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Kunsterziehung - das Aus?!Mi., 31.05.2006 - Philosophische Fakultät
Kunsterziehung - das Aus?!
Philosophische Fakultät am Mittwoch den 31.05.2006 Beginn: 20:00 Uhr Location: Philosophische Fakultät Adresse: August-Bebel-Str. 20, 01219 Dresden Antworten(30 - 34)
...klasse Beitrag zur Diskussion Sinn und Nutzen der Geisteswissenschaften und soziale Anerkennung dieser!
Die Philosophiedozentin Mirjam Schaub ruft die Geisteswissenschaftler wegen Liebesentzug durch Politik und Universitäten auf die Barrikaden: Streikaufruf Alle Bücher stehen still Von Mirjam Schaub 19. Juni 2006 Die Ärzte streiken, seit Wochen. Man stelle sich vor, statt der protestierenden Mediziner in Weiß präsentiert Marietta Slomka im „heute-journal“ mit spitzbübischem Lächeln die anderen Demonstranten vom Tage: Junge Leute vor einem Zeitungsladen, auf einer Tribüne, in einer Firmenzentrale, ohne erkennbaren Dresscode, jeder und jede ein anderes Buch in der Hand, das einige dann in die ZDF-Kameras halten, wenn Slomka fragt: „Warum gehen Sie auf die Straße?“ Kants Kritik der Urteilskraft, deshalb. Horkheimer und Adornos Dialektik der Aufklärung, deshalb. Simone de Beauvoirs „Anderes Geschlecht“, Bourdieus „Die feinen Unterschiede“ - deshalb. So ein Streik „für die Geisteswissenschaften“ ist an der Zeit. Warum? Die politisch gewollte Aufstockung der Studienzahlen von zur Zeit etwa zwei Millionen auf 2,7 Millionen im Jahr 2014, sie ist machbar, aus einem einzigen, hedonistischen Grund, der sich fabelhaft mit dem ökonomischen Kalkül der Bildungspolitiker verbindet: Gegen den Rat der Eltern wollen die eigenen Kinder statt Maschinenbau in Aachen unbedingt Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin studieren. Junge Leute begeistern sich weiterhin in großer Zahl für eigene wie für fremde Sprachen, Literaturen, Philosophien und Kulturen - mithin für eine vergleichsweise preiswert zu habende Hochschulausbildung. Nicht auszudenken, wenn alle Ingenieure werden wollten! Jede neue Professur für Verfahrenstechnik kostet eine Universität im Schnitt 267.000 Euro mehr als eine für praktische Philosophie. Und trotzdem wird letztere gestrichen. Warum? Na, weil das, was so billig ist, auch nichts wert sein kann! Gegen den Pakt des Unverstands Woran liegt dieser ungebrochene Zulauf zu den sogenannten „weichen Disziplinen“? Warum ist die schiere Vielfalt des Möglichen ansteckender und mutmachender als der Blick auf die Notwendigkeiten? Warum ist es für viele weniger beklemmend, ins Offene zu studieren, als jetzt schon seinen künftigen Arbeitgeber und Golfpartner zu kennen? Vielleicht liegt es an der Diskrepanz von dem vielen, was man in diesem Alter wollen, und dem wenigen, was man ungestraft tun kann, daß sich zahllose Neunzehnjährige für das scheinbar frei zugängliche Abenteuer des menschlichen Geistes und seine konkreten Materialisierungen in Wort, Schrift, Bild oder Ton begeistern. Sie sind neugierig und möchten wissen, welcher Kulturtechniken sie und die anderen sich dabei bedienen. Sie wollen nicht an einen Sinn glauben, solange sie nicht bei seiner Produktion dabeigewesen sind. Doch weil ihnen der Verzicht auf frühzeitige Spezialisierung einseitig als Zeichen von Präpotenz, verlängerter Kindheit und latenter Berufsverweigerung ausgelegt wird - noch so ein Vorurteil, das die Zahlen gar nicht hergeben -, haben angehende Geisteswissenschaftler allen Grund, gegen diesen Pakt des Unverstandes aufzubegehren. Sie, kleine Grundlagenforscher fürs Eigene und Eingemachte der Kultur, haben selbst, wenn sie der Gesellschaft weder das ewige Leben noch die Absolution für jedes selbstpiepsende Innovationstamagotchi versprechen, ein Recht darauf, gemäß ihrer frei und selbst gewählten Interessen und Ziele ausgebildet zu werden. Daß sie später nur in der Taxibranche einen Job finden, könnte stimmen, aber es ist nicht wahr. Diese jungen Menschen haben weder die zähneknirschende Duldung ihres „spleens“ verdient noch die öffentlich zur Schau getragene Verachtung für ihren Fächerkanon aus dem letzten Jahrhundert. Es braucht vor allem Geld. Und Zeit Das kennen Sie schon? Hier hören Sie