 11. September einsetzte, zeigt auch das Beispiel der Videoüberwachung. Ausgerechnet die Stadt Leipzig, in der 1989 die Bürger mit einer friedlichen Revolution das Ende von SED-Diktatur und Stasi-Überwachung einläuteten, begann 1996 mit der Aufstellung von Überwachungskameras. Im Herbst 1989 filmte die Stasi die Demonstranten noch in Schwarz-Weiß, einige Jahre später saßen sächsische Polizisten hinter Farbmonitoren - stets die Plätze und Straßen rund um den Hauptbahnhof im Blick.

Schlupfloch Kryptographie

Mancher Ermittler aus den alten Bundesländern schaute damals interessiert nach Leipzig. An dauerhaft installierte Polizeikameras auf öffentlichen Plätzen war zu dieser Zeit im Westen kaum zu denken. In Leipzig schon - der Sächsische Datenschutzbeauftragte gab sein Ok und die Überwachung konnte starten. Inzwischen wurde die Videoüberwachung von vielen Bundesländern in Datenschutzgesetzen verankert. Kameras laufen nun auch in Bielefeld, Düsseldorf, Mannheim, München, Regensburg und anderswo. Der Osten als Avantgarde - zumindest beim Aufbau neuer Überwachungsinstrumente.

Dabei wissen die Beamten von Polizei und Geheimdiensten nur zu genau, dass man mit immer mehr Überwachung eigentlich nur die Dummen fängt, die nicht wissen, wie man sich davor schützt. Wer nicht abgehört werden will, greift zu Krypto-Handys oder Verschlüsselungssoftware für E-Mails und Internettelefonate.

Noch schwerer zu kontrollieren sind geheime Botschaften in Blogs oder Foren, die sich hinter harmlosen Äußerungen verstecken, oder Nachrichten, die unsichtbar in Fotos integriert werden - Stichwort Steganographie. Um als Forumsbesucher unerkannt zu bleiben, genügt ein Anonymisierserver wie der von der TU Dresden betriebene Dienst JAP. JAP baut die Verbindung zwischen Surfer und gewünschter Website nicht direkt auf, sondern über mehrere Zwischenstationen, so dass eine Rückverfolgung kaum möglich ist.

Über kurz oder lang wird man in Deutschland wohl erneut über ein Verbot von Kryptographie diskutieren. Unbeobachtete Kommunikation wäre dann endgültig passé.


Quelle: Spiegel-Online

Dieser Beitrag wurde von Chris: 19 May 2005, 15:01 bearbeitet


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Nichts ist schöner als der eigene Geist!

Sp..T...A...Ges
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post 15 May 2005, 15:05

5. Schein
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Also ich kann nur zustimmen, dass das einzige Resultat der Kameras ist, dass die Leute ueberwacht werden, die sich nicht davor zu schuetzen wissen.

Zu den RFID Chips: Das diese Dinger Datenschleudern schlechthin werden ist ja wohl klar. Dumm z.B., wenn Du vor einem Jobinterview noch schnell in der Apotheke ein Mittel gegen Heuschnupfen geholt hast. Den Scan des potentiellen Arbeitgebers wirst du kaum bemerken, aber er wird dich nicht nehmen, weil dein Ausfallsrisiko zu hoch ist.

Viele Dinge sind zwar absolut harmlos, aber trotzdem gibt es Momente in denen sie nicht jeder wissen muss. Mit den ganzen Aenderungen, die zur Zeit angedacht werden kann man sie kaum noch fuer sich behalten.
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post 15 May 2005, 15:06
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sh_goodpost.gif@dreivier *

Nach dem Motto aus dem Auge aus dem Sinn...
Nur weil man Penner Punks und Kriminelle mit Kamaras und Totalüberwachung aus Ballungsräumen und Strassenbahnen vertreibt, heisst es noch lange nicht, das sie nciht mehr da sind...

