tinatschi
24 May 2006, 20:49
Kunsterziehung - das Aus?!
Philosophische Fakultät am Mittwoch den 31.05.2006 An alle StudentenInnen der Kunstpädagogik an der TU-Dresden:
Die Professur für Kunstdidaktik soll gestrichen werden!
Was das heißt?
Alle StudentenInnen, die nach dem WS 2006/2007 an dieser Uni noch studieren und studieren werden,
... quetschen sich in einen Malereikurs im Grundstudium! ... betreuen Ihre Schulpraktischen Übungen(SPÜ) in Zukunft selbst! ... eignen sich die Theorien zur Didaktik autodidaktisch an! ... schreiben Ihre Examensarbeit ohne Betreuung! ... werden auf individuelle Unterstützung hoffen dürfen. Oder wie stellt ihr euch vor soll Frau Lange für 440 Studenten im Grund- und Hauptstudium Zeit zur Betreuung finden?
Worauf wartet Ihr?
Ihr habt jetzt die Möglichkeit für Eurer zukünftige Ausbildung zu kämpfen! Macht von eurem Recht an dieser Universität Gebrauch! Zeigt Präsenz!
Kommt am 31.05.2006 um 20.00Uhr August-Bebel-Straße 20 HS1
„WER NICHT DENKEN WILL, FLIEGT RAUS!“ Joseph Beuys | [attachmentid=6557] |
Eintritt: frei
Beginn: 20:00 Uhr
Location: Philosophische Fakultät Adresse: August-Bebel-Str. 20, 01219 Dresden
tinatschi
24 May 2006, 21:07
geht hier um ne recht wichtige sache, vielleicht auch nicht nur für die kunststudenten. so wies aussieht, wenn die leute von der uni das durchkriegen was se vorhaben, gibt es dann ab nächsten jahr kein lehramt für kunst mehr, weil die didaktik ganz einfach fehlt.
damit das nicht passiert wäre es schön wenn so viele wie möglich kommen würden um evt mitzureden oder um einfach nur präsenz zu zeigen!
was? der unger soll gehen? er ist einer der besten dort!!!!!!!!!
ich hab selbst mal 6 semester kunstpädagogik studiert und der herr unger war mein liebling :-(
jojakim
24 May 2006, 21:41
Welche Veröffentlichungen, wissenschaftlichen Beiträge und Ausstellungen hat denn dieser Unger vorzuweisen? Geht er freiwillig oder unfreiwillig?
jojakim
Zitat("homepage unger")
Eine Vielzahl meiner künstlerischen Arbeiten befinden sich in öffentlicher und privater Hand.
...
Die Öffnungszeiten haben sich sehr geändert und werden nachgetragen.
Also wie Rentner wirkt er ehrlich gesagt noch nicht.
Man sollte noch erwähnen, dass nicht allein die angehenden Kunsterzieher an diesem Abend ihrem Unmut Luft machen, sondern auch die
KoWis, denen zum Wintersemester die dritte Professur gestrichen wird. Die Folgen:
-> kein ausreichendes Lehrangebot für die BAs
-> keine Methodenlehre für die Magister im WS 06/07
Noch ist es nicht zu spät. Laßt uns für eine vernünftige Ausbildung kämpfen!
holofernes
30 May 2006, 15:56
kann dem nur zustimmen für uns kowis wirds dann wohl extrem eng... wir sind ja bachelor und MÜSSEN bestimmte vorlesungen und seminare besuchen, sonst bekommen wir keine credits und können nicht weiterstudieren
und das schlimme is... die dritte proffesur war schon genehmigt... sie durfte nur noch nicht ausgeschrieben werden (ganz schön kompliziert, so richtig peil ich das auch nicht... wie die was streichen können, was sie shcon genehmigt ham) und somit waren ja auch dementsprechend viele studenten zugelassen, aber wenn jetz die dritte professur fehtl wirds eng.... und irgendwie gibts keine auswahlmöglichkeiten... man kann ja den nebenfächlern/ergänzungsbereichlern schlecht verbieten weiter kowi zu studieren und die kernbereichler müssen ja nunmal kowi haben
also ich werd da auf jeden fall hingehn und möchte mal wissen wie sich die vertreter der TU Dresden dazu äußern wollen und was unsere profs so sagen
hoffentlich nimmt das doch ncoh ein positives ende und beide studiengänge bekommen/behalten ihre professur
abadd0n
30 May 2006, 17:39
Warum ist das Abends um 20 Uhr und was soll da stattfinden? Wäre nicht ein Marsch gen Rektorat oder wasweissichwohin sinnvoller? Weisst Du, holofernes, dass da verantwortliche Vertreter der TUD anwesend sein werden?
aba
schildkroet
30 May 2006, 17:43
Überall werden Stellen gestrichen vor allem bei uns (Lehramt) und eben den Geisteswissenschaften. Das lässt sich glaube ich nicht wirklich abwenden, wenn man ein gemütliches Studium mit Extrabetreuung möchte, sollte man nicht an die TU Dresden gehen
Pusteblumenkohl
30 May 2006, 17:46
@abbadon: ja sind eingeladen worden, zusätzlich zu Presse und übberegionalem Fernsehen (meinte die "Revolutionsleiterin"