auf zu lesen? Ich finde das aber interessant. Daß es Zahlen gibt, die seit fünfzehn Jahren niemanden interessieren. Und daß es Geisteswissenschaftler sind, die diese Zahlen produzieren, und zwar in Serie, ohne Folgen und ohne Aufschrei des Entsetzens. Vor kurzem hat der Wissenschaftsrat seine „Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung“ dieser Fächer veröffentlicht: So ist seit 1990 die Zahl der Studierenden hier unvermindert gestiegen auf mehr als 360.000, jeder vierte also wählte 2003 ein geisteswissenschaftliches Fach. Und hatte, fünf Jahre nach dem Abschluß befragt, auch in 73 Prozent der Fälle einen festen und zufrieden machenden Job. Gleichzeitig ist die Betreuungsrelation an den Hochschulen in den Geisteswissenschaften dramatisch gesunken. „Betreute ein Professor 1999 noch durchschnittlich 75,3 Studierende, so stieg diese Zahl 2003 auf 93,7“, heißt es in der Studie des Wissenschaftsrats. Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert, einer ihrer Autoren, erklärte gerade auf der Tagung „Pro Geisteswissenschaften“, die in Berlin auf Initiative vier großer Stiftungen stattfand, angesichts dieser Zustände sei die Abbrecherquote bei weitem noch nicht hoch genug, um die Politik zum Umdenken zu zwingen. Wilhelm Krull, der Generalsekretär der Volkswagenstiftung, schloß eine hitzige Diskussion mit dem lapidaren Hinweis, daß allein Harvard für seine siebzehntausend Studenten mehr ausgebe als das gesamte Land Niedersachsen für seine hundertachtzigtausend. Aber, auch das machte die Tagung deutlich, um das Diktat der Ökonomie und auch die Dialektik des scheinbar Nutzlosen aufzubrechen, braucht es neben Geld vor allem eins: mehr Zeit fürs Nachdenken und Schreiben, immer noch die wichtigste Ressource eines Geisteswissenschaftlers, der heute mehr Zeit mit fach- und sachfremden Fragen zubringt, als es seinen Studenten lieb sein kann. Geisteswissenschaften strukturell benachteiligt Es sind die privaten Stiftungen, welche die Lücken in der Grundausstattung der Universitäten zu schließen, ein Leer- und Stumpfwerden des Denkens zu verhindern versuchen, etwa, indem sie Wissenschaftlern ein „opus magnum“ finanzieren oder jungen Forschern als Dilthey- oder Schumpeter-Fellows eigenverantwortliches Arbeiten ermöglichen. Aber den wachsenden Zynismus der politischen Klasse halten sie damit nicht auf. Deren Politik hat durch die neue, angeblich leistungsbezogene Besoldung bereits zu einem Kriterienkatalog geführt, der die Geisteswissenschaften strukturell benachteiligt und Neuberufene mit Gehältern abspeist, die das Ernähren einer Familie mit Kindern unmöglich macht. Die Ärzte streiken dafür, ihre Überstunden entgolten zu bekommen, den jungen Professoren hat man die Gehälter noch weit drastischer gekürzt. Während die hochkarätigen Wissenschaftler in Berlin noch über das „Wunder“ rätselten, warum widrige Bedingungen den Forscherdrang des Nachwuchses nicht haben abtöten können, werden im Gewand von Studienreformen neue Sparpläne durchgedrückt, berufen ostdeutsche Universitäten weiterhin Privatdozenten jenseits der Fünfzig, während die junge Literaturwissenschaftlerin nach Korea auswandert. Was ein Streik die Republik kosten würde Oder nehmen wir die Bachelor- und Masterstudiengänge: Angetreten war man, um den Studierenden so einen europaweiten Bildungsmarkt mit vergleichbaren Standards zu eröffnen; doch herausgekommen ist ein derart eng reglementiertes Studium, daß Fremdsprachenerwerb oder ein Auslandsstudium allein zeitlich gar nicht vorgesehen sind. Dabei greift unsere Gesellschaft bis heute wie selbstverständlich auf Menschen zurück, die sich in mehr als zwei Sprachen in Wort und Schrift klar, verständlich und dennoch konziliant auszudrücken vermögen. Sie zählt auf deren Fähigkeit, zwischen verschiedenen Sprachkulturen und Denkstilen das Interessante zu finden, weil sie Sachlagen, Befindlichkeiten und Machtverhältnisse analysieren, vergleichen und gegeneinander abwägen können. Ein solidarischer Streik aller Geisteswissenschaftler, initiiert an all jenen Stellen, an denen sie heute arbeiten, was würde er die Republik kosten? Er würde über Nacht Politik und Justiz lähmen, die