Schön das ich jetzt auf der Prager STr. sicher bin, das einzige mal, wo mich 3 Bomberjacken ohne Haare anrempeln und anpöbeln wollten war ich aber leider noch 300meter vor der Prager Str. am Hbf angry.gif

es läuft immer auf eins hinaus: Überwachen kannst du nur die Unschuldigen, die Schuldigen sind nciht so doof sich überwachen zu lassen...

und das wissen auch die Politiker, also will nun die (Sicherheits)Wirtschaft Geld verdienen, oder will jemand einen Überwachungsstaat? (oder vielelicht sogar einen totalitären "Marktforschungsstaat"?) Ich denke mal, das sind hier die wirklichen Fragen... Mit Schutz und Kriminellen hat die Überwachung nicht das geringste zu tun und das sollte eigentlich jeder erkennen ((, der nur ein fünkchen Hirn im Kopf hat darüber nachzudenken))...


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„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1 Abs. 1



Selber denken statt fern sehen!
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post 15 May 2005, 15:51
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frage am rande:
wie will man regeln und gesetze sichern, wenn man sie nicht kontrolliert? welchen sinn machen gesetze, wenn sie nicht schützen?
welche möglichkeiten sollte denn der gesetzgeber dann haben um UNS zum Beispiel vor Terroristen zu schützen? Welche Möglichkeiten sollte ein Unternehmen dann ergreifen um seine Räume zu schützen? Kriminailität läßt sich nicht einfach mal so "wegbilden", Terrorismus genausowenig...
Wie kann man denn dann effektiv soetwas bekämpfen, wenn nicht durch Prävention mit Hilfe der Überwachung?

Dieser Beitrag wurde von neo: 15 May 2005, 15:52 bearbeitet


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I've met God across his long walnut desk with his diplomas hanging on the wall behind him, and God asks me, "Why?" Why did I cause so much pain? Didn't I realize that each of us is a sacred, unique snowflake of special unique specialness? Can't I see how we're all manifestations of love? I look at God behind his desk, taking notes on a pad, but God's got this all wrong. We are not special. We are not crap or trash, either. We just are. We just are, and what happens just happens. And God says, "No, that's not right." Yeah. Well. Whatever. You can't teach God anything.
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post 15 May 2005, 16:01
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@neo: ist schon eine schreckliche Welt in der wir leben, tägliche Übergriffe, Gewalttaten, und unzählige Terroristen die auf unseren Strassen und in unseren Füßgängerzonen unterwegs sind lol.gif
dafür geb ich gerne meine Rechte und Privatspäre auf... wacko.gif

kanns sein , daß du zuviel CNN und deren Panikmache schaust? tongue3.gif
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post 15 May 2005, 17:49
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1. Schein
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btw: Die Materialien von Prof. Pfitzmann zu dem Vortrag "Werden biometrische Sicherheitstechnologien die heutige IT-Sicherheitsdebatte vor neue Herausforderungen stellen?" (wegen dem er vermutlich ausgeladen wurde), gibt es unter
http://dud.inf.tu-dresden.de/literatur/Pfit05_BSI012.pdf (Ausarbeitung)
http://dud.inf.tu-dresden.de/literatur/BiometrieRFID.pdf (Folien)

Liest sich sehr interessant und ist eine recht gute Lektüre für alle, die sich ein wenig näher mit dem derzeit heiß diskutierten Thema Biometrische Merkmale befassen möchten.
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post 15 May 2005, 19:29
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Zitat(rakete @ 15 May 2005, 16:01)
@neo: ist schon eine schreckliche Welt in der wir leben, tägliche Übergriffe, Gewalttaten, und unzählige Terroristen die auf unseren Strassen und in unseren Füßgängerzonen unterwegs sind lol.gif
dafür geb ich gerne meine Rechte und Privatspäre auf... wacko.gif

kanns sein , daß du zuviel CNN und deren Panikmache schaust? tongue3.gif
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so abwegig ist das nicht.
ein teil der terroristen des 9/11 lebten in deutschland, genauer gesagt in hamburg, mitten unter uns. so weit weg sind die terroristen garnicht, desweiteren gibt es ja nicht nur den islamischen terrorismus, das zählt genauso für links- und rechtsextremen terrorismus..vielleicht solltest du mal einen blick in den verfassungschutzbericht werfen..da werden genug bedrohungen aufgeführt. es müssen ja nicht unzählige sein, aber wenn man sieht, dass eine handvoll terroristen hunderte oder tausende menschen in den tod reissen können, ist jeder einzelne von denen der nicht überwacht wird, einer zuviel.