)
Also ich bin gespannt, ich will gefälligst Kunstlehrer werden dürfen.
Zitat
abadd0n
Weisst Du, holofernes, dass da verantwortliche Vertreter der TUD anwesend sein werden?
Es wird wohl eine Diskussionsrunde mit Vertretern des Fachschaftsrates, Professoren der betroffenen Institute und der TU Dresden, darunter dem Porektor für Universitätsplanung, Prof. Marquardt.
komaa
bea.floh
30 May 2006, 18:43
Zitat(schildkroet @ 30 May 2006, 17:43)
Überall werden Stellen gestrichen vor allem bei uns (Lehramt) und eben den Geisteswissenschaften. Das lässt sich glaube ich nicht wirklich abwenden, wenn man ein gemütliches Studium mit Extrabetreuung möchte, sollte man nicht an die TU Dresden gehen

oh mann!
ich bin auch dabei, diana
psyabu
30 May 2006, 18:54
ich bin auch da! das is mal ne große frechheit die da droht! bildungsmisere live sag ich nur... ;-\
SnakePlissken
30 May 2006, 19:13
Ganz ehrlich: ich persönlich weine Kunsterzeihung keine Träne nach. Das war echt das nutzloseste Schulfach von allen. Da habe ich ja wirklich mal
überhaupt nichts gelernt.
Aber es ist eine riesen Schweinerei, dass der Studiengang und alle mit ihm verknüpften offensichtlich nicht richtig planmäßig auslaufen, sondern es die von Holofernes anesprochenen Probleme gibt. Organisatorische Bankrotterklärung der Fakultät!
psyabu
31 May 2006, 23:17
alles in allem bisher ne gute veranstaltung. find ich gut das sich paar leute zusammen getan haben und da was auf die beine gestellt haben. hoffen wir das das ganze nicht verpufft und der aktionismus weiterhin bestehen bleibt.
leider war am ende wieder nicht die wirklich verantwortlichen anwesend oder zumindest diejenigen die am längsten hebel sitzen. denn wer kürzt die mittel?
also dranbleiben und mitmachen!!!
kickkult
31 May 2006, 23:23
Zitat(SnakePlissken @ 30 May 2006, 19:13)
Ganz ehrlich: ich persönlich weine Kunsterzeihung keine Träne nach. Das war echt das nutzloseste Schulfach von allen. Da habe ich ja wirklich mal
überhaupt nichts gelernt.

wenn du meinst...
pro schopenhauers farbenlehre
abadd0n
01 Jun 2006, 01:03
Zitat(abadd0n @ 30 May 2006, 17:39)
da verantwortliche Vertreter der TUD anwesend sein werden?

Zitat(psyabu @ 31 May 2006, 23:17)
leider war am ende wieder nicht die wirklich verantwortlichen anwesend oder zumindest diejenigen die am längsten hebel sitzen. denn wer kürzt die mittel?

Wusst' ich es doch. Klar, dass jemand wie
Barbara Ludwig sich da nicht blicken lässt.
@psyabu: Es
wird verpuffen.
#a
yocheckit
01 Jun 2006, 03:07
Zitat(SnakePlissken @ 30 May 2006, 19:13)
Ganz ehrlich: ich persönlich weine Kunsterzeihung keine Träne nach. Das war echt das nutzloseste Schulfach von allen. Da habe ich ja wirklich mal
überhaupt nichts gelernt.

