HANDELSBLATT, Sonntag, 05. Februar 2006, 11:49 Uhr
Rumsfeld schließt Militärschlag gegen Iran nicht aus
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat einen Militärschlag gegen den Iran nicht ausgeschlossen. „Alle Optionen - einschließlich der militärischen - sind auf dem Tisch“, sagte Rumsfeld in einem Interview mit dem Handelsblatt.
MÜNCHEN. Besonders kritisch kommentierte der Pentagonchef die jüngsten israelfeindlichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad: „Jede Regierung, die behauptet, dass Israel kein Existenzrecht habe, macht ein Statement über ihr mögliches Verhalten in der Zukunft.“ Die Welt sei besorgt über die Entwicklung im Mittleren Osten. Rumsfeld bezeichnete den Iran als den „Haupt-Förderer von Terror-Organisationen wie Hisbollah und Hamas“. Derzeit verfolge die US-Administration allerdings einen diplomatischen Kurs in enger Abstimmung mit den EU-3-Staaten.
Der US-Verteidigungsminister warnte vor einer erhöhten Gefahr durch Terroranschläge. „Heute sind biologische, chemische und radiologische Waffen verfügbar, die Zehntausende von Menschen töten können“, sagte Rumsfeld. „Die Möglichkeit, dass diese Waffen in die Hände von Leuten fallen, die unschuldige Menschen köpfen und Kinder in die Luft sprengen, ist real.“ Die Terroristen bemühten sich händeringend um Massenvernichtungswaffen.
Als Konsequenz forderte der Pentagonchef eine verstärkte internationale Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf. Die einzelnen Länder sollten noch mehr Geheimdienst-Erkenntnisse austauschen und die Kooperation von Polizei-Einheiten fördern. „Wir müssen den Terroris-ten das Leben so schwer wie möglich machen: Das betrifft ihre Mittel, Geld zu sammeln, Leute zu rekrutieren, sich zu bewegen, zu kommunizieren, auszubilden und zu planen“, unterstrich Rumsfeld.
Für die USA kündigte der Verteidigungsminister eine intensivere Verzahnung von Geheimdiensten und Militär an. Als Begründung gab er an, dass die amerikanischen Streitkräfte derzeit Probleme hätten, Terroristen aufzuspüren. „Heutzutage sind wir zwar in der Lage, sehr schnell tödliche Waffen auf unterschiedliche Weise und an vielen Orten auf ein Ziel zu richten.“ Die Schwierigkeit bestehe aber darin, den Feind zu identifizieren und zu lokalisieren.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1184944