Der Computer hilft dem Stadtverkehr
Verkehrsfluss. Mit neuen dynamischen Wegweisern erobert Dresden einen Spitzenplatz bei der Zeit sparenden Steuerung.
Peter Müller fährt aus Prohlis über den Zelleschen Weg. Er steuert den Elbepark an der Grenze nach Radebeul an. Leider gibt es auf der Nürnberger Straße mitten in seiner Route einen kräftigen Stau. Da empfiehlt ihm am Fritz-Foerster-Platz die große Wegweiserbrücke über der Straße einen ungewohnten Weg: Alle Richtungen außer zum Zentrum werden auf die Autobahn A17 geleitet. Je nach Ziel kann der Verkehr an den Anschlussstellen Dresden-Gorbitz, -Altstadt oder -Neustadt wieder ungestört in die Stadt fließen.
Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) ist begeistert. Erstens, dass die neue Autobahn jetzt auch als Alternative für einen Teil des städtischen Straßenverkehrs zur Verfügung steht und notfalls als Umleitungsstrecke angeboten werden kann. Zweitens freut er sich, dass diese Umleitung im Bedarfsfall tatsächlich auf Knopfdruck (oder Mausklick) angezeigt wird.
Das ist seit einigen Tagen im Südosten der Stadt möglich. Dazu wurden vier Schilderbrücken an Hauptstrecken mit so genannten dynamischen Wegweisern ausgerüstet. Sie sind ganz einfach per Fernsteuerung verstellbar.
Die Technik hört sich höchst gewöhnlich an. Die eigentliche Revolution steckt in der Feststellung, dass es eine Störung im normalen Verkehrsfluss gibt, sowie in der Entscheidung, über welche Route der Verkehr bei irgendwelchen Störungen geleitet werden sollte. Das alles rechnet nämlich ein Computer aus, der ständig automatisch mit Tausenden von Daten gefüttert wird.
Die Messungen werden an 20 eigens angelegten Pegelzählstellen vorgenommen. Dort können auch Fahrzeugtypen unterschieden werden – ob also ein Motorrad vorbeibrettert oder ein Lastzug rollt.
Aber auch die Kontaktschleifen an Ampeln liefern Zählergebnisse in die Zentrale. Und das ist eine riesige Menge, denn etwa 90 Prozent der rund 400 Dresdner Signalanlagen sind automatisiert. „So viel hat keine andere deutsche Stadt“, betonte Reinhard Koettnitz, der Leiter des Straßen- und Tiefbauamts, bei der Vorstellung.
Sogar die rund 530 Taxen steuern zu einem präzisen Bild des Verkehrsflusses bei. Wenn sie Fahrgäste transportieren, wird ihre Reisegeschwindigkeit per Satellitensignal übertragen, so dass Staus etwa vor Ampeln sofort sichtbar werden.
Darüber hinaus erhält der zentrale Rechner auch die Daten der Zählungen aus dem Autobahnamt. Ebenso werden Bilder von Kameras übertragen, die den Verkehr an 30 Standorten ständig abbilden – aus Gründen des Datenschutzes allerdings nur im Minutentakt.
Der Fortschritt heißt Vamos
Die Konstrukteure nennen ihr System „Vamos“. So lautet das spanische Wort für Gehen oder Fahren. Hier ist es eine Abkürzung für Verkehrs-Analyse-, Management- und Optimierungs-System. Es wurde in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Leitprojekt „Intermobil“ entwickelt. Beteiligt sind neben dem Amt von Koettnitz auch Prof. Jürgen Krimmling von der TU Dresden und zwei Ingenieurbüros.
Vamos gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen Systemen zur Verkehrssteuerung in Deutschland. „Nur München und Nürnberg, vielleicht noch Frankfurt/Main sind ähnlich gut ausgerüstet“, berichtete Krimmling gestern.
Der Start wird in Dresden mit einer Strecke im Südosten parallel zur neuen Autobahn A17 gemacht. Die vier umgerüsteten Wegweiser (siehe Kasten) bilden den ersten Abschnitt des neuen Leitsystems. Bis 2007 sollen vier weitere bis hin zum Autobahnanschluss resden-Altstadt folgen. Dann soll Vamos die Steuerung sogar vollautomatisch ohne Mausklick übernehmen.
Für die Auswahl der Strecke spielte freilich auch die Tatsache eine Rolle, dass die städtischen Straßen gelegentlich als Umleitung für den Autobahnverkehr dienen sollen – etwa bei Störungen in den Tunneln.
Quelle: Sächsische Zeitung
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