egal was du danach noch schreibst, aber das hier diskreditiert dich schon genügend..
ich hatte mit meinen kunstlehrerinnen nie glück, aber ich bin was das angeht auch nicht begabt. normalerweise kann man verkraften, wenn man offensichtlich nix anders gemacht hat als die anderen und dennoch 2 noten tiefer bewertet wird.
jedenfalls ist kunsterziehung zumindest bis zum abi meiner meinung nach sehr wichtig, weil schon allein vielen menschen ein minimum an motorischen und kreativen fähigkeiten abhanden kommen würde. das räumliche vorstellungsvermögen, probleme im kopf auf papier zu bringen usw. ganz außen vor gelassen.. man muss nicht gut sein in diesem fach, aber es ist sehr wichtig für die entwicklung. dabei geht es aber nicht nur um kunsterziehung als schulfach, sondern es gibt tatsächlich auch leute an der uni, die das nicht nur als hobby betreiben - was sollen die bitteschön machen?
wo gespart werden muss, wird gekürzt, das ist fakt. aber muss an der bildung gespart werden oder ist das ein trugschluss von wohlstandsgesättigten frührentnern?
dachluke
01 Jun 2006, 08:30
die sache ist auch die (wie ich dort gestern gelernt hab), kunstlehrer sollen keine künstler werden, sondern die theorie (geschichte didaktik etc) zu gleichem maß lernen (wie sie auch zeichnen sollen) damit sie das wiederum ihren schülern vermitteln können, und auch die schüler, die weniger begabt sind nach dem bewerten können, was sie gelernt (kunstgeschichte) haben.
wenn ihnen das aber fehlt, können sie es selbst nicht anwenden, und dann kommt so ein murks raus, dass nur die gut malen können (was mit übung, aber auch sehr viel mehr talent zu tun hat), gute noten erreichen können ... etc
eine der besten aussagen gestern war für mich: wenn du der kunstpädagogik, die pädagogik nimmst, ist das so wie wenn man den naturwissenschaften die mathematik nimmt
man sollte einfach nicht vergessen, dass ohne lehrer es niemanden gibt, der unseren kindern später wichtiges für ihr leben beibringen kann. sowas lernt man nun mal hauptsächlich nicht nebenbei
Zitat(yocheckit @ 01 Jun 2006, 03:07)
jedenfalls ist kunsterziehung zumindest bis zum abi meiner meinung nach sehr wichtig, weil schon allein vielen menschen ein minimum an motorischen und kreativen fähigkeiten abhanden kommen würde. das räumliche vorstellungsvermögen, probleme im kopf auf papier zu bringen usw. ganz außen vor gelassen..

Imho sollte Kunst keine Pflicht sein, vielleicht wäre eine Wahl zwischen Musik und Kunst wie in der Sek2 angebracht.
der-prophetII
01 Jun 2006, 11:42
Warum seid ihr so erschrocken? Diese Entwicklung war über viele Jahre hinweg abzusehen.
Seit fast einem Jahrzehnt wird darüber diskutiert, wozu die Geisteswissenschaften überhaupt nötig sind. Und was soll uns denn auch anderes einfallen, als „Schriftsteller“ oder „Lehrer“ zu werden? Vielleicht noch Politiker oder Journalist?
Beurteilt man knallhart das aktuelle Geschehen, dann fällt bedenkenlos auf, dass mindestens die Hälfte unserer angehenden Lehrer schon jetzt ihren Beruf verfehlt haben – aber das ist ein anderes Thema.
Es ist aber tatsächlich beängstigend, wie Geistes- und Kulturwissenschaften wegen ihres mangelnden ökonomischen Desinteresses stetig abgebaut werden. Die Folgen, die noch nicht als solche erkannt werden, tragen wir wahrscheinlich jetzt schon; dabei möchte man bei gleichbleibender Entwicklung gar nicht an die nächsten 50 Jahre denken, wenn wir bemerken könnten, welchen fatalen Fehler „wir“ gemacht haben. Am 22.02.2022 schrieb selbst die BILD: „Der Kulturfehler des Jahrtausends“.
Aber wie so alles im Leben hängt jedes Einzelne in einem Wirrwar von Fäden, die alle miteinander in Verbindung stehen und sich nicht mehr lösen lassen. Entweder von Grund auf zerstören, oder wie bisher weiter machen. Durch Massenveranstaltungen und Podiumsdiskussionen, durch Proteste und Demonstrationen ändert man leider nichts mehr – das war vielleicht mal in den 60ern, 70ern der Fall. Eventuell hilft es das aktuelle Problem ein-zwei Jahre zu verschieben. Aber als Egoist, wäre das doch schon eine profitable Lösung.
Ein Gutes könnte man festhalten. Geistes- und Kulturwissenschaftler mit abgeschlossenem Studium werden in den nächsten Jahren die Ausnahme, eine Rarität werden. Das bringt „uns“ eine elitären Stellung ein, die ökonomisch auszunutzen wäre.
Und sei es nur die Schadenfreude im Kampf gegen die Natur- und Ingenieurswissenschaftler, wenn 2000000 Biologen, Physiker, Chemiker – sogar Mathematiker, Informatiker, Elektrotechniker – oder auch Maschinenbauer, Architekten und Bauingenieure aufgrund des gesättigten Marktes arbeitslos in ihrem Heim herumsitzen und ihr Leben so aussieht, wie sie es „uns“ Geisteswissenschaftlern vor vielen Jahren prophezeien wollten. Ich weiß, Studenten sollten zusammenhalten – auch das gabe es mal in den 60ern.
psyabu
01 Jun 2006, 11:52
Zitat(abadd0n @ 01 Jun 2006, 01:03)
Wusst' ich es doch. Klar, dass jemand wie
Barbara Ludwig sich da nicht blicken lässt.
@psyabu: Es
wird verpuffen.
#a

