Uran im Trinkwasser - die diesjährige Sommerlochmeldung der Presse kurz vor den Olympischen spielen ...
... warum schreiben wir nicht gleich ne Meldung an die Bild - zuviel Chlor im Kochsalz!
Leute, worum geht es denn bitte? Dieser Presse-Sommer-Loch-Aktionismus in Verbindung mit einer sich profilierenden Verbraucherschutzorganisation kotzt mich persönlich sehr an. Wenn man die Schlagzeilen liest/hört, dann gewinnt man im ersten Moment den Eindruck, das 10% der Bundesbürger dem nächst an Krebs verrecken - und die bösen Wasserwerker und die zuständige Bundesbehörde sind schuld. Tolle Schow!
Was die Herkunft angeht - Uran ist in unseren breiten teilweise geogen in den Gesteinen vorhanden, so dass das Grundwasser dieses bei seinem Kontakt damit in geringen Mengen aufnimmt. Insofern gibt es zu dem, was Stoppel gesagt hat, nicht mehr viel hinzuzufügen - es sei denn, man möchte hier einen schicken wissenschaftlichen Beitrag draus machen.
Richtig ist, in der TrinkWV 2001, die derzeit gilt, gibt es keinen verankerten Grenzwert für Uran bezugnehmend auf die regelmäßigen Wasserkontrolluntersuchungen, die je nach Wasserabgabemenge für jede Rohwasserquelle, Trinkwasseraufbereitung sowie Verteilungsstation erforderlich sind und auch durchgeführt werden (so der geneigte Leser möchte, kann er mir das glauben, ich habe selber über 3 Jahre in diesem Bereich gearbeitet).
Diese Tatsache in den Vorwurf einer mangelnden Sorgfaltspflicht oder gar Fahrlässigkeit zu stricken finde ich total daneben. Man kann davon ausgehen, dass in bekannten exponierten Bereichen Kontrollen erfolgt sind bzw. das entsprechende Rohwasserquellen bei besonders hoher Belastung gar nicht erst für die Trinkwasserversorgung zugelassen worden sind.
Basierend auf der von foodwatch angestoßenen Thematik diskutieren wir im Endeffekt über einen Bereich von 0 - 10 µg/l, in sehr wenigen Ausnahmen geringfügig darüber. Wer selber im Labor gearbeitet hat, weiß welcher Aufwand hinter der Bestimmung dieser sehr geringen Konzentrationen steckt, welche analytischen Schwankungen hier zum tragen kommen können und wie hoch der "Aussagewert" einer einzelnen Probe (bezogen auf die jeweilige Entnahmestelle) mit "3" oder "5" µg/l ist.
Auf Basis von diesem "dünnen Eis" finde ich die aufgeblasene Pressemeldung und die gemachten Vorwürfe mehr als unseriös. Hier ist aus meiner Sicht eher am Verstand einzelner Leute und bestimmter Organisationen zu zweifeln, als an der Trinkwasserqualität in Deutschland.
Was heißt das konkret für uns:
Laut der Meldung des MDR
-> geben die "Untersuchungen" von foodwatch für Sachsen das folgende Bild:
"Von den 994 Trinkwasserproben aus allen 22 Landkreisen und sieben kreisfreien Städten lagen bei 950 die Werte im Bereich von "nicht nachweisbar". Mehr als 40 Proben wiesen Werte zwischen zwei und zehn Mikrogramm auf und zwei über zehn Mikrogramm. Diese beiden hohen Uranwerte stammten aus den Landkreisen Riesa-Großenhain und Döbeln. Das Landesumweltamt teilte dazu mit, dass die Überschreitung "im Bereich der Messtoleranz" liege."
Derzeitige seriöse Bewertungen gehen davon aus, dass Urangehalte von bis zu 10 µg/l bei einer täglich Trinkwasseraufnahme von 3 Litern über eine Lebenszeit von 70 Jahren (dies sind übrigens die generellen Grenzwert-Maßstäbe, wie sie in der TrinkWV angesetzt werden) gesundheitlich unproblematisch sind. Daneben gibt es die "Oberlehrer-Wissenschaftler", die belegen, dass bereits ein einzelnes Uran-Atom eine kanzerogene Wirkung haben kann. Hier gilt es Augenmaß zu bewahren und sich nicht von Polemik leiten zu lassen.
Ich finde es persönlich nicht verkehrt, dass nun offiziell über einen Urangrenzwert für die TrinkWV nachgedacht wird. Sollte dieser bei 10µg/l liegen, wäre dies sicherlich nicht dumm, wobei sich dann der Verbraucher im Einzelfall auf ggf. steigende Kosten einstellen muss, da sämtliche Versorgungseinrichtungen, die derzeit Wasser mit geringfügig höheren Werten abgeben, in diesem Fall auf eine aufwendigere Technologie umgerüstet werden müssen oder ggf. durch andere Versorgungskanäle erschlossen werden müssen.
Eine vergleichbare Entwicklung gab es schon mal zu Beginn der 90er Jahre, als mit einer Übergangsfrist von 4 oder 5 Jahren der Arsengrenzwert auf ein Viertel des ursprünglichen Grenzwertes reduziert wurde. Auch hier gab es kontrovers geführte Diskussion, wobei diese von entsprechenden Fachleuten und Behörden ausgetragen wurden und nicht als Presse-Sommer-Loch-Aktionismus ins Bildzeitungsniveau gerückt worden.
Abschließend sollte man sich vielleicht einmal vor Augen halten, dass das Trinkwasser in Deutschland eines der am besten überwachten Lebensmittel ist und dieser extrem hohe Qualitätsstandard an 99,8 % der deutschen Wasserhähne erfüllt wird - jeden Tag, ohne große Diskussion ...
... und jedem, der nun voller "Gesundheitsbewusstsein" und "grüner Ideologie" in den nächsten Supermarkt rennt und von dort Volvic oder Apollinaris mit nach Hause schleppt, dem sei gesagt, dass für diese Wässer weit weniger strengere Grenzwerte und Kontrollhäufigkeiten gelten und das diese Produkte häufig noch nicht einmal den derzeit geltenden Anforderungen der Trinkwasserverordnung genügen
Kommentar eines überzeugten Leitungswassertrinkers