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 27 Nov 2005, 14:25
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3. Schein   
Punkte: 204
seit: 16.12.2004
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Text: Jens Jensen
Im Juni `63 sitzt `ne kleine Frau und weint weil die Tage nicht kommen, nicht mehr kommen wie es scheint sie hat total den Mut verlor `n und wartet jetzt auf ihn wischt sich die Hände an der Schürze ab und stellt den zwei `n das Essen hin drei Kinder sind nicht drin, das war den beiden klar also Rotwein, heiße Bäder und die Treppen, was and `res war nicht da die Pille oder so was gab es nicht, wenn man sich liebt hält man sich fest und von dem Wundertee von drüben war ihr nur doppelt schlecht und so hing das Leben wieder mal an diesem dünnen Faden dran dieses Garn der Liebe und der Not, das dieses Leben spann ist es Mut, ist es Lüge, und die Liebe gar nicht wahr ist es aus und vorbei, und du vielleicht nicht da sie lehnten sich aneinander an, wussten nicht wie `s weitergeht es blieb nur noch der Engelmacher in der Prenzlauer Allee im Warteraum wo `s nach gar nichts klang, sah sie ihn an, und er nahm sie als sie die Treppen runter sprang fühlte sie sich wie ein Kind so froh war sie noch nie und so hing das Leben wieder mal an diesem dünnen Faden dran dieses Garn der Liebe und der Not, das dieses Leben spann und hätten sie sich in dem Warteraum nicht so angeseh `n und ihre Liebe nicht wahr, wär es aus und vorbei für mich, und ich wär gar nicht da
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Ich will nicht verständlich sein, ich will, dass du mich fühlst.
FRIDA
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qetap |
 30 Dec 2005, 12:00
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Abgemeldet
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Günter Kuhnert: Vorschlag
Ramme einen Pfahl in die dahinschießende Zeit. Durch deine Hand rinnt der Sand und bildet Formlosigkeiten, die sogleich auf Nimmerwiedersehen in sich selbst einsinken: vertanes Leben.
Was du nicht erschaffst, du bist es nicht. Dein Sein nur Gleichung für Tätigsein: Wie will denn, wer nicht Treppen zimmert, über sich hinausgelangen? Wie will heim zu sich selber finden, der ohne Weggenossen?
Hinterlass mehr als die Spur deiner Tatze, das Testament ausgestorbner Bestien, davon die Welt übergenug schon erblickt.
Ramme einen Pfahl ein. Ramme einen einzigen, einen neuen Gedanken als geheimes Denkmal deiner einmaligen Gegenwart in den Deich gegen die ewige Flut.
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 12 Jan 2006, 21:46
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1. Schein 
Punkte: 21
seit: 10.12.2005
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Joint Venture: Das Brummen
Vom Rhein ein Brummen, stur und heiser, ein Frachtschiff, das vorüberzieht. Und immer leiser, immer leiser, bis es fast den Ohrn entflieht.
Doch da von oben, grad vom Himmel, raubt mir ein andrer Ton die Ruh. Im Mond ein Streifen, grau wie Schimmel. Die Augen zu, die Augen zu.
Ach, ich sehne mich nach Stille, da, wo´s niemals stille wird. Ein Auto fährt, es zirpt ne Grille. Nebenan wird kopuliert.
In den Pappeln sitzen Raben, krächzen was vom Totenreich. Der unter mir muß Durchfall haben. Oder Gäste, beides gleich.
Das Leben ist ein lautes Treiben, niemand hilft die aus der Not. Das Brummen wird wohl immer bleiben. Ruhe bringt dir erst der Tod.
Vom Rhein ein Brummen, stur und heiser. Ein Frachtschiff, das vorüberzieht. Und immer leiser, immer leiser, bis es ganz den Ohrn entflieht.Hat irgendwie 'was - erscheint an manchen Stellen etwas ironisch/unseriös aber an anderen Stellen wieder sehr tiefsinnig. @Zaphod: Heinz Erhard ist klasse! Dieses Gedicht insbesondere. Dieser Beitrag wurde von bens: 13 Jan 2006, 21:40 bearbeitet
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So sieht's aus - unter'm Strich!
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 12 Jan 2006, 23:39
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Bruntzkachel     
Punkte: 651
seit: 28.08.2005
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Christian Morgenstern
Das Mondschaf
Das Mondschaf steht auf weiter Flur. Es harrt und harrt der großen Schur. Das Mondschaf.
Das Mondschaf rupft sich einen Halm Und geht dann heim auf seine Alm. Das Mondschaf.
Das Mondschaf spricht zu sich im Traum: »Ich bin des Weltalls dunkler Raum.« Das Mondschaf.
Das Mondschaf liegt am Morgen tot. Sein Leib ist weiß, die Sonn' ist rot. Das Mondschaf.
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...
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 13 Jan 2006, 03:02
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i wish i could fly away        
Punkte: 1983
seit: 20.11.2003
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Ich hoff, der ganze Frust verschwindet, der mich zu lange schon umgibt. Ich wäre gerne eine Magnet, der warmes Licht anzieht. Was unter Schnee verborgen lag, bringt dann die Sonne an den Tag. Viele mögliche Ideen, ach, könnte ich doch die Zeit vordrehen.
Und ich warte mal wieder auf den Frühling, man kann nicht nur traurige Lieder singen. Doch bald werden sie wieder anders klingen, wenn die ersten Sonnentage Wärme bringen.