Ich weiß aber nicht, ob sie eingeladen wurde, oder zumindest ein vertreter des ministeriums? ist da jemand besser informiert hier im forum?
SnakePlissken
01 Jun 2006, 12:08
Von Künstlern, Schriftstellern, Journalisten und Politikern kann man sich keinen wirschaftlichen Aufschwung kaufen. Das klappt nur mit Volks- und Betriebswirten, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Deshabl wird an dieser Stelle auch zuletzt gespart (und an anderer stelle halt vorher). Sollte dann doch irgendwann mal wieder ein Aufschwung kommen, werden die "schöngeistigen" Fächer sicherlich auch wieder mehr gefördert.
Klar ist, dass es keine (gute) Gesellschaft ohne Künstler geben kann, aber ich sehe das Problem, dass zur Zeit einfach deutlich mehr Leute Künstler, Musiker, Journalist oder Medienwasweißich werden wollen, als volkswirtschaftlich gebraucht werden. Mag daran liegen, dass diese Branchen sich selbst ganz gut hochstilisieren und als "hip" gelten.
Ich meine, ich muss mich ja manchmal für mein ET-Studium schon fast entschuldigen, weil das nach Freak klingt (von den Informationssystemtechnikern will ich mal gar nicht erst anfangen

), während jemand, der Medieninformatik studiert erstmal 'n ziemlich "hippen" eindruck macht.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.....
psyabu
01 Jun 2006, 12:28
Zitat(SnakePlissken @ 01 Jun 2006, 12:08)
Klar ist, dass es keine (gute) Gesellschaft ohne Künstler geben kann, aber ich sehe das Problem, dass zur Zeit einfach deutlich mehr Leute Künstler, Musiker, Journalist oder Medienwasweißich werden wollen, als volkswirtschaftlich gebraucht werden. Mag daran liegen, dass diese Branchen sich selbst ganz gut hochstilisieren und als "hip" gelten.
Ich meine, ich muss mich ja manchmal für mein ET-Studium schon fast entschuldigen, weil das nach Freak klingt (von den Informationssystemtechnikern will ich mal gar nicht erst anfangen

), während jemand, der Medieninformatik studiert erstmal 'n ziemlich "hippen" eindruck macht.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.....

