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post 31 Jan 2007, 20:42
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drawn to wisdom
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Punkte: 1229
seit: 20.10.2005

Aus rein protoholistischer Sicht bleibt die Philosophie die Mutter und der Stamm aller Wissenschaften. Ihr Äste mögen wild in alle Himmelsrichtungen wachsen und wohlmöglich auch überkreuzen, derren Blätter fallen aber alle zum Wohl der Menschen auf den gleichen Boden.
Wer daran zweifelt, sägt mit dem Instrument eines Hexenmeisters. Sie tragen den Mantel der Politik und versuchen Zwist zu schüren. Kurzweilig erkennen wir verschiedene Tendenzen, die sich aus dem Nebel des irrationalen Triebwesen des Menschen ergeben: Machterhaltungspolemiken, Individualismuspredigten, Bestrebungen nach Geld usw. .. so wächst das Moos über die Rinde den Stamm hinauf und der Baum trägt ein sonderlich neues , smaragdgrünes Kleid. Es ist nicht das blutrote, vom Marx gewobene Kleid geworden. Wechseln kann man ja allemal noch, es hatte noch nie etwas von ewigen Bestand.
Die Sinnsetzung bezüglich Geisteswissenschaften an sich vorzunehmen, wäre einer Wertung, einer Zwecksetzung gleichzusetzen und daher eher sträflich. Die Tatsache wird aber von einer anderen Ungeheuerlichkeit überdeckt: die einfache Sumbsumption von Theologie, Philologie, Soziologie, Ethnologie, Psychologie und weitere, so daß diese von der Oberfläche verschwinden. Gerade die Spezialisierungen liefern für die temporäre Thematik der Relevanz konstruktive Theorien/Denkansätze. Natürlich versacken auch diese, wenn man Adorno glauben mag, aber sie sind da. Sei der Anfang mit Georg Simmels Gesellschaftskritik gegeben und der Rahmen bis Niklas Luhmanns Systemtheorie des Kommunikativen handelns. Anders ausgedrückt leben noch viele Mitmenschen nach euklidischen Raum-verständnis, weil es eben einfacher ist nach eigener Horizontvorzeichnung zu leben.
Die Verhexung des Geistes kurbelt sich in der Politik ihren Weg: Forschung, statt Lehre mit Preisgeldern zu fördern ist sehr kurzweilig gedacht und zielt auf Prestige und Machterhalt hinaus. Zudem werden irgendwelche Prominente in der ABC-des Menschen-Seite als "Gesichter für die Geisteswissenschaft" hingestellt. Viel peinlicher geht es nicht. Anstatt sie Daniel Kehlmann, oder einen der großen Literaten, Historiker oder irgendeinen Professor, der mit der Materie vetraut ist, hinstellen, aber das würde den kleingeistigen Rahmen sprengen. Wahrscheinlich regt man sich auf, wenn der Sumpf der Sklavenmoral einen selbst beschmutzt, aber ich belasse es lieber bei einem Cappuccino. Letztendlich würden Argumente versumpfen, oder jemand , wie "solaris" editiert seine Kommentare einfach wieder um. Anders bekommt man es ja auch nicht gezeigt: siehe Politiker. Mal dies mal das, ohne Manifest, Plan, Humanismus.
Wundern braucht man sich also nicht, denn manches verfällt allzuschnell dem Schimmel, den grauen Gedanken niederer Beweggründe. Der Förster erkennt sehr schnell die Krankheiten des Baumes und auch solche Gefahren, die noch gar nicht bekannt sind. Glänzende, kleine Käfer, die am Kern nagen wollen. Was ist mit dem Wurzelbereich? Die Nährstoffe im Boden scheinen auch recht karg. Ausdünnung? Was passiert, wenn der Baum doch stirbt? Die Qual der Ungewißheit! Was ist nun der Sinn, wieso, weshalb warum?
Was sagt uns das? Kehret zurück zur Erde, wenn dein Geist unruhig und dein Herz unsicher ist. Zurück zur Philosophie!

etwas zum lachen: against intellektualismus
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post 31 Jan 2007, 20:55
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Zirpende Grille
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Punkte: 3688
seit: 17.06.2004

yes.gif Des Baumes Früchte fallen meist nicht weit vom Stamm und gründen neue Bäume, Sprößlinge, die neu sind und doch auch Altes in sich tragen.