ich schau sicher nicht zuviel "panikmache" aber gerade eben seit dem 11.september 2001 sollte man vielleicht mal die augen aufmachen, die anschläge wurden in deutschland geplant, die terroristen haben in deutschland gelebt...und andere anschläge wie zum beispiel auf den straßburger weihnachtsmarkt (wenn ich mich recht erinnere) oder auf eine gedenkstätte (wo genau weiß ich jetzt grad nicht mehr) konnten eben durch diese überwachung verhindert werden, ganz egal von wem die anschläge geplant wurden, ich sehe da keinen unterschied zwischen linken, rechten, islamistischen, etc. terroristen, sowas muss verhindert werden, und das geht nunmal nur mit überwachung!
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post 15 May 2005, 20:40
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1. Schein
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Punkte: 17
seit: 10.11.2004

Zitat(neo @ 15 May 2005, 19:29)
und andere anschläge wie zum beispiel auf den straßburger weihnachtsmarkt (wenn ich mich recht erinnere) oder auf eine gedenkstätte (wo genau weiß ich jetzt grad nicht mehr) konnten eben durch diese überwachung verhindert werden

Die Kameras auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt wurden erst 2003 nach den vereitelten Anschlag installiert:
http://66.102.9.104/search?q=cache:oHVQrQu...1yh.html+&hl=de
Nur: Wie sollen diese 80 Kameras einen Anschlag verhindern? Ich glaube nicht, das man einem Attentäter sein Vorhaben ansehen würde... Bevor man 80 Kameras aufstellt, sollte man vielleicht verhindern, das jemand quer durchs Land fährt und in Apotheken Grundzutaten zum Bombenbau kauft (siehe http://www.generalbundesanwalt.de/news/ind...hema=2&Start=0). Das bringt zwar auch gravierende Datenschutzprobleme mit sich, aber die Notwendigkeit dieser Form der Überwachung wäre vermutlich eher einzusehen.

Ich empfehle zum Thema Sicherheitsbedürfnis und Wahrnehmung von Kriminalität: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18724/1.html
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post 15 May 2005, 21:10
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about:away
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Punkte: 3998
seit: 01.10.2003

sh_goodpost.gif
ich brauch da nix mehr zu zu schreiben, dreivier spricht mir aus der seele...

ausser vielleicht: genau, es gibt einen Verfassungsschutz, ein Bundesnachrichtendienst, und die Polizei... und die haben Mittel und die Möglichkeit Personen oder Organisationen zu überwachen...
aber Überwachungskameras (wie sollen die einem T ansehen, das er ein T ist?), biometrische Pässe (seit wann gibt es ein T Gen?), und Abhöranlagen (wie wir wissen kann man telefonate und emails verschlüsseln) für alle Bundesbürger, werden nie und nimmer einen Anschlag oder Kriminalität verhindern...

ich denke nicht, das Überwachungskameras in Kaufhäuser und Fußgängerzonen irgendjemandem schaden, aber man muß halt alles auch mal zuende denken, und ich denke Du, neo, hast das nicht wirklich getan...
btw. komisch das es immernoch Ladendiebe gibt, die nicht erwischt werden, trotz Kameras und Ladendetektiven bigwink.gif
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post 16 May 2005, 18:06
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Straight Esh
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Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Noch etwas zu den Kameras:

Die Kameras in der Strassenbahn verhindern, dass jemand die Strassenbahn kaputtmacht. Die Kameras im Hauptbahnhof verhindern, dass jemand den Hauptbahnhof kaputt macht, und die Kameras auf der Prager Strasse verhindern, dass dort jemand Grafitti sprüht. Und das auch nur, weil die Leute, die solches Eigentum kaputtmachen, mehr Angst davor haben erwischt zu werden, als sie Bock drauf haben, etwas zu ruinieren.

Hingegen wird keiner, der dir auch schaden will, davon abgehalten werden, dies auch zu tun. Denn eine solche Menge Energie (geplant oder ungeplant) lässt sich kaum von der Furcht festgenommen zu werden abschrecken. Das überaus Dumme an der ganzen Sache ist, dass man zwar einen Sachschaden von der Versicherung decken lassen, einen Körperschaden aber nicht wirklich rückgängig machen lassen kann.