sorry, aber was du hier von dir lässt ist irgendwie nicht ganz nachvollziehbar und auch nicht richtig. überlege mal an welchen unis zum beispiel Kunst angeboten wird. und dann überlege mal an welchen unis bzw. fh´s fächer angeboten werden die das fachgebiet BWL streifen, ganz zu schweigen von den technischen fächern. also manchmal erst nachdenken und dann schreiben. normalerweise ignoriere ich solche posts in foren lieber, aber hier gehts um ein thema welches mich vollends betrifft. Und bei solchen nicht fundierten argumenten frag ich mich dann, ob hier jemand schlau tuen will, oder einfach seinen rank bisschen stärken will mit sinnlos posts.
aber deine einstellung zur kunst und zum feingeist hast du ja schon schriftlich hier niedergelegt. Obwohl du dich in deiner signatur mit künstlerischem ausdruck schmückst.
peace
abu
yocheckit
01 Jun 2006, 15:22
selbst aus rein volkswirtschaftlicher sicht ist das kürzen von stellen und geldern bei den pädagogen keine einsparung. momentan vielleicht ja, in wenigen jahren nicht mehr, wenn man dann bemerkt, dass es hier und da an grundlagen, wissen, fähigkeiten und fertigkeiten fehlt, die mit großen projekten und eingekauften ausländischen spezialisten wieder ausgeglichen werden sollen.
an dem beispiel zeigt sich aber das aktuelle problem der politik: es wird, teilweise mit absicht, nicht bis zum ende gedacht, nicht ursprung, ursache und wirkung analysiert, nein, einfach irgendwo in der mitte der kette eingegriffen, das glied zerstört und dann ist das problem erst mal beseitigt. sowas ist engstirnig und nichts anderes als dumm.
dachluke
01 Jun 2006, 15:23
dresden ist (auch!) eine kulturstadt... schließt die museen, bibliotheken, galerien etc ... und dann seht mal wie die touristen in andere städte fahren um ihr geld auszugeben.
was ich sagen will: die kunst muss nicht mehr mitgetragen werden als andere wissenschaften. sie redet nur nicht ständig von den einnahmen, denn im vordergrund steht nun mal die unterhaltung .. schönheit ... was auch immer.
wenn man von ihr aber nur fordert und nichts zurück gibt, geht sie zu grunde.
SnakePlissken
01 Jun 2006, 16:22
Zitat(yocheckit @ 01 Jun 2006, 15:22)
selbst aus rein volkswirtschaftlicher sicht ist das kürzen von stellen und geldern bei den pädagogen keine einsparung. momentan vielleicht ja, in wenigen jahren nicht mehr [...]

Liquidität geht nun mal vor Rentabilität.
Zitat(dachluke @ 01 Jun 2006, 15:23)
[...]was ich sagen will: die kunst muss nicht mehr mitgetragen werden als andere wissenschaften.
sie redet nur nicht ständig von den einnahmen[...]

Na vielleicht sollte sie
das mal ändern damit auch solche Zweifler wie mich zu überzeugen.
Übrigens: ich will hier ja echt nicht trollen, aber irgendwie scheinen sich hier ja ein paar Leute von meiner höchsteneigenen Meinung ungeheuer provoziert zu fühlen. Leute, ich seid euch nicht ignorant genug.
Oder es ist, wie man sagt: getroffene Hunde bellen.
dachluke
01 Jun 2006, 17:01
wenn eigne meinung äußern und sich angegriffen fühlen für dich das selbe ist

Zitat
Na vielleicht sollte sie das mal ändern damit auch solche Zweifler wie mich zu überzeugen.
Warum soll ich mich mit der Unwissenheit anderer rumärgern. Informier dich doch einfach selbst, auf die Aussagen anderer ist eh nie Verlass.
Es ist mir egal, ob mich jemand belächelt, nur weil ich später vielleicht weniger geld habe. (Kann jeden treffen, dazu muss man keine geisteswissenschaft studiern

) Es ist mir aber nicht egal, wenn mir jemand meinen Studiengang nimmt und damit die Möglichkeit das zu tun, was mich später glücklich macht. Klar brauch ich Geld zum Leben, aber wer sagt, dass ich dazu einen hochbezahlten Job brauche (dagegen wehren, würd ich mich natürlich auch nicht

)
wombat1st
01 Jun 2006, 18:10
Zitat(SnakePlissken @ 01 Jun 2006, 16:22)
Liquidität geht nun mal vor Rentabilität.

