Spexma ist zwar ziemlich tot und ich habe absolut keine Lust mehr darauf, mein Blog ist aber recht hochqualitativ, jedoch nicht sehr oft, von mir versorgt worden. Nach der Schilderung der Erlebnisse eines
verunfallt Betrunkenen, habe ich letztens in einer langweiligen Vorlesung mal schnell etwas über meine Erfahrungen hinter der
Cocktailbardes
Studentenclubs Wu5 geschrieben. Findet man
hier in meinem Blog und ich stelle es auch gern in diesem Forum zur Verfügung. Demnächst werde ich mal auf ne Blogsoftware migrieren, da kann man dann auch dort Kommentare und so Sachen posten. Man kann uns übrigens für WG Fatschen, Gartenparties oder Geburtstage für ein paar Flaschen guten Stoff mieten

Du sagst uns, was du gerne hättest und wir sagen dir, was du bekommst. Das war schon immer das Motto hier an der Bar. Heute ist es aber irgendwie anders, irgendwie magisch. Wir sind zwei Hexer und die Bar ist unser Laboratorium. Die Leute fragen schon gar nicht mehr nach einem bestimmten Getränk. Sie nehmen brav, was wir ihnen geben. Vielleicht sind wir ja in Wahrheit Chefärzte auf der Kinderstation eines Krankenhauses, aber auf jeden Fall zumindest gute Anästhesisten, berauscht von unserem eigenen Anästhetikum. Ich glaube das ist für jeden dieser Ärzte Grundvoraussetzung.
Die verschiedenen Mixturen sind in Frieden auf unserer brandneuen Karte vereint. Nicht, dass die Karte in irgendeiner Weise relevant wäre. Sie besteht zu 1/3 aus uns zu einfachen oder zu schweren Getränken, zu 1/3 aus bei uns recht unbeliebten Getränken und zu 1/3 aus wirklich tollen Getränken, deren Rezept wir aber ständig vergessen. Wer da also was von der Karte bestellt, hat automatisch verloren. Zwei
Long Island Ice Tea, eine
Pina Colada, ein
Tequila Sunrise und ein
B52 werden daher von mir souverän mit einem "Willst du mich verarschen? Du willst doch fünf
Cuba Libre!" gekontert. Und da
Widerstand bekanntlich zwecklos ist, bringt auch Beharren nicht viel, denn unliebsame Getränke sind bei uns on demand alle. Das ist wie Coffee to go, nur andersrum. Den Umstand, dass wir die Karte selber entworfen, respektive verbrochen, haben, kennt natürlich keiner. Gute Zauberer verraten eben nie ihre Tricks. Ebensowenig verraten wir die Zuständigkeiten für die verschiedenen Getränke. Nicht, dass wir die selber kennen würden. Soeben hat eine leicht angesäuerte BWL Mandy einen Sunrise bestellt. Ich mache sehr gern Sunrise. Mandy wartet aber weniger gern und muss deshalb erstmal lautstark umhertrompeten. Ist ja nicht so, dass da etwa drölftausend Leute an der Bar stehen und auch was trinken wollen. Litti reagiert wie immer absolut korrekt: "Du Stormi, wer ist eigentlich für den Sunrise zuständig?" Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid und macht doppelt soviel Spaß. Mandy jedenfalls kocht schon wie ein Teekessel. Ich schaue ihr in die Augen. Sie funkeln wie zwei falsche Diamanten. Auf einmal ist es totenstill. Bartschi hat sogar aufgehört Bier zu zapfen. Es liegt ein gefährliches Summen in der Luft. Das ist der Bierkühler. Für einen Moment halte ich das Schicksal des Universums in der Hand. Ich antworte das einzig richtige: "Öh keine Ahnung, wir sinds nicht." und rette die Galaxis, aber mindestens die Menschheit. Mandy kann es nicht fassen und giftet, sie würde sich ein Taxi rufen. Wir empfehlen ihr die 11 0 88.
Als Zugabe verteilt Litt den Inhalt eines Shakers über einen Gast mit Meister Propper Statur. Dieser wird nur leicht sauer aber eigentlich sehr. Wir wären aber nicht die
wunderBAR, wenn er nicht sofort einen noch teureren Ersatzdrink bekommen hätte, den er auch bezahlen musste, was wir ihn aber nicht haben merken lassen. Das ist jedenfalls Littis Version. Meine ist, dass Litti ordentlich die Hosen voll hatte und ich fast schon die Scheibe des Kastens mit der Aufschrift "Im Notfall: Cuba trinken" einschlagen wollte, um die Situation zu entschärfen. Den Umstehenden geben wir zur Verschleierung unserer Machenschaften Wokitas, die nicht kostenlos sind, aber wer denkt darüber schon nach, bevor das Ding getrunken ist?
