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Vollständige Version anzeigen: Nettoverdienste
Chris
Gestern hat es uns noch aufgescheucht. Die große Neuigkeit. Netto verdienen wir heute genauso viel wie damals. Wenn nicht gar weniger.

Heute wird schon zurückgerudert. Aussage des Bundesarbeitsministerium: Wir können besser rechnen als die Bild. Tolle Statistiken und einen Artikel gibt es dazu in der BildSpiegel Online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,507585,00.html

Eine kleine Anmerkung am Rande: Während die Nettolöhne der Angestellten im Westen um sagenhafte 8,2% real gestiegen sind, wucherten die Löhne der Arbeiter (im Westen und real) sogar um traumhafte 0,8%. Trotz allem Vorwurf, dass die Bild alles schlecht gerechnet hätte, sieht das für mich immer noch nicht wie die bombastische Teilnahme am Aufschwung aus. Hinzu kommt noch, dass eine Preissteigerung von 34,4% zugrunde gelegt wird. Diese bezieht sich ziemlich sicher auf den gesamten Warenkorb (es ist leider nicht angegeben), in dem auch Autos und Elektrogroßgeräte enthalten sind (die beide durchaus billiger geworden sind im Vergleich). Doch diese Ausgaben fallen gerade für Niedrigverdiener nicht so stark ins Gewicht.

Auch sind neuere Daten für 2007 etwa noch nicht verfügbar. Dank der Erhöhungen der Mehrwertsteuer, der Mieten, Strompreise und Lebensmittelpreise dürfte dieses Jahr stark zu Buche schlagen (Besserverdiener, die ihr eigenes Haus/Wohnung besitzen sind davon natürlich nicht so stark betroffen).

Ob hier für die Gehaltsangaben ein Durschnitt oder ein Median verwendet wurde dürfte auch eine entscheidende Rolle spielen.

Aber wir haben ja keinen Grund zum Jammern, die Nettolöhne sind ja gestiegen.
JoSchu
Ich unterstelle dir jetzt mal das, was wir gestern den Nachrichtenagenturen unterstellten - tendenziöses Geschmiere. Anders kann ich mir nciht erklären, dass du dir ausgerechnet die niedrigsten Zahlen rauspickst und Werte wie eine 111,9% Veränderung (Angestellte Ost, Eltern mit Kind, 1 Einkommen, real) außer Acht lässt.
Chris
Ich geh einfach mal davon aus, dass die Löhne im Osten keiner normalen Preissteigerung unterworfen waren. 1991 waren sie sicher noch sehr stark an das ehemalige DDRNiveau angelehnt, während sie sich (wie alles) auf heutiges Westniveau (-30%) eingependelt haben.

Wenn dann müsste man auch die Preissteigerungen für den Warekorb Ost ausgerechnet werden. Das stell ich mir sehr diffizil vor, da er sich von einem Tag auf den anderen quasi völlig verändert hat.

Es ist sicher ein Fehler 1991 anzufangen und zu sagen: Schaut her, im Osten konnten die sich ja gar nichts leisten, aber 2006 doppelt soviel. Die ehemalige DDR befindet sich in einer sehr zerrissenen Situation. Auf der einen Seite kann man plötzlich alle Waren zum Westniveau kaufen, auf der anderen Seite müssen die lokalen Gehaltsstrukturen erst langsam aufgebaut werden, um Westniveau zu erreichen. Das macht das ganze relativ unvergleichbar. Zum Beispiel dürften sowohl Mieten und auch Lebensmittelpreise im Osten viel stärker gestiegen sein, als im Westen.

Deswegen habe ich die Westzahlen herausgepickt, da diese keinen versteckten Umbruch enthalten, wie die Ostzahlen. Wobei ich nicht in Abrede stellen möchte, dass es einem Angestellten aus dem Osten mit 2386 Euro jetzt besser geht als 1991 mit seinen 969 Euro.

PS: ich möchte gar nicht wissen, wie groß die Preisentwicklung des Ostwarenkorbes zwischen 88 und 91 war.
JoSchu
Tatsache bleibt, dass weder du noch ich wissen, wie der Warenkorb im jeweiligen Jahr berechnet wurde. Demzufolge ist alles, was du schreibst, Spekulation - was durchaus statthaft ist, wenn man es als solche kennzeichnet. Genau das tust du aber nicht oder nur mit persuasiven Vokabeln.
Chris
Destatis arbeitet, sofern nicht anders angegeben und auch im normalen Umgang üblich, mit dem vollen Warenkorb. Alternative Warenkorbsberechnungen kommen nicht allzuhäufig zum Einsatz. Man kann berechtigterweise vom vollen Warenkorb ausgehen. Nichts anderes würde der Statistikersteller nahelegen, wenn er die genaue Bezeichnung weglässt.
Du hast natürlich Recht, genau wissen wir es nicht. Es ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen. Und genau das hab ich auch in meinem Text vermerkt.