wird die rentabilität nur am geldwert oder auch am gesellschaftlichen wert gemessen?
tinatschi
01 Jun 2006, 19:16
im übrigen gehts ja auch größtenteils um das aus der pädagogik. da seh ich das eigentliche problem. ich frag mich wie wir später immer mehr ingenieure und weiß der geier was für diplomer in zukunftsorientierten branchen ausbilden sollen wenn es dann einfach an qualifizierten lehrern fehlt? sei es nun kunst oder ein anderes fach, dass ist erst mal dahin gestellt.
ich mein guckt doch mal was für alte säcke teils in den schulen unterrichten, wenn wa überall lehrerausbildungen kürzen, dann komm da auch keine neuen nach.
super regierung....und dann jammern se wieder über pisa und so zeuch...
...klasse Beitrag zur Diskussion Sinn und Nutzen der Geisteswissenschaften und soziale Anerkennung dieser!
Die Philosophiedozentin Mirjam Schaub ruft die Geisteswissenschaftler wegen Liebesentzug durch Politik und Universitäten auf die Barrikaden:
Streikaufruf
Alle Bücher stehen still
Von Mirjam Schaub
19. Juni 2006
Die Ärzte streiken, seit Wochen. Man stelle sich vor, statt der protestierenden Mediziner in Weiß präsentiert Marietta Slomka im „heute-journal“ mit spitzbübischem Lächeln die anderen Demonstranten vom Tage: Junge Leute vor einem Zeitungsladen, auf einer Tribüne, in einer Firmenzentrale, ohne erkennbaren Dresscode, jeder und jede ein anderes Buch in der Hand, das einige dann in die ZDF-Kameras halten, wenn Slomka fragt: „Warum gehen Sie auf die Straße?“ Kants Kritik der Urteilskraft, deshalb. Horkheimer und Adornos Dialektik der Aufklärung, deshalb. Simone de Beauvoirs „Anderes Geschlecht“, Bourdieus „Die feinen Unterschiede“ - deshalb. So ein Streik „für die Geisteswissenschaften“ ist an der Zeit. Warum?
Die politisch gewollte Aufstockung der Studienzahlen von zur Zeit etwa zwei Millionen auf 2,7 Millionen im Jahr 2014, sie ist machbar, aus einem einzigen, hedonistischen Grund, der sich fabelhaft mit dem ökonomischen Kalkül der Bildungspolitiker verbindet: Gegen den Rat der Eltern wollen die eigenen Kinder statt Maschinenbau in Aachen unbedingt Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin studieren. Junge Leute begeistern sich weiterhin in großer Zahl für eigene wie für fremde Sprachen, Literaturen, Philosophien und Kulturen - mithin für eine vergleichsweise preiswert zu habende Hochschulausbildung. Nicht auszudenken, wenn alle Ingenieure werden wollten! Jede neue Professur für Verfahrenstechnik kostet eine Universität im Schnitt 267.000 Euro mehr als eine für praktische Philosophie. Und trotzdem wird letztere gestrichen. Warum? Na, weil das, was so billig ist, auch nichts wert sein kann!
Gegen den Pakt des Unverstands
Woran liegt dieser ungebrochene Zulauf zu den sogenannten „weichen Disziplinen“? Warum ist die schiere Vielfalt des Möglichen ansteckender und mutmachender als der Blick auf die Notwendigkeiten? Warum ist es für viele weniger beklemmend, ins Offene zu studieren, als jetzt schon seinen künftigen Arbeitgeber und Golfpartner zu kennen? Vielleicht liegt es an der Diskrepanz von dem vielen, was man in diesem Alter wollen, und dem wenigen, was man ungestraft tun kann, daß sich zahllose Neunzehnjährige für das scheinbar frei zugängliche Abenteuer des menschlichen Geistes und seine konkreten Materialisierungen in Wort, Schrift, Bild oder Ton begeistern. Sie sind neugierig und möchten wissen, welcher Kulturtechniken sie und die anderen sich dabei bedienen. Sie wollen nicht an einen Sinn glauben, solange sie nicht bei seiner Produktion dabeigewesen sind.
Doch weil ihnen der Verzicht auf frühzeitige Spezialisierung einseitig als Zeichen von Präpotenz, verlängerter Kindheit und latenter Berufsverweigerung ausgelegt wird - noch so ein Vorurteil, das die Zahlen gar nicht hergeben -, haben angehende Geisteswissenschaftler allen Grund, gegen diesen Pakt des Unverstandes aufzubegehren. Sie, kleine Grundlagenforscher fürs Eigene und Eingemachte der Kultur, haben selbst, wenn sie der Gesellschaft weder das ewige Leben noch die Absolution für jedes selbstpiepsende Innovationstamagotchi versprechen, ein Recht darauf, gemäß ihrer frei und selbst gewählten Interessen und Ziele ausgebildet zu werden. Daß sie später nur in der Taxibranche einen Job finden, könnte stimmen, aber es ist nicht wahr. Diese jungen Menschen haben weder die zähneknirschende Duldung ihres „spleens“ verdient noch die öffentlich zur Schau getragene Verachtung für ihren Fächerkanon aus dem letzten Jahrhundert.