Insofern hilft dir persönlich für deine Sicherheit eine Kamera nicht das geringste, weil du tot bist, bevor die Polizei überhaupt eintrifft (sofern das überhaupt auf dem Bild schnell genug bemerkt wird). Die Kameraüberwachung hilft lediglich dabei im Nachhinein den Schuldigen zu finden (wenn überhaupt, man kann ja die Anzahl seiner erkennbaren Körpermerkmale mit Sonnenbrille, Schal und Mütze auf ein Minimum reduzieren).

In sofern hilft Videoüberwachung auch nichts gegen Terroristen, da dort der Trend auch eher zum Selbstmörder geht. Und auch wenn das nicht der Fall ist. Auf der Kamera sieht man nicht, ob irgendwelche Viren in den Pudding gespritzt werden, oder ob mal schnell eine Schachtel mit Frühstücksflocken gegen eine gleich aussehende mit einer Bombe ausgetauscht wird. Und das hilft den Leuten, die wegen der Bombe draufgehen leider nicht.

Terroristen sind nunmal unauffällig und jedem der etwas anderes behauptet könnte man auch die "kleine Rassenkunde" aus den 30iger Jahren vorlegen.


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bonum agere et bonum edere,
sol delectans et matrona delectans

(Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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post 16 May 2005, 18:51
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3. Schein
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seit: 05.01.2005

Zuerst mal finde ich es unschön, dass auf dieses DDR-Vokabular "Süstääm" usw. zurückgegriffen wird.
Wombat? Ist es die Bundesrepublik, die dich einsperrt, oder fängt es bei dir selbst an? Ich weiss doch, dass du anders kannst als Chappi.
Aber gut, es geht ja eigentlich um Pfitzmann.

Die Argumente von Chris muss ich ausnahmsweise mal untermauern. Speziell Videoüberwachung kann keine Verbrechen verhindern, sondern kann nur die Aufklärung unterstützen. Wobei wieder unterschieden werden muss, zwischen Verkehrsüberwachung und der Überwachung öffentlicher Plätze. Der Effekt von Videoüberwachung öffentlicher Plätze ist ein subjektives Gefühl von Sicherheit, z.B. bei Neo.

Was hier diskutiert wird ist ein Grundparadoxon: Freiheit kann nur durch Sicherheit garantiert werden. Sicherheit ist genau so wie die Freiheit ein elementares Bedürfnis. Sicherheit steht aber der Freiheit oft konträr gegenüber. Deswegen kann man grundsätzlich Methoden der Informationsgewinnung für den Staat nicht ablehnen. Hier wäre der Staat nicht nur ein Nachtwächter, sondern ein Blinder. Die Frage ist, wieviel Sicherheit kann man wollen um ein größtmögliches Mass an Freiheit garantieren zu können.

Auch biometrische Merkmale in Ausweisen werden uns aber keine grössere Sicherheit garantieren können. Biometrie in Ausweisen ist technologisch noch nicht ausgereift und beschert nur den Biometrie-Firmen, die hier ansässig sind ein gutes Geschäft, obwohl doch Subventionen abgebaut werden sollen.

Terrorismus ist das Thema der Zeit und der Zukunft und Terrorismus muss bekämpft werden. Auch muss aber nach den Ursachen von Terrorismus gesucht und diese bekämpft werden. Die Mittel, die für diesen Kampf jedoch gewählt werden sind, werden keine Terroranschläge verhindern können, wie den von Madrid oder die Besetzung der Oper in Moskau, oder das Massaker von Beslan. Was den 11.09. betrifft sieht man jetzt die Auswirkungen: Wenn sich eine Cessna verirrt, wird alles geräumt und sofort die Panik geschürt. Die Bevölkerung ist klar emotionalisiert, die Politik sollte aber kühlen Kopf behalten und sich nicht von einem Schily, der meint, jetzt im Alter (Verkalkung?) die Wahrheit gefunden zu haben, scharf machen lassen.

EDIT: Eine Totalüberwachung ist technisch wie finanziell völlig unmöglich und stellt schon wieder Panikmache in dem eigentlichen ganz guten Beitrag von 3-4 dar.

