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> Seele. Gibts das?

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post 04 Dec 2005, 21:06
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fuk da hataz
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Punkte: 15000
seit: 27.05.2003

eine frage, die mich schon länger interessiert. ich bin der meinung: alles, woraus ich bestehe, inklusive handeln, denken, mögen, hassen, reagieren usw ist größtenteils ergebnis meiner erziehung durch eltern und gesamtes weiteres soziales umfeld, meiner genetischen veranlagungen und eigenen erfahrungen. simples beispiel: komplimente machen rules, auf die heisse herdplatte fassen sucks.

andere sagen: nein, mein junge, das ist deine seele, die dich entscheidungen treffen lässt. das ist nichts materialistisches oder anerzogenes. wenn du stirbst, bist du zwar ein lebloser körper, aber deine seele lebt weiter. daraufhin entgegnet der junge (ich), dass er eher der meinung ist, dass wenn man tot ist, ist die sache halt gegessen, nix mit seele und so. das einzige, was nach ein paar jahren von mir übrig ist, ist maulwurfkacke.

das ist doch ein schönes thema zum diskutieren, und mich würde interessieren, was andere dazu sagen. oder ist das doch alles eine frage der erziehung, im laufe derer man die existenz einer seele beigebracht bekommt?



angel_not.gif


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onkelroman war hier
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post 04 Dec 2005, 22:32
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Parapaistos
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Punkte: 2037
seit: 08.11.2005

Hmmm, harter Tobak, wenn ihr mich fragt, seelenmodelle gibts wie sand am meer, wobei der größte unterschied zwischen den meißten dieser modelle die verdeutlichung ist, die die seele an und für sich schon wieder degradiert. nennt sich subjekt-objektspaltung und bezieht sich eigentlich auf die Tranzendenz (also gott, den chef da oben, schicksal, wie auch immer ihr dat nennen mögt ... ), trifft hier aber genauso zu, wenn ihr mich fragt ....

allein die einbindung in die sprache hat deutlichen verlust an informationen, die die seele beinhalten soll, zur folge, da die sprache an und für sich reglementiert ist und gewisse aspekte gut, andere dafür dann aber schlecht bis gar nicht abdeckt ....

na, egal, wer sich für derartiges interessiert (also die probleme der metaphyischen debatte, etc.) , dem sei das Textproseminar "Karl Jaspers, Einführung in die Philosophie" empfohlen, das sich genau mit dieser thematik beschäftigt (WARNUNG!!! DER DOZENT SCHAFFT ES REGELMÄSSIG ANFLÜGE KOMPLETTER UNAUFMERKSAMKEIT IM HALBEN HÖRSAAL HERVORZURUFEN !!!) ... findet jeden Donnerstag 13:00-14:30 inner August-Bebel-Str., Hörsaal 1, statt ....

tjo und wenns ihr meine meinung zum thema "seele" hören wollt, dann sei euch gesagt, dat ich die seele (wie ja auch shcon einige vorredner) größtenteils für ein Konstrukt des menschlichen denkens halte, das seine ohnmacht gegenüber der problematik des "nichts" lösen soll. Zur veranschaulichung:

Der Mensch nimmt mit seinen Sinnesorganen (Augen/Ohren/Haut/etc.) wahr und die Wahrgenommenen Informationen werden über verschiedene Sinneszellen in elektrische Potentiale umgewandelt, die dann über die nervenbahnen an das gehirn weitergeleitet werden. Dort werden die eingegangenen informationen in einem Wulst aus Nervensträngen, Knotenpunkten und allerlei tand, der mir grad nicht einfällt , weiterverarbeitet. Es entstehen als Folge dessen neue Knotenpunkte, neue nervenbahnen entwickeln sich, und so weiter. Das was wir als "denken" bezeichnen resultiert (so wohl neuester stand der dinge) aus schwankungen der vorhandenen Potentiale, womit sich theoretisch jeder gedanke den wir fassen und jede erinnerung, die wir haben auf eine (mehr oder minder) simple chemische reaktion zurückführen lässt, was zwar nicht sonderlich romantisch ist, aber irgendwie doch nen sinn ergibt. Stellt man sich also nun die frage "was ist das nichts, oder wie sieht es aus?", dann beginnt im hirn der denkprozess, der an und für sich aufgrund seines ursprungs (chemische reaktion) schon sehr materiell, bzw. zumindest auf irgendeine art und weise fassbar, ist. Da der mensch aber seine denkprozesse primär auf seine Erfahrungswelten zurückführt (frag mal einen, der noch nie farben gesehen, sprich erlebt/erfahren hat, wie der sonnenuntergang aussieht ...) und das Nichts schwer erfahren werden kann (denn egal wo du bist, oder was du wahrnimmst, da ist immer ETWAS und wenn nur du es bist yes.gif ) gibt es kein gesichertes wissen über das was "nicht ist", also das dasein nach dem tod. Da aber ein magel an wissen immer unsicherheit mit sich führt und situationen unsicherheit in menschen ängste hervorrufen, versucht man sich gewissheit zu verschaffen, indem man sich ein "seelenmodell" baut, in dem sich die eigene erfahrungswelt und das eigene gedankengerüst (also aspekte, die du für wichtig erachtest, etc.) wiederspiegeln. Ergo endet das was du als individuum dir unter seele vorstellst mit dir, da es keinen zweiten gibt, der 100%ig exakt die selben informationen wahrgenommen hat und auf gleiche art und weise reagiert hat, somit ist die seele also a) sterblich und b) eigentlich nichts weiter als ein sammelbegriff für erfahrungsprozesse, die wiederum nichts weiter als chemische reaktionen sind.

Tjo, hört sich irgendwie ernüchternd an, aber es gibt einem auch ne ganze menge freiheiten, wenn man bedenkt, dass es im nachhinein für dich eh nichts mehr ändert ...

Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dat man getrost als egomane durch die welt ziehen muss und sich um alles und jeden einen dreck schert, im gegenteil, man kann ja trotzdem seinen gedanklichen horizont erweitern und eventuell auf weniger vergänglichen informationsspeichern als dem gehirn gewisse aspekte deines konkreten wissensstandes für andere festhalten, aber an deiner situation ändert es schlussendlich überhaupt nichts ...

tjo, shcon lange her, dat ich mal solange für einen einzigen post gebraucht habe, aber irgendwie wars schon schnuffig mal wieder tiefschürfend zu philosophieren biggrin.gif biggrin.gif biggrin.gif

PS:
hey, zufälligerweise wars mein 125. post, hat doch glatt premierencharakter biggrin.gif

Dieser Beitrag wurde von Phidias: 04 Dec 2005, 22:35 bearbeitet


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