Es braucht vor allem Geld. Und Zeit
Das kennen Sie schon? Hier hören Sie auf zu lesen? Ich finde das aber interessant. Daß es Zahlen gibt, die seit fünfzehn Jahren niemanden interessieren. Und daß es Geisteswissenschaftler sind, die diese Zahlen produzieren, und zwar in Serie, ohne Folgen und ohne Aufschrei des Entsetzens. Vor kurzem hat der Wissenschaftsrat seine „Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung“ dieser Fächer veröffentlicht: So ist seit 1990 die Zahl der Studierenden hier unvermindert gestiegen auf mehr als 360.000, jeder vierte also wählte 2003 ein geisteswissenschaftliches Fach. Und hatte, fünf Jahre nach dem Abschluß befragt, auch in 73 Prozent der Fälle einen festen und zufrieden machenden Job. Gleichzeitig ist die Betreuungsrelation an den Hochschulen in den Geisteswissenschaften dramatisch gesunken. „Betreute ein Professor 1999 noch durchschnittlich 75,3 Studierende, so stieg diese Zahl 2003 auf 93,7“, heißt es in der Studie des Wissenschaftsrats.
Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert, einer ihrer Autoren, erklärte gerade auf der Tagung „Pro Geisteswissenschaften“, die in Berlin auf Initiative vier großer Stiftungen stattfand, angesichts dieser Zustände sei die Abbrecherquote bei weitem noch nicht hoch genug, um die Politik zum Umdenken zu zwingen. Wilhelm Krull, der Generalsekretär der Volkswagenstiftung, schloß eine hitzige Diskussion mit dem lapidaren Hinweis, daß allein Harvard für seine siebzehntausend Studenten mehr ausgebe als das gesamte Land Niedersachsen für seine hundertachtzigtausend. Aber, auch das machte die Tagung deutlich, um das Diktat der Ökonomie und auch die Dialektik des scheinbar Nutzlosen aufzubrechen, braucht es neben Geld vor allem eins: mehr Zeit fürs Nachdenken und Schreiben, immer noch die wichtigste Ressource eines Geisteswissenschaftlers, der heute mehr Zeit mit fach- und sachfremden Fragen zubringt, als es seinen Studenten lieb sein kann.
Geisteswissenschaften strukturell benachteiligt
Es sind die privaten Stiftungen, welche die Lücken in der Grundausstattung der Universitäten zu schließen, ein Leer- und Stumpfwerden des Denkens zu verhindern versuchen, etwa, indem sie Wissenschaftlern ein „opus magnum“ finanzieren oder jungen Forschern als Dilthey- oder Schumpeter-Fellows eigenverantwortliches Arbeiten ermöglichen. Aber den wachsenden Zynismus der politischen Klasse halten sie damit nicht auf.
Deren Politik hat durch die neue, angeblich leistungsbezogene Besoldung bereits zu einem Kriterienkatalog geführt, der die Geisteswissenschaften strukturell benachteiligt und Neuberufene mit Gehältern abspeist, die das Ernähren einer Familie mit Kindern unmöglich macht. Die Ärzte streiken dafür, ihre Überstunden entgolten zu bekommen, den jungen Professoren hat man die Gehälter noch weit drastischer gekürzt. Während die hochkarätigen Wissenschaftler in Berlin noch über das „Wunder“ rätselten, warum widrige Bedingungen den Forscherdrang des Nachwuchses nicht haben abtöten können, werden im Gewand von Studienreformen neue Sparpläne durchgedrückt, berufen ostdeutsche Universitäten weiterhin Privatdozenten jenseits der Fünfzig, während die junge Literaturwissenschaftlerin nach Korea auswandert.
Was ein Streik die Republik kosten würde
Oder nehmen wir die Bachelor- und Masterstudiengänge: Angetreten war man, um den Studierenden so einen europaweiten Bildungsmarkt mit vergleichbaren Standards zu eröffnen; doch herausgekommen ist ein derart eng reglementiertes Studium, daß Fremdsprachenerwerb oder ein Auslandsstudium allein zeitlich gar nicht vorgesehen sind. Dabei greift unsere Gesellschaft bis heute wie selbstverständlich auf Menschen zurück, die sich in mehr als zwei Sprachen in Wort und Schrift klar, verständlich und dennoch konziliant auszudrücken vermögen. Sie zählt auf deren Fähigkeit, zwischen verschiedenen Sprachkulturen und Denkstilen das Interessante zu finden, weil sie Sachlagen, Befindlichkeiten und Machtverhältnisse analysieren, vergleichen und gegeneinander abwägen können.
