Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Ich glaub ich krieg' hier einen zuviel wenn ich das von Dir, Chris, lese. Die ÖR machen guten Journalismus und die Privaten nicht, und wenn es keine ÖR gäbe, dann gibt es nurnoch schlechten Journalismus???
Das hab ich nicht gesagt. Ich bin von den Fakten ausgegangen und die liegen nun mal so, dass von den Privaten viel mehr schlechter Journalismus als guter Journalismus geliefert wird.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Schonmal unter Umständen daran gedacht, daß der Fernsehmarkt wie jeder Markt funktioniert? Es gibt eine bestimmte Nachfrage und dafür gibt es das entsprechende Angebot. Die Nachfrage nach sogenanntem guten Journalismus innerhalb des Fernsehmarktes ist nur begrenzt und nicht unendlich. Diese Nachfrage wird aber nunmal von den ÖR, auch aufgrund der Macht der Gewohnheit, nahezu vollständig gesättigt. Es hat also überhaupt keinen Sinn, daß Pro7 oder RTL eine Nachrichtensendung vom Format der Tagesschau machen. Es ist richtig, daß eine Nachrichtenerstattung solcher Qualität entsprechend kostet, aber es lohnt sich einfach für die Privaten nicht in dem Maße Geld in ihre Nachrichten zu stecken, wo ARD und ZDF mit ihren bzw. MEINEN Gebühren eine Marktmacht haben, gegen die man nicht ankommen kann.
Ja was soll ich sagen. Leg dich mit den besten an. Wer eine qualitativ hochwertige Nachrichtensendung machen will, der macht auch eine. Aber du sprichst ja selbst den Markt an. Und der diktiert eben ein gewisses Vorgehen der Zielgruppe entgegen. Und wenn eine qualitativ hochwertige Nachrichtensendung nicht das investierte Geld hereinbringt, dann wird sie nicht gemacht. Man sucht den Punkt an dem sich Angebot und Nachfrage so die Waage halten, dass man damit gewinnbringend wirtschaften kann. Eigentlich ganz gut, dass die ÖR nicht daran gebunden sind und somit jede Zielgruppe befriedigen können.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Du wirst jetzt diesem theoretischem Kram nicht folgen können,
Grundsatz einer Diskussion: greife deinen Gegner nicht persönlich an
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
also bin ich mal so frei dir ein Paradebeispiel aus der Praxis zu liefern: VOX! Dieser Sender ist mit ehemaligen ÖR-Redakteuren, die die Nase vom ÖR gründlich voll hatten, in den 90ern an den Start gegangen mit dem Ziel es den ÖRs zu beweisen, daß man ein wesentlich moderneres Programm marktfähig vertreiben kann, was dennoch qualitativ hohen Journalismus bietet. Was daraus wurde haben wir gesehen: Sie sind erstmal gründlich gescheitert. Die ARD hatte kurz zuvor als Reaktion auf N-TV ihr Nachrichtenprogramm erweitert und ihre Tagesschau wesentlich öfter am Tag ausgestrahlt. Die Nachfrage nach einem weiteren Infokanal war damit hin. Man hatte ja nicht mal genug Geld für proffesionelle Moderatoren.
Schade aber auch. Scheinbar konnten sie den Beweis nicht liefern. Aber mal ehrlich. Wenn nicht die ARD und N-TV den Markt füllen würden, dann wären es vielleicht N-TV und VOX und Pro7 würde mit seinem "besser ausgerichteten" (Annahme, die würden das wollen) Programm daran scheitern.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Ich finde es hierbei auch bemerkenswert, wie eine Neuerung auf dem deutschen TV-Markt, nämlich die der stündlichen Nachrichtensendung, erst von Privaten eingeführt wird und dann erst das ÖR reagiert. Genauso bei den Daily Soaps oder den Telenovelen und das teilweise auf dem gleichen Sendeplatz. Sieht verdammt nach Verdrängungswettbewerb aus. Nicht daß ich was dagegen hätte, aber der Auftrag der ÖR ist es nicht andere Sender zu verdrängen, sondern angeblich für Vielfalt zu Sorgen, Dinge zu senden, die auf dem Markt angeblich keine Chance hätten und diesem Auftrag kommen sie so nicht nach! Wenn die einen Verdrängungswettbewerb wollen, dann dürfen sie das gerne tun, aber bitte fair und somit ohne Zwangsgebühren!