Die Leute wissen jetzt, was sie bestellen müssen, um zu bekommen, was sie eigentlich haben wollen. Einige koffern uns mandylike voll von wegen Wartezeit. Können die nicht sehen, dass das hier alles live und ohne Playback ist? Ich habe trotzdem vollstes Verständnis. Immerhin geht es früh beim Bäcker ja auch schneller und unsere Bäckermützen verraten weithin sichtbar die Zugehörigkeit zu dieser Zunft. Wir sind sogar in der Innung. Echt jetz Junge. Die Gäste denken immer, dass wir müssen. Wir müssen uns doch beeilen. Wir müssen doch was zu trinken machen. Wir müssen doch nüchtern sein. Wir müssen aber gar nichts und gehen rauchen, denn nüchtern sind wir sowieso nicht mehr. Den kleinen Neupi lassen wir zurück. Er soll die Meute mit nassen Geschirrtüchern in Schach halten. Als wir wieder zurück sind, fragt Litti mit fassungslosem Gesicht und Tränen in den Augen, warum denn kein Eis mehr da sei. "Weil keiner welches geholt hat.", kombiniere ich messerscharf und das Licht der Erkenntnis bricht durch die Wolken auf seiner Stirn. Ich bin sicher, heute noch den Stein der Weisen zu finden.
Interessant ist auch der Absatz an Revolvern. Ein Revolver ist der Tod in sechs Shots. Schwarz wie ein Grab von innen, brennend wie die Mittagssonne und schmackhaft wie flüssiges Blei. Ganze drei haben wir schon an den Mann gebracht, fünf sollen es bis zum Ende werden. Ende ist in dem Zusammenhang eine gefährliche Vokabel. Jedesmal wenn einer wahnsinnig genug ist, einen solchen zu ordern, fühlt man sich wie ein Henker. Das ist ähnlich wie beim Mai Tai Tod, der eine Nahtoderfahrung ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit mit sich bringt. Ich schwepper trotzdem extra gerne mit dem Piratenrum. Dadurch brennt später die ganze Bar und die Leute geben mehr Trinkgeld, weil sie denken, das wäre ihre Schuld.
Genauso läuft das hier. Wir sind The Next Wuri Geller und verbiegen die Geschmacksnerven. Eine kleine Maus kommt an und fragt zaghaft, was sie denn haben könnte. "Prinzipiell alles.", ist die Antwort, "bis auf das was auf der Karte steht." Sie fragt dann ob der Sunrise alle wäre. Es ist so schön zu sehen, wie die Leute ganz unbewusst mitspielen. Ich berichte ihr freudestrahlend, dass doch noch eine Flasche aufgetaucht ist, obwohl doch jeder weiß, dass Sunrise nicht in Flaschen wächst. Das pikiert allerdings die Dame daneben, die ich wegen einem Long Island Ice Tea ausgelacht habe. Sie wollte dann auf Sunrise umsteigen, der war aber leider alle. Eigentlich soll Cuba doch nur frei sein und so einigen wir uns auf einen Mojito, da Litti gerade jemanden von Baileys Colada auf eben jenes Getränk umgestimmt hat. Zur Belohnung gibt es wieder Wokita.
Viele fragen uns, wie wir das mit der Bar noch ordentlich hinkriegen, wo wir doch so fleißig (und höflich!) mittrinken. Hier ist das Geheimnis für alle zum Mitschreiben: Wir kriegen es nicht hin! Wir gehen den Full Metal Jacket Weg: Wir sind Spinner und Ignoranten, aber wir haben Schneid und das reicht.
Dem letzten Gast drehe ich eine Baileys statt einer Pina Colada an, merke das aber gar nicht. Auf Nachfrage entlasse ich sie mit einem "Oh Tschuldigung, naja schmeckt ja auch viel besser." in die Freiheit. Wir gehen Cuba Libre in
Maßen trinken. Gute Idee.
Übrigens ist der Wokita ein äußerst leckerer Shot bestehend aus einer Cocktailkirsche, 2cl Wodka, 2cl Limettensaft, 1 Dash Grenadine oder Erdbeersirup und 3-5 Tropfen Tabasco. Danke dafür an Mille vom Borsi.