Ein solidarischer Streik aller Geisteswissenschaftler, initiiert an all jenen Stellen, an denen sie heute arbeiten, was würde er die Republik kosten? Er würde über Nacht Politik und Justiz lähmen, die Theater verdunkeln und die Arbeit der Redaktionen stillegen. Sie meinen, das übertrifft Ihre Vorstellungskraft? National ausgerufene Deutungsstreiks, offensive Sinnproduktionsdrosselung, bis hin zu Interpretationsstopp und Kommunikationsverweigerung? Ein Kandidat für eine Professur an einer Kunsthochschule hat es vor einiger Zeit vorgezogen, sich bei seinem Bewerbungsgespräch in Schweigen zu hüllen. Er hat die Professur für Konzeptkunst bekommen. Politischer wäre ein wirklicher Streik, ein Signal, das, ähnlich wie bei den Ärzten, Entschlossenheit und Mut zu strategischem, konzertiertem Handeln an die Stelle von Klagen und Jammern setzt.
Die Autorin unterrichtet Philosophie an der Freien Universität Berlin.
Text: F.A.Z., 19.06.2006, Nr. 139 / Seite 40
Bildmaterial: picture-alliance/ dpa
bea.floh
19 Jun 2006, 12:37
wow
ich mag den text. ich bin für...
ich bin dabei!
Worauf leider die meisten Geisteswissenschaftler verzichten, ist herauszuheben, an welcher Stelle sie in der Gesellschaft ansetzen. Zwar wird im letzten Ansatz ein bisschen darauf hingedeutet, dass ein Streik Politik, Justiz, sowie Theater und Zeitung lähmen wollen, aber wie will man mit einer solchen Aussage die heutige Gesellschaft überzeugen. Ist doch im allgmeinen Gesellschaftsbild die Politik genauso wie die Justiz dominiert von Juristen, fraglich, ob man eine Ausbildung zum Philosophen braucht um gute Bühnenstücke zu schreiben, und die Meinung von Zeitungen im Rausch der Bildzeitungsüberschriften mehr als dürftig. So erfährt man dann auch häufig aus dem Bekanntenkreis, dass die Ziele der geisteswissenschaftlichen Ausbildung auch mehr im Dunkeln liegen als schon gut erforscht, oder man erhält ein allseits vernichtendes "damit kann man doch alles machen" zurück.
Hinzu kommt, dass auch an anderen Fakultäten rabiat gespart wird. Und selbst hier liegt dem "gemeinen" Volk schon fern, was die dummen und faulen Studenten überhaupt leisten. Und nun kommen die Geisteswissenschaftler und möchten auch ihre Portion Aufmerksamkeit abhaben.
Um auf den Vergleich mit den Ärzten zurückzukommen hat die Autorin wohl recht. So müssen die Geisteswissenschaftler (wie auch andere Fakultäten), aber auch gleichsam wie die Ärzte, die Bevölkerung auf ihre Stärken aufmerksam machen. Es ist leider nicht damit getan, wenn man über seine Schwächen weint, denn diese sind denen, die es interessiert, hinlänglich bekannt. Der Rest aber wird die eifrigen Recken auf diesem Gebiet in die Schublade der sich ungerecht behandelt Fühlenden einlagern und dort auch liegenlassen.
SnakePlissken
19 Jun 2006, 13:41
<SATIRE>
Scheiße, die Geisteswissenschaftler streiken. Nein, wer fährt dann mein Taxi, wer verkauft mir Pommes rot-weiß, wenn der Imbißbudenverkäufer mich mit Marx' Kapital in der Hand nur müde anlächelt.
Wenn keiner mehr die schönen Hetz-Artikel im Spiegel schreibt, habe ich auch keine Lust mehr zu arbeiten. So nicht. Dann rufe ich alle meine bösen Ingeneur-Freunde an (die sich während des Gesprächs gerade vom jeweiligen Bildungsminister Geld in den Allerwertesten schieben lassen) und dann machen wir aus, dass wir morgen auf Arbeit nichts machen außer grinsed 'nen Playboy im Arm zu halten.
Dann gibt's keinen Strom mehr für niemanden. Da sind wir bockig. Und Telefon, Internet Fernsehen und Radio schon mal gar nicht.
Bis einer weint.
</SATIRE>
Im Ernst, wenn ihr streiken wollt, dann macht das doch. Nur erwartet nicht zu viel. Ärzte, Müllmänner und Eisenbahner haben alle samt viel bessere Druckmittel in der Hand und selbst die bekommen nicht immer was sie wollen.
Zitat
Ein solidarischer Streik aller Geisteswissenschaftler, initiiert an all jenen Stellen, an denen sie heute arbeiten, was würde er die Republik kosten? Er würde über Nacht Politik und Justiz lähmen,
Und das schon mal gar nicht. Denn in der Justiz sitzen eh nur Beamte und die haben noch nich mal 'n Streik-Recht. Und im Bundestag merkt man eh nich, wenn da mal drei Wochen lang nichts passiert.