Genau, die Simpsons und die Lindenstraße liefen ja auch zuerst bei Sat.1 bevor sie von den ÖR aufgekauft wurden. Wie schon in einem vorherigen Post erwähnt, sollen die ÖR alle Zielgruppen befriedigen. Deswegen wäre ein Ausschließen z.B. der Teenager utopisch. Was soll man sagen: wenn ihr Programm für eure Kids wollt, dann holt euch doch einen Kabelanschluß? Die ÖR kommen ihrem Auftrag sehr gut nach, die Privaten sind die Kür. Die können außerhalb des Angebotes der ÖR alles anbieten, was ihnen Laune bzw. gute Werbeeinnahmen macht. Denn innerhalb des Angebotes der ÖR scheinen sie ja keinen Fuß auf den Boden zu bekommen.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Aber schauen wir mal was VOX inzwischen gemacht hat. Es hat sich Twentieth Century Fox bei VOX eingekauft und somit für Serien aus den USA gesorgt, wie Gilmore Girls oder Ally McBeal. Meine Lieblingsserie war ja Space 2063. Der Sender konnte sich somit nicht nur finanzieren, sondern auch sein Image aufbessern und hatte ein gutes Rahmenprogramm für ein Kulturprogramm was sich sehen lassen kann. VOX hat es damit immerhin geschafft den Trash Sender RTL2 und den Oldiesender Kabel1 zu überholen. Der Beweis ist somit erbracht, in der stark begrenzten Niesche einen wettbewerbsfähigen Sender zu etablieren mit einem beachtenswerten Kulturanteil. ARD und ZDF machen es ganz nebenbei auch nicht anders, die brauchen alle diese Sendungen seichter Unterhaltung um ein gutes Rahmenprogramm für ihre Nachrichten zu haben. Ein weiteres Indiz dafür, daß die Gebühren nicht nötig sind.
Und sollen wir jetzt auf Gebühren verzichten, und auf ARD und ZDF auch nur noch abgedroschene USASerien sehen? Zugegeben, 2 Folgen läng fänd ich Al Bundy auch noch witzig, aber dann langt's auch schon. Es ist doch schön für VOX, dass die ihre Sparte gefunden haben, mit der sie leben können. Zeugt doch davon, dass die ÖR nicht drauf und dran sind, alle Sender zu ersetzen, sondern dass man, wenn man will da auch reinkommt. Im Übrigen werden von den Gebühren ja nicht nur die Programme ARD und ZDF finanziert. Da hängt ja noch eine ganze Menge mehr daran, und das kann sich auch sehen lassen.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Was ich auch nicht verstehe, und das mag abgedroschen klingen, warum man soviel wert auf staatliches Fernsehen legt um die Nachrichtenqualität hochzuhalten? Warum gibt es keine staatliche Tageszeitung, wo doch der Staat soviel besseren Journalismus bringen kann als die privaten? Es scheint doch auch gut ohne ihn zu gehen. Und wenn es im Zeitungsmarkt ohne ihn geht, dann geht es im TV auch! Eigentlich überall!