Dieser Beitrag wurde von Hannes: 16 May 2005, 19:12 bearbeitet


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Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. - Micha 4
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post 16 May 2005, 22:52
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Straight Esh
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seit: 01.10.2003

Freiheit kann, wie ich finde, nur durch das eigene Verhalten garantiert werden. Denn erst wenn wirklich alle den Satz "Meine eigene Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit des anderen anfängt" leben, werden die Menschen im größtmöglichen Maße frei sein. Bis es soweit ist, muss der Staat den Bürgern mittels Polizei und Konsorten auf die Sprünge helfen. Und je größer die Freiheitsüberschreitung, desto heftiger das Echo.

Das eigentliche Problem der biometrischen Ausweise ist, dass man die Merkmale nicht ändern kann, wenn es gebrochen wurde.

Und die verirrte Cessna zeigt doch völlig klar, dass die ganzen Sicherheitssysteme keinen Deut etwas bringen. Man hat weder den Piloten vorher heraussortiert, noch wusste man, was er vorhatte, noch sonst irgendetwas. Man musste wieder ganze Gebiete räumen. Hätte das eingeführte System den gewünschten Erfolg, hätte diese Cessna nie das Rollfeld verlassen.
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post 17 May 2005, 00:58
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Zwangsoptimist
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Punkte: 400
seit: 07.01.2005

Ich bin gegen die Einführung dieser ganzen Überwachungsinstrumente, denn wenn sie einmal da sind, bekomnmen wir sie wahrscheinlich nie wieder weg.
Wer sagt mir, dass nicht gerade bei der nächsten Bundestagswahl die NPD 40% holt, nur weil vielleicht einen Tag vor der Wahl ein Araber eine Bombe vor dem Reichstag gezündet hat und plötzlich alle Bundesbürger das Gehirn wieder ausschalten, so wie es nach dem 11.9. in weiten Teilen der Welt war.
Dann hat so eine Regierung dieses Mal endlich die Macht auch wirklich jeden Winkel des Lebens eines Bürgers auszuleuchten und auch noch wirksamer das Denken zu kontrollieren, als wir das ja schon vor nicht allzu langer Zeit hatten.
Und sie wird die Macht auch nutzen...


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Gewissen ist der Teil des Körpers, der sich schlecht fühlt, während sich alle anderen Teile gut fühlen.
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post 21 May 2005, 15:59

Neuling


Punkte: 1
seit: 20.01.2005

ich hoffe ihr kennt den film minority report. inzwischen habe ich das gefühl, dass genau diese vision momentan in kraft tritt. man wird einer tat beschuldigt, die evt. in zukunft eintreten kann. in den usa reicht dazu ein kläger (staat) und ein paar indizien.

in der ganzen terrordiskussion wird vergessen, darüber zu diskusstieren, ob der beschuldigte überhaupt die tat begangen hätte, wegen deren verhinderung er nun in haft sitzt. was passiert aber mit dem normalen bürger?

je mehr überwachung hinzukommt, umso mehr stellt man den bürger unter generalverdacht. mit ein paar profilen, digital aufgewertet, und ein paar passenden indizen (verschiedene Apotheken, Baumärkte, falsche Internetseiten) wird aus dem bürger schnell ein potenzieller Terrorist. Und da es ja nicht bewiesen ist, was in zukunft passieren könnte, gehts vorsorglich in haft
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post 01 Jun 2005, 16:38
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alleingelassen.
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Punkte: 9600
seit: 22.10.2004

Nun ist es raus: Den neuen Reisepass gibt es ab 1.11.05 und er wird 59 EUR kosten.
Qulle: Tagesschau

Trotz aller Bedenken hat's der Otto durchgeboxt und freut sich nun, dass seine Lobbyismus-Politik von niemand verhindert wird.

Na dann wolln wir mal schauen, welche Sicherheitsvorteile der neue Pass bringt evil.gif

#abd
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..:: Wir sind gekommen Dunkelheit zu vertreiben, in unseren Händen Licht und Feuer ::..
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post 01 Jun 2005, 17:08
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Straight Esh
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Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas?
59 Euro?
Hackts oder was? Warum soll ich für ein Medium, dass nicht sicher ist, mehr als 4 mal soviel zahlen wie für meinen alten Pass?
ProfilPM
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