Klar, nur scheint mir die heutigen Prioritäten nicht darauf zu liegen, was dem Menschen gut gefällt, sondern was dem Kapital oder Einzelnen gut gefällt.
Ich zum Beispiel finde die Blumenkästen vor dem Kulturpalast eine Augenweide, warum diese von 15 Meter hohen Häusern bebaut werden sollen, versteh ich einfach nicht.
Auch in der Prager Strasse hat man eher nunja ... komisch aufgewertet. Anstatt den vorhanden Leerraum mit einer Idylle aus Bäumen, kleinen Pfaden und Springbrunnen/Flüssen anzureichern zieht man es vor, dort Häuser hinzusetzen, die die Menschen förmlich zwischen ihnen einklemmen. Man fühlt sich förmlich erschlagen davon, versucht auszuweichen, wird in die Häuser gedrängt, um dem bombastischen zu entkommen.
Warum ich die Neustadt mag? Nun, dort haben wir keine Bauten, die einem beim Vorbeilaufen erst einmal erschlagen. Die Häuser sagen einem nicht sofort, wie winzig man ist. Dort gibt es ab und an Grünflächen (es könnten durchaus mehr sein), und die Kultur ist eine ganz andere. Die Leute sitzen bei Sonnenschein an der Strasse, auch die Besitzer, jeder scheint jeden zu kennen. Hier herrscht (zu einigen Zeiten) kein Stress, man kann flanieren, mal hierhin abbiegen, mal dort etwas interessantem zuschauen.
Warum ich die Neustadt nicht mag? Die Hunde kacken hin, die Autofahrer überfahren einen, bloss wenn man den Platz den einem die Häuser lassen, ganz ausnutzen will. Frei- und Grünflächen werden einfach bebaut (der schöne Bouleplatz), man versucht die Besucher auf die Bürgersteige zu klemmen.
Es gibt viele Möglichkeiten zu bauen, aber eine Architektur, die ihre Bewohner zwischen sich einklemmt, und allerhöchstens dazu ermutigt unbedingt nach innen zu kommen, um der drückenden Last zu entkommen, ist nicht das Meine. Ich bevorzuge den einen oder anderen leergefegten Platz, aber akzeptiere natürlich, wenn sich manche Menschen lieber im engen Getümmel wohlfühlen.
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