RadsportAch ja, unser aller Lieblingssport. Es ist doch immer wieder eine Freunde, diesen ehrlichsten aller Sportler dabei zuzusehen, wie sie von Jahr zu Jahr aus unerfindlichen Gründen schneller werden und dabei beteuern, dies nur mithilfe harten Trainings erreicht zu haben. Einige von ihnen (hauptsächlich die Straßenfahrer) sind sogar so sehr voller Trainingseifer, dass sie schon etwas früher nach China geflogen sind, um vorher noch ein kleines Trainingslager im Trainingszentrum des berühmter chinesischen Sportwissenschaftlers Prof. Dr. Do Ping zu absolvieren.
Beim Radsport müssen wir zwischen 4 Hauptdisziplinen unterscheiden: Dem Straßenradsport, dem Bahnradsport, Mountainbike und BMX.
Straßenradsport
Hier stehen 4 Entscheidungen an, zwei bei den Damen und zwei bei den Herren, also jeweils ein Straßenrennen und ein Zeitfahren. Das Straßenrennen (SR) ist denkbar einfach. Es beginnt mit einem Massenstart und führt über meist mehr als 200km auf asphaltierten Straßen, seltener auch anderen Straßenbelägen, zum Ziel. Wer dieses als erster durchfährt hat gewonnen.
Beim Zeitfahren (EZF) starten die Fahrer einzeln und zeitversetzt. Für jeden Fahrer wird die Zeit genommen und wer die Strecke (meist ca. 50km lang) in der kürzesten Zeit durchfahren hat, gewinnt das Rennen.
Um bei den Männern Favoriten zu nennen, muss man nur auf die Ergebnisse der diesjährigen Tour de France schauen, aber auch der vorolympische Klassiker Rund um
San Sebastián kann uns einigen Aufschluss geben. So dürften dieses Jahr die Fahrer Spaniens, allen voran der Toursieger
Carlos Sastre und mit
Alejandro Valverde, Australiens, mit dem Tourzweiten
Cadel Evans, Italiens, mit
Damiano Cunego, Belgiens, Frankreichs und natürlich Deutschlands Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen haben. Für uns gehen
Gerald Ciolek,
Bert Grabsch,
Stefan Schumacher (EZF, SR),
Jens Voigt (SR) und
Fabian Wegmann (SR) an den Start. Besonders Schumacher hat sich dieses Jahr sehr stark gezeigt und hat daher gute Chancen auf eine Medaille.
Die Favoriten bei den Frauen kommen aus den gleichen Staaten wie bei den Männern. Die besten Chancen auf einen Einzelsieg haben die Weltranglistenerste
Marianne Vos aus den Niederlanden, die Weltmeisterin von 2006
Judith Arndt (EZF, SR) aus Deutschland und Noemi Cantele aus Italien. Weitere deutsche Fahrerinnen sind die Zeitfahrweltmeisterin 2007
Hanka Kupfernagel (EZF, SR) und die 2. der Straßenrennen-Weltmeisterschaft 2007
Trixi Worrack (SR). Bei den Frauen können also gleich mehrere Medaillen rausspringen.
Bahnradsport
Im Bahnradsport stehen 10 Entscheidungen an. 3 bei den Frauen und 10 bei den Männern. Alle Wettkämpfe werden auf einer Radrennbahn von meist 250m (siehe Bild) durchgeführt. Es folgt eine kleine Auflistung der Disziplinen mit kurzer Erklärung:
Teamsprint (Herren): Zwei Teams treten mit jeweils 3 Fahrern gegeneinander an. Sie starten von gegenüberliegenden Seiten der Bahn und die Fahrer eines Teams fahren hintereinander. Nach jeder Runde scheidet der führende Fahrer jedes Teams aus. Somit fahren die beiden ersten Fahrer für den letzten an und dieser kann sich seine Kräfte für die letzte Runde sparen. Es wird im KO-System gefahren.
Punkterennen (Damen 5 – 24km, Herren 10 – 50km): Nach einem Massenstart gibt es in festgelegten Intervallen (meist 10 Runden) für die ersten Fahrer Wertungen an der Ziellinie (5, 3, 2, 1 Punkte). Sollte ein Fahrer eine ganze Runde auf das Hauptfeld gutmachen, bekommt er eine Punktgutschrift von 20 Punkten. Wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt.
Einerverfolgung (Damen 3000m, Herren 4000m): Es fahren immer zwei Sportler gegeneinander. Gestartet wird jeweils von den gegenüberliegenden Geraden der Bahn. Sieger ist, wer seinen Gegner bzw. seine Gegnerin einholt oder, falls das bis zum Ende der Distanz nicht möglich war, wer die schnellste Zeit erzielt. Auch hier wird der Gesamtsieger oder die Gesamtsiegerin über mehrere KO-Runden letztlich im Finale ermittelt.
