Habe das erlebte mal ein wenig, öhm, verarbeitet. Verpasst nicht den zweiten Teil, wenn es vom Space Camp zur Startrampe geht, wofür man durch ganz Ilmenau muss. Ich sage nur:

"Es wohnen in Ilmenau keine Leute, jedenfalls keine, die in Ilmenau wohnen."

Viel Spaß cool.gif

Früher wollte ich Astronaut werden. Oder lieber Kosmonaut, soviel Hommage an meine Wurzeln muss schon sein. Doch wie es eben leider so ist, man verliert das Ziel irgendwann zwischen 5 und 6 aus den Augen und möchte fortan lieber auf einem lauten qualmenden Ungetüm Ventile drehen und in dunkle Tunnel fahren, anstatt auf einer vollschlanken Rakete in den sonnigen Himmel zu düsen. Dieses Phänomen tritt später bei der Partnerwahl ebenfalls auf, aber ich schweife ab.
Neulich jedoch, hörte ich von einem Raketenbahnhof im fernen Ilmenau, der mir meinen Traum doch noch erfüllen könnte. Dieser schießt laut Propaganda schmerzresistente Mutmenschen für kurze Zeit in eine erdnahe Umlaufbahn. Was die Werbung aber verschweigt ist, dass die Anreise recht lang und der Verbrauch an grünem Zaubertreibstoff exorbitant hoch ist, um nicht zu sagen exzessiv.
So begab ich mich zusammen mit zahlreichen Mitmutmenschen also unlängst in die Monorail, die sozusagen straight to the top und fast ohne Zwischenhalt von meiner Heimatstadt in das größte Raumfahrtzentrum Südthüringens führt: Ilmenau. Ein Ort wie Gänsehaut. Früher war die Stadt unbedeutend. Heute ist es auch noch so. Gut, der liebe Goethe liebwandelte da wohl zu Lebzeiten und half die Schäden eines Feuers beseitigen. Hat er sicher selbst gelegt. Den Drang verspürt man jedenfalls permanent, sobald man die Stadtgrenze überschreitet. Und zwar egal in welche Richtung.
Zunächst jedoch verbringe ich meine Zeit mit ständigem Betanken in der Monorail. Die Geschwindigkeit ist aberwitzig. Wir sind so schnell, dass sich Gesichter verformen und man nur noch verschwommen sieht. Ich bin ganz benebelt. Muss irgendwie Treibstoff eingeatmet haben. Untwegs treffen wir noch auf einige nicht minder mutige Leute. Wir helfen ihnen das Wort "Pech" neu zu definieren.
Wenig später überqueren wir schon die Grenze zum Lande Thüringen. Ein fernes Land, das einem immer etwas unheimlich ist. Zwar schön wie Dagmar Schipanski und berühmt für seine Hundezucht, aber ein schaler Biergeschmack bleibt. An Städtenamen wie Geschlechtskrankheiten gewöhnt man sich nicht so recht. Da hilft nur nachtanken mit dem grünen Supersprit.
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Vielleicht bewegen wir uns ja schon so schnell, dass das Licht nicht mehr hinterherkommt. Vielleicht sind wir aber auch schon zu nah an Ilmenau, wo die Sonne bekanntlich niemals scheint. Vielleicht steht auch einfach eine dicke Frau vor dem Fenster. Der Geruch nach Schweiß, Kot und Urin bestätigt diese These. Kommunikation gestaltet sich auf den letzten Meilen extrem schwierig. Die Batterien meiner Mitmutmenschen scheinen leer zu sein, jedenfalls reden sie langsam und langgezogen.
Der Zug stoppt. Ich checke schnell den Kessel. Dreiachte sind drauf. Am fehlenden Treibstoff kann es also nicht liegen. Sofort kommt ein Männlein vom ILSC (Ilmenau Space Center) und lotst uns in sein Hovertaxi, das wohl schon bessere Tage gesehen haben könnte, wenn es nicht in Thüringen in Benutzung wäre. Immerhin ist es blau. Das passt zu uns Ilmenauten, die wir nun wahrlich sind.