Die alten winterkalten Gedanken verfliegen wie Rauch im lauen Wind. Wenn wir in den Wiesen liegen und etwas neues beginnt. Ich finde wieder die richtigen Worte, ich treffe wieder den richtigen Ton. Ich dem Drang nicht widerstehen, ach, könnte ich doch die Zeit vordrehen.
Man kann nicht nur traurgige Lieder singen ...wenn die ersten Sonnentage Wärme bringen...
Und ich wart mal wieder auf den Frühling, man kann nicht nur traurige Lieder singen. Doch bald werden sie wieder anders klingen, wenn die ersten Sonnenstrahlen Wärme bringen.
sportfreunde stiller - frühling ... meine hymne dieses jahr
Dieser Beitrag wurde von dachluke: 13 Jan 2006, 03:03 bearbeitet
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Nicht durch unsere Entdeckungen, sondern durch unsere Ahnungslosigkeit bewegen wir uns sicher durch das Leben. Jean Giraudoux How come even in my fantasies everyone's a jerk?
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 13 Jan 2006, 11:35
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Hockeyprophi         
Punkte: 2765
seit: 22.01.2005
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/Verzeiht mir, aber Wilhelm Busch ist durchgehend die Wahrheit
Verzeihlich
Er ist ein Dichter; also eitel. Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm, Zieht er aus seinem Lügenbeutel So allerlei Brimborium.
Juwelen, Gold und stolze Namen, Ein hohes Schloß, im Mondenschein Und schöne, höchstverliebte Damen, Dies alles nennt der Dichter sein.
Indessen ist ein enges Stübchen Sein ungeheizter Aufenthalt. Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen, Und seine Füße werden kalt.
Wilhelm Busch
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 18 Jan 2006, 20:54
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3. Schein   
Punkte: 156
seit: 16.09.2005
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Kleine Auswahl aus meiner "Sammlung":
Dylan Thomas’ "Do Not Go Gentle into That Good Night"
Do not go gentle into that good night, Old age should burn and rave at close of day; Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right, Because their words had forked no lightning they Do not go gentle into that good night.
Good men, the last wave by, crying how bright Their frail deeds might have danced in a green bay, Rage, rage against the dying of the light.
Wild men who caught and sang the sun in flight, And learn, too late, they grieved it on its way, Do not go gentle into that good night.
Grave men, near death, who see with blinding sight Blind eyes could blaze like meteors and be gay, Rage, rage against the dying of the light.
And you, my father, there on the sad height, Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray. Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light.
Barbara Fletcher "Green Woman"
In the third pew I saw her turn to reach for a hymnal: a woman, turtle-shell green and radiant, verdant skin and eyes marbled with veins of copper and silver. In the stained-glass sunlight she shone metallic, like the flash of fish in northern Ontario waters, or birch leaves in a September wind: the flashdance of chlorophyll and silver-white.
The others whispered that she was a victim of a misplaced needle as a child: a sudden and irrevocable infusion of emerald-green into every cell. And she was permanently transformed into a serpent.
But there was nothing reptilian about this living jade sculpture, this perfect singing jewel.
Verfasser unbekannt (?)
Do not stand by our graves and weep, We are not there. We do not sleep. We are a thousand winds that blow. We are a diamond glint on snow. We are the sunlight on ripened grain. We are the gentle autumn rain. When you awake in the morning hush, We are the swift up-flinging rush Of quiet birds in circling flight. We are the soft star shine at night. Do not stand by our graves and cry. We are not there. We did not die.
Verfasser unbekannt (?)
Running down through corridors through automatic doors
I see hope escape in a plastic box
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 19 Jan 2006, 15:05
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1. Schein 
Punkte: 23
seit: 15.01.2006
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sieb
sie gehen durch ein sieb ist mein kopf auf mir nicht zu mir gehört all dies macht mich krank ist mein kopf wie das sieb ein sieb ist in mir
zweifeln
richtig ist was richtig mir erscheint aus jeder Sicht ist es nicht richtig egal was richtig ist es kann nie richtig sein wie es scheint nicht richtig aus jeder Sicht – niemals
papier
nicht sehen wollen dass man möchte
nicht sehen wollen dass man sich bemüht
nur sehen wollen dass man nicht kann
nichts wirklich sehen wollen
nichts sehen wollen außer papier
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you can´t see California without Marlon Brando´s eyes
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 19 Jan 2006, 15:17
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Tingel-Tangel-Bob        
Punkte: 1508
seit: 09.11.2004
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Ich hab auch noch eins:
Strange Fruit
Southern trees bear strange fruit, Blood on the leaves and blood at the root, Black bodies swinging in the southern breeze, Strange fruit hanging from the poplar trees.
Pastoral scene of the gallant south, The bulging eyes and the twisted mouth, Scent of magnolias, sweet and fresh, Then the sudden smell of burning flesh.
Here is fruit for the crows to pluck, For the rain to gather, for the wind to suck, For the sun to rot, for the trees to drop, Here is a strange and bitter crop.
(Billie Holiday/Abel Meeropol)
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"...die Lieferung von Verteidigungsartikeln und Verteidigungsdienstleistungen an das Kosovo" werde "die Sicherheit der Vereinigten Staaten stärken und den Weltfrieden fördern" George W. Bush
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