Keirin (Männer): Keirinrennen werden mit jeweils acht Fahrern über eine Distanz von etwa 2000 Metern ausgetragen. Während der ersten zwei Drittel der Distanz fährt eine Art Motorrad vor dem Feld her und beschleunigt langsam auf eine Geschwindigkeit von etwa 40-45 km/h. Nachdem dieses dann die Bahn verlassen hat, setzt der eigentliche Finalkampf ein. Während dieses Kampfes sind Berührungen zwischen den Kontrahenten im Gegensatz zum klassischen Sprint (s. u.) im begrenzten Umfang erlaubt. Je nach Teilnehmerzahl wird auch Keirin in mehreren KO-Runden ausgetragen.
Mannschaftsverfolgung (Herren): Der Modus ist der gleiche wie bei der Einer-Verfolgung. Hier treten jedoch zwei Mannschaften zu je vier Fahrern gegeneinander an. Die Zeitmessung erfolgt bei Zieldurchgang des dritten Fahrers einer Mannschaft, daher kann unter Umständen ein Fahrer pro Mannschaft im Laufe des Rennens ausscheiden. Die Mannschaftsverfolgung gilt als Königsdisziplin des Bahnradsports, weil neben der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mannschaftsmitglieds die perfekte Abstimmung aufeinander von entscheidender Bedeutung ist.
Madison (Herren meist 60km): Hierbei handelt es sich um ein Zweiermannschaftsfahren, wie man es von den berühmten Sechstagerennen kennt. Die Fahrer können sich nach eigenen ermessen abwechseln. Ziel ist es für jedes Team wie beim Punkterennen Punkte zu erlangen. Das Team, dass am Ende der Distanz die meisten Punkte hat gewinnt.
Sprint (Damen, Herren): Es fahren jeweils zwei Sportler gegeneinander über eine Distanz von 1000 Metern. Sieger ist, wer als erster die Ziellinie überquert, wobei die Zeit unerheblich ist. Dies führt dazu, dass die Kontrahenten in der Regel während der ersten beiden Runden extrem langsam fahren und sich nur belauern, teilweise sogar Stehversuche machen. Entscheidend sind dann der – häufig explosive – Antritt und die Endschnelligkeit (bis über 70 km/h). Die Wettkämpfe werden in Turnierform ausgetragen. Die Fahrer müssen sich in einer Kombination aus mehreren K.O.-Runden und Hoffnungsläufen durchsetzen. Im Finale wird dann der Gesamtsieger bzw. die Gesamtsiegerin ermittelt.
Bei den Männern kommen die stärksten Fahrer meist aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden. Einige Chancen haben auch noch die Sportler aus Dänemark und Australien. Die deutschen Männer haben in letzter Zeit ein wenig geschwächelt. Einzig dem Olympiasieger von 2004 im Sprint
Stefan Nimke (übrigens aus meiner Heimat Schwerin), der Teamsprintmannschaft und dem Madison-Team (
Kluge,
Pollack) werden echte Medaillenchancen zugestanden.
China, die Niederlande, Großbritannien und die USA sind bei den Frauen besonders stark. Bei den Deutschen wird allein der WM-2. in der Einerverfolgung
Verena Jooß Chancen auf eine Medaille eingeräumt.
Mountainbike
Bei dieser Disziplin wird außerhalb befestigter Wege mit einem Geländefahrrad auf einem Rundkurs mit 3 bis 9 km Länge gefahren, wobei der Asphaltanteil nicht mehr als 15 Prozent betragen darf. Ein Rennen geht meist über mehrere Runden. Die Rennkurse enthalten oft steile "Uphills" und technisch anspruchsvolle Abfahrten. Seit den Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta ist Mountainbike olympisch.
Der Derzeit überragende Fahrer bei den Männern ist französische Weltmeister und Weltcupsieger
Julien Absalon. Daneben haben noch die Starter der Schweiz sehr gute Chancen auf eine Medaille.
Bei den Frauen sind Kanada, die Schweiz und China sehr stark einzuschätzen. Hier liegt auch die einzige Medaillenchance Deutschlands im Mountainbike:
Sabine Spitz, die Olympiadritte von 2004.
BMX
Hierbei wird mit einem BMX-Fahrrad auf einem eigens für diesen Wettkampf konzipierten Rundkurs aus Sand und Geröll von ca. 400m länge gefahren. Die Wettkämpfe sind einrundige Sprints mit 8 Fahrern, von denen sich eine Bestimmte Anzahl für die nächste Runde im Turnier qualifiziert. Wer das Rennen der besten 8 gewinnt ist Olympiasieger.
Führende Nation dieser Sportart ist die USA. Gute Chancen auf eine Medaille haben noch Sportler Australiens, Lettlands und Frankreichs. Deutsche Sportler konnten sich nicht qualifizieren.
Ein Fazit im Radsport fällt schwer, da besonders im Straßenradsport mit Dopingsündern gerechnet werden muss. Trotzdem, denke ich, sind insgesamt mindestens 3 Medaillen drin.