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Habt Ihr schonmal jemanden getötet ? Wie habt Ihr Euch dabei gefühlt ?
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Dresdenwiki |
 13 Nov 2005, 22:56
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Der Schütze von Omaha Text: Hans-Joachim Löwer
Hein Severloh hatte längst kein Gefühl mehr dafür, was ein einzelner Schuss bedeutete. Zu Hunderten, Tausenden jagte er seine Kugeln hinunter aufs Wasser. Wenn er das Ziel verfehlte, spritzten Fontänen auf. Wenn er traf, sanken Soldaten in die Fluten. Dafür aber hatte der Gefreite Severloh keinen Blick. Er starrte nur in eine dunkle anonyme Masse, die sich unablässig auf ihn zubewegte. Auf Menschen ohne Namen und ohne Gesicht. Er schoss in sie hinein wie ein Automat. Severloh, ein Bauernsohn aus der Lüneburger Heide, war 20 Jahre alt und lag an Hitlers Atlantikwall. Hatte nichts mit "Führer" und "Endsieg" im Sinn. Sondern pure Angst um sein Leben. Er wusste, wenn er den Gegner nicht traf, würde es irgendwann ihn treffen. Der Befehl lautete, die landenden GIs zu "erledigen", solange sie noch in Zweierreihen durch das Wasser wateten.
Seine Stellung war ideal. Widerstandsnest 62. An einem Hang beim Dorf Colleville, 25 Meter über dem Meer. Als "Omaha Beach" bezeichneten die alliierten Angreifer diesen Küstenabschnitt der Normandie. Severloh hat vermutlich mehr Gegner im Krieg getötet als jeder andere deutsche Soldat. Das "Tier von Omaha" nannten ihn die Amerikaner später. Es war der 6. Juni 1944, der Tag der Invasion. Die Leichen der Gefallenen schwappten hin und her in seichtem Wasser und blutigem Schlamm. Dann fiel ein Schuss, der ganz anders war. Er sollte das Leben von Severloh verändern. Die Kugel kam aus einem Karabiner, den der junge Soldat als Zweitwaffe besaß. Sie traf einen GI, der es bis zum Strand geschafft hatte. Dieser eine Schuss war wie Töten in Zeitlupe. Der Stahlhelm flog dem Amerikaner davon, trudelte durch den Sand. Der Soldat blieb stehen, sein Kinn fiel auf die Brust, dann kippte er nach vorn.
"In diesem Moment ist mir bewusst geworden, was ich die ganze Zeit getan hatte", sagt Severloh heute. "Ich hatte Menschen getötet." Der 6. Juni 1944 wurde für Hein Severloh, der 1947 aus der Gefangenschaft zurückkehrte, zur ewigen Hölle. Je mehr Jahre ins Land gingen, umso verschlossener wurde er.
Dann, 1984, am 40. Jahrestag der Invasion, fragte ihn ein amerikanischer Reporter, wie viele GIs er damals wohl erschossen habe. Nun stand sie plötzlich vor ihm, diese Frage, übermächtig wie ein grässliches Ungetüm. Severloh würgte und schluckte, der Reporter ließ nicht locker. Waren es 1000? Oder gar mehr? "Das waren sicher mehr als 1000", sagte er schließlich. "Eher noch mehr als 2000 Mann." An diesem Tag hat Severloh gelernt, über das Unaussprechliche zu reden. Und von nun an konnte er Tränen vergießen, 40 Jahre Einsamkeit hatten ein Ende. Es war wie eine Befreiung. Aber der furchtbarste Tag seines Lebens, das weiß er inzwischen, lässt sich nicht tilgen.
Quelle: National Geographic
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Antworten
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 14 Nov 2005, 07:52
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Ich hab für irgendwelche Kinder in Afrika nicht gespendet und deswegen 3 dem Hungertod preisgegeben. Ich hab meiner Regierung nicht persönlich gesagt, dass ich gegen den Krieg in Afghanistan bin, und habe hunderte Zivilisten getötet. Ich hab Waren aus Billiglohnländern gekauft, um mit meiner Preispolitik tausende alte Leute dem freien Sterben preiszugeben. Ich kämpfe nicht aktiv genug gegen Waffen, Umweltverschmutzung und Nutzung von Atomenergie in jedweder Form und bin damit verantwortlich für den Tod aller Menschen auf dieser Welt, sei es in 20 oder 200 Jahren.
Ja ich bin schuldig.
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 14 Nov 2005, 10:51
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Ironieresistenz I.         
Punkte: 2231
seit: 02.06.2005
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Zitat(Chris @ 14 Nov 2005, 06:52) Ich hab für irgendwelche Kinder in Afrika nicht gespendet und deswegen 3 dem Hungertod preisgegeben. Ich hab meiner Regierung nicht persönlich gesagt, dass ich gegen den Krieg in Afghanistan bin, und habe hunderte Zivilisten getötet. Ich hab Waren aus Billiglohnländern gekauft, um mit meiner Preispolitik tausende alte Leute dem freien Sterben preiszugeben. Ich kämpfe nicht aktiv genug gegen Waffen, Umweltverschmutzung und Nutzung von Atomenergie in jedweder Form und bin damit verantwortlich für den Tod aller Menschen auf dieser Welt, sei es in 20 oder 200 Jahren. Ja ich bin schuldig.  Ein junger Mensch kam zu einem Weisen und sprach: "Was kann ich tun, um die Welt zu retten?" Darauf der Weise: "Soviel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgens die Sonne aufgeht." "Aber was nützen dann all meine guten Taten und mein Streben nach Wahrheit und Glück?", sagte dieser enttäuscht. Der Weise aber erwiderte: "Sie helfen dir wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht!" unbekannt
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Seine Majestät, Kaiser Ironieresistenz I.
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