Theater verdunkeln und die Arbeit der Redaktionen stillegen. Sie meinen, das übertrifft Ihre Vorstellungskraft? National ausgerufene Deutungsstreiks, offensive Sinnproduktionsdrosselung, bis hin zu Interpretationsstopp und Kommunikationsverweigerung? Ein Kandidat für eine Professur an einer Kunsthochschule hat es vor einiger Zeit vorgezogen, sich bei seinem Bewerbungsgespräch in Schweigen zu hüllen. Er hat die Professur für Konzeptkunst bekommen. Politischer wäre ein wirklicher Streik, ein Signal, das, ähnlich wie bei den Ärzten, Entschlossenheit und Mut zu strategischem, konzertiertem Handeln an die Stelle von Klagen und Jammern setzt. Die Autorin unterrichtet Philosophie an der Freien Universität Berlin. Text: F.A.Z., 19.06.2006, Nr. 139 / Seite 40 Bildmaterial: picture-alliance/ dpa Dieser Beitrag wurde von xda77: 19 Jun 2006, 12:28 bearbeitet wow
![]() ich mag den text. ich bin für... ich bin dabei! Worauf leider die meisten Geisteswissenschaftler verzichten, ist herauszuheben, an welcher Stelle sie in der Gesellschaft ansetzen. Zwar wird im letzten Ansatz ein bisschen darauf hingedeutet, dass ein Streik Politik, Justiz, sowie Theater und Zeitung lähmen wollen, aber wie will man mit einer solchen Aussage die heutige Gesellschaft überzeugen. Ist doch im allgmeinen Gesellschaftsbild die Politik genauso wie die Justiz dominiert von Juristen, fraglich, ob man eine Ausbildung zum Philosophen braucht um gute Bühnenstücke zu schreiben, und die Meinung von Zeitungen im Rausch der Bildzeitungsüberschriften mehr als dürftig. So erfährt man dann auch häufig aus dem Bekanntenkreis, dass die Ziele der geisteswissenschaftlichen Ausbildung auch mehr im Dunkeln liegen als schon gut erforscht, oder man erhält ein allseits vernichtendes "damit kann man doch alles machen" zurück.
Hinzu kommt, dass auch an anderen Fakultäten rabiat gespart wird. Und selbst hier liegt dem "gemeinen" Volk schon fern, was die dummen und faulen Studenten überhaupt leisten. Und nun kommen die Geisteswissenschaftler und möchten auch ihre Portion Aufmerksamkeit abhaben. Um auf den Vergleich mit den Ärzten zurückzukommen hat die Autorin wohl recht. So müssen die Geisteswissenschaftler (wie auch andere Fakultäten), aber auch gleichsam wie die Ärzte, die Bevölkerung auf ihre Stärken aufmerksam machen. Es ist leider nicht damit getan, wenn man über seine Schwächen weint, denn diese sind denen, die es interessiert, hinlänglich bekannt. Der Rest aber wird die eifrigen Recken auf diesem Gebiet in die Schublade der sich ungerecht behandelt Fühlenden einlagern und dort auch liegenlassen. <SATIRE>
Scheiße, die Geisteswissenschaftler streiken. Nein, wer fährt dann mein Taxi, wer verkauft mir Pommes rot-weiß, wenn der Imbißbudenverkäufer mich mit Marx' Kapital in der Hand nur müde anlächelt. Wenn keiner mehr die schönen Hetz-Artikel im Spiegel schreibt, habe ich auch keine Lust mehr zu arbeiten. So nicht. Dann rufe ich alle meine bösen Ingeneur-Freunde an (die sich während des Gesprächs gerade vom jeweiligen Bildungsminister Geld in den Allerwertesten schieben lassen) und dann machen wir aus, dass wir morgen auf Arbeit nichts machen außer grinsed 'nen Playboy im Arm zu halten. Dann gibt's keinen Strom mehr für niemanden. Da sind wir bockig. Und Telefon, Internet Fernsehen und Radio schon mal gar nicht. Bis einer weint. ![]() ![]() </SATIRE> Im Ernst, wenn ihr streiken wollt, dann macht das doch. Nur erwartet nicht zu viel. Ärzte, Müllmänner und Eisenbahner haben alle samt viel bessere Druckmittel in der Hand und selbst die bekommen nicht immer was sie wollen. Zitat Ein solidarischer Streik aller Geisteswissenschaftler, initiiert an all jenen Stellen, an denen sie heute arbeiten, was würde er die Republik kosten? Er würde über Nacht Politik und Justiz lähmen, Und das schon mal gar nicht. Denn in der Justiz sitzen eh nur Beamte und die haben noch nich mal 'n Streik-Recht. Und im Bundestag merkt man eh nich, wenn da mal drei Wochen lang nichts passiert. ![]() Dieser Beitrag wurde von SnakePlissken: 19 Jun 2006, 13:49 bearbeitet 1 Nutzer liest/lesen dieses Thema (1 Gäste)
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