Wenn Pressefreiheit unbequem wird

Deutschland - das Land der Bildung und Meinungsfreiheit. So bringt man es uns zumindest bei, als treuen Bürger dieser Nation.

Nachdem aber schon die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) konstantiert hat, dass Länder wie Bolivien mehr Pressefreiheit bieten als Deutschland, lohnt sich vielleicht ein Blick darauf, wo es denn überall hapert. Wer aufmerksam seine Medien, sei es Tageszeitung, Unizeitung oder alternative Medien liest, wird sicher sein Schärflein hier beitragen können. Natürlich können wir immer sagen, dass doch die Bösen aus ganz anderen Ländern stammen, wie z.B. absolutes Schlußlicht Nordkorea. Aber Kritikfähigkeit bezeichnet schließlich auch die Fähigkeit zur Kritik an sich selbst.
Also los gehts:

26.10.2006: In Berlin würde gern der Vorstand der Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) die Anwesenheit von Reportern auf dieser öffentlichen Veranstaltung komplett unterbinden. Grund dafür bietet der Einzug der NPD mit ihrem Bundeschef Udo Voigt. Vorsteher Winfried Blohm von der SPD begründet dies wie folgt: "Ich habe schlechte Erfahrungen mit unseriösen Journalisten gemacht"."Da haben Reporter unsere Veranstaltung so schlecht geschnitten, dass ein völlig anderes Bild entstand."

05.07.2006: Aus der öffentlichen Sitzung des Konzils der TU-Dresden (nach SächsHG §71) wird ein Vertreter der studentischen Presse entfernt. Die Begründung lautet, dass das Konzil nur hochschul-öffentlich tage.

ja gerade beim thema rechtsextremismus wird echt krass viel gelenkt, aber auch von allen möglichen seiten... jetzt nicht unbedingt zum thema meinungs- und pressefreiheit: warum bekommt man denn über etablierte bürgermedien so wenig über das thema zu lesen?
Artikel, wie gerade auf sz-online.de liest man ja auch nicht so häufig und das wir vor unserer eigenen haustür die gleichen probleme haben, wird auch mal eben ausgespart. .. naja wenigstens steht mal was darüber.

und es ist schon krass: es steht im Artikel selbst drinn
ist das nicht auch unterlassene Hilfeleistung seitens der Lokalpresse? wobei ich keine ahnung habe, ob die Lokalpresse darüber berichtet hat. Aber mal im Vergleich zu Geschehnissen bei uns vor der Haustür?

Ja ist schon krass, was passiert, aber Lenkung fällt eher unter das Thema Presseneutralität. Hier solls aber um Pressefreiheit gehen, d.h. wenn der Presse verwehrt wird, wie auch immer, über einen Fall zu berichten. Frage ist natürlich, ob beim Thema Rechtsextremismus nicht auch diverse Zensurmaßnahmen greifen (das liegt aber im Bereich der Spekulation, ich will hier nur halbwegs begründete Sachen lesen )

Dieser Beitrag wurde von Tortenhuber: 24 Nov 2006, 09:43 bearbeitet

ich bitte dabei zu bedenken, dass es in deutschland mit vielen ländern nicht vergleichbar ist, die auch in dieser statistik auftauchen. so hat zum beispiel kein reporter in deutschland damit zu rechnen umgebracht zu werden, selbst wenn er in sensiblen themen rumstochert.

dass es wahnsinnig viele und grobe einschränkungen in einzelfällen und auch systematisch gibt, will ich dabei nicht abstreiten. eine dokumentarisierung der selben ist notwendig und ihr muss eine problematisierung folgen.

ich weiß nur nicht, wie meinungsbildend das zum beispiel hier ist.

mit freundlichen grüßen
fee

das wahrscheinlich nicht, aber in deutschland gibt es journalisten, die um ihren job fürchten müssen weil ihre chefs mit chefs von anderen unternehmen oder gar parteien "geschäftliche beziehungen" haben oder "befreundet sind". und es gibt journalisten, die gerne bmw fahren und ihre eigene sauna im keller haben würden. solche träume können sie sich durch gewisse zusatzprämien finanzieren, wenn sie in ihrem artikel über situation x so berichten, wie es in dem vorangegangenen telefongespräch besprochen wurde und nicht wie es der journalist tatsächlich gesehen hat.

...

Das habe ich oben schon zu bedenken gegeben. Wir können mit Leichtigkeit Länder finden, die vieles bei der Pressefreiheit schlechter machen als wir. Aber wir können sicher wenige Länder finden, in denen wir soviel bei der Pressefreiheit verändern können, wie in Deutschland.

wie praktisch, wenn sich die presse gleich aus patriotismusgründen selbst einschränkt

Dieser Beitrag wurde von drölf: 26 Oct 2006, 18:57 bearbeitet

#a

InformanDen?

<offtopic>
Informand: eine Person, die informiert wird
Informant: eine Person, die eine Information weitergibt
</offtopic>

Hier noch ein Beispiel, wie man mit einem Blog unter Terrorverdacht geraten kann.

abd

Die Moskauer Demonstration gegen Wladimir Putin ist eskaliert: Nach Angaben eines Parlamentsabgeordneten haben Polizisten auf Großmütter eingeschlagen, ein japanischer Journalist wurde schwer verletzt. Zwei Mitarbeiter des ZDF wurden festgenommen.
Schach- und (selten für Schachweltmeister) Allroundgenie Garri Kasparov wurde ebenfalls verhaftet.

Pressefreiheit gibt es doch in Russland eh nicht mehr, Putin sein Dank ...

Karl Eduard von Schnitzler/ "Der schwarze Kanal" über die BILD-Zeitung:

Auf die Thematik der Verleumdung wollte ich eigentlich anspielen, das war jedenfalls das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich diesen Thread eben entdeckt hat.

Beispiele gibt es genug, in denen Aussagen von der Presse zurückgenommen werden mussten, weil sie angeblich den Tatbestand der Verleumdung erfüllten, jedoch wie es so schön heißt "Nichts, als die Wahrheit" enthielten

Leider entfällt vielen Journalisten auch der Grundsatz, _neutral_ und nicht wertend zu berichten. Auch mit Äußerungen, die bestimme Gruppen oder Menschen konkreter einordnen wird meiner Meinung nach zu leichtfertig umgegangen, bspw. die Bezeichnungen linker und/oder rechter Gruppierungen in der Presse oder auch der Umgang mit dem Wort "Krise"