Dann lies dir mal eine Tageszeitung durch und freu dich, dass es auch noch Berichterstatter gibt, die neutral berichten können. Auch im Zeitungsmarkt wäre es wünschenswert, wenn es jemanden gäbe der Maßstäbe setzt. Aber stattdessen muss man 3 Zeitungen lesen um sich ein relativ vernünftiges Abbild dessen erstellen zu können, was politisch passiert.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
Da könnte man ja auch eine staatliche Rasenpflegefirma gründen, die dann gleich mal die Privaten in ein Nieschendasein für Rasenkanten verdrängt und sich dann hinstellen und behaupten die Privaten bringen es nicht. Ich verstehe einfach diese Arroganz dieses Staates nicht, daß er sich das Recht rausnimmt und sagt, "Ihr seid eh zu blöd zum richtigen Fernsehen, also habt ihr zu zahlen und ich mach euch das Programm." Die Leute sind nicht zu blöd, der Markt ist da, er ist nur nicht frei!!!
Jo, weil der Markt es auch so toll bringt, fahren wir schon alle mit umweltschonenden Wasserstoffautos, alle Menschen surfen mit mind. 100 Mbit über OPAL, SMS schicken ist kostenlos, die Strompreise steigen nicht, bei der Euroumstellung hat auch niemand draufgeschlagen ... könnte man endlos fortsetzen. Faktum ist, dass sich die Interessen des Marktes nicht um den Menschen drehen, sondern um den größten Gewinn. Das rückt zwar auf der einen Seite den Menschen schon in den Mittelpunkt, aber auf der anderen Seite nur so lange, wie damit auch der Gewinn stimmt. Sprich, man schaut sich schon an, was der Mensch will, aber versucht ihm das billige Gerümpel solange teuer zu verkaufen, wie er es abnimmt. Der Markt orientiert sich eben nicht an der Nachfrage. Der Markt orientiert sich am Punkte des maximalen Gewinnes. Und somit ist er ungeeignet um bestimmte Dinge in bester Hinsicht für den Menschen zu regulieren. Das soll nicht heißen, dass der Staat alles könnte, aber manche Dinge kann er durchaus besser, als der Markt.
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
In diesem Sinne GEZ abschaffen!!!
Möchtest du auch andere "staatliche" Instrumente abschaffen? Arbeitslosen-, Kranken-, und Rentenversicherung vielleicht? Konsequent wäre das, immerhin ist der Markt ja frei. Und der Staat kann doch nicht einfach sagen: "Ihr seid zu blöd, selbst vorzusorgen, also mach ich euch die Versicherung und ihr habt zu zahlen".
Zitat(VTOL @ 15 Sep 2006, 03:18)
PS: Für alle die nicht soviel lesen wollen: Die GEZ verzerrt den Markt, sättigt die Nachrichtennachfrage und verhindert aufgrund ihrer Marktmacht höherwertigeren Journalismus bei den Privaten. Die ÖRs sorgen nicht für Vielfalt, sondern ahmen nur nach und blockieren diese somit durch ihre Vorteile im Verdrängungswettbewerb. Sie kommen somit ihrem staatlich geforderten Auftrag nicht nach und sollten privatisiert werden! Die Nachfrage nach guten Nachrichten ist da und kann somit auch von privaten gedeckt werden, wenn der Markt frei wäre.

Ohne die ÖR würde ein anderer Privater Sender den Nachrichtenbedarf sättigen, bei den übrigen Sendern würde sich nichts ändern. Scheinbar können aber die privaten Sender kein besseres Programm erstellen um gegen die ÖR zu konkurrieren. Somit können die Privaten kein konkurrenzfähiges Programm auf die Beine stellen und würden das auch nicht tun, wenn es keine ÖR mehr gäbe. Es mag sein, dass die Nachfrage nach guten Nachrichten gerade noch von den Privaten gedeckt werden könnte, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass dies geschieht. Niemals aber werden es die Privaten schaffen das komplette Angebot der ÖR zu ersetzen. Denn die ÖR ahmen nicht nach, sondern setzen Maßstäbe, die wirtschaftlich nicht rentabel, aber ein wichtiger Teil des Angebotes sind.