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Es ist kein Narr der Possen reißt und auch kein Narr der Unsinn spricht.
Der wahre Narr ist der, der meist nur staunt und blinden Glaubens ist.
Eichenschild
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post 31 Jan 2007, 22:18
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Ironieresistenz I.
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Punkte: 2231
seit: 02.06.2005

Zitat(myrmikonos @ 31 Jan 2007, 19:42)
die einfache Sumbsumption von  Theologie, Philologie, Soziologie, Ethnologie, Psychologie

Sprich mir nach: Die Psychologie ist keine Geisteswissenschaft. Sie ist eine Hybridwissenschaft. Sie ist eine Mischung aus Geistes- und Naturwissenschaft. Sie kann nicht mit einem von beiden gleichgesetzt werden.

Und jetzt alle ...
Die Psychologie ist keine Geisteswissenschaft. Sie ist eine Hybridwissenschaft. Sie ist eine Mischung aus Geistes- und Naturwissenschaft. Sie kann nicht mit einem von beiden gleichgesetzt werden.

Brav.


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Seine Majestät, Kaiser Ironieresistenz I.

... validiert nach dem Isso-Standard 1.0 ...
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post 31 Jan 2007, 22:22
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Straight Esh
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Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Danke an Solaris, dass ich der ganzen Diskussion folgen durfte. sad.gif

Dann unterstütze ich loco, ich kenne viele Geisteswissenschaftler, die sich sehr schnell angegriffen fühlen. Keine Ahnung woher das kommt, aus den Erzählungen nehme ich aber mit, dass es scheinbar einige Professoren gibt, die scheinbar noch richtig Öl ins Feuer gießen. Allerdings lehren diese Professoren scheinbar nur bei den GeiWis, von der anderen Seite der Wissenschaft ist mir soetwas nicht bekannt.

Leider bringen die Professoren den Studenten scheinbar bei, dass die NaWis die GeiWis scheisse finden, aber irgendwie vergisst man darauf hinzuweisen, wie man andere schnell und effektiv von dem Nutzen der GeiWis überzeugt.

Dann muss man sich immer eine Abhandlung darüber anhören, dass alle NaWis alle GeiWis scheisse finden etc. pp. Schade, dabei interessiert uns eigentlich nur, was calypso in den letzten beiden Sätzen kurz angerissen hat. So wäre doch höchst interessant, warum gerade die Analyse der italienischen Dialekte durch GeiWis zu einer einheitlichen Sprache in Italien geführt hat. Oder wie Machiavellis Schriften zu einer Veränderung der Welt geführt haben. Oder vielleicht einfach nur, was ein GeiWi mit seinem Studium später machen will oder kann (und man kann nur hoffen, dass die Antwort nicht lautet man könne alles machen).

Auch Myrmikonos führt uns gleich dem, was jeder von einem GeiWi erwarten würde, vor, warum die GeiWis in der Gesellschaft einen schweren Stand haben. Wortgewaltig werden Fremdwörter, Bilder und Anschuldigungen ohne reale Argumente umhergeworfen um sich letzten Endes der gestellten Aufgabe, in diesem Fall die Frage nach dem Sinn der GeiWis, zu entziehen und um letzten Endes aus den eigenen aufgestellten Anschuldigungen die Daseinsberechtigung zu folgern. Ist es das wirklich?


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bonum agere et bonum edere,
sol delectans et matrona delectans

(Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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post 31 Jan 2007, 22:38
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makellos!
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Punkte: 9823
seit: 10.05.2005

Zitat(Chris @ 31 Jan 2007, 21:22)
Danke an Solaris, dass ich der ganzen Diskussion folgen durfte. sad.gif

Dann unterstütze ich loco, ich kenne viele Geisteswissenschaftler, die sich sehr schnell angegriffen fühlen. Keine Ahnung woher das kommt, aus den Erzählungen nehme ich aber mit,  dass es scheinbar einige Professoren gibt, die scheinbar noch richtig Öl ins Feuer gießen. Allerdings lehren diese Professoren scheinbar nur bei den GeiWis, von der anderen Seite der Wissenschaft ist mir soetwas nicht bekannt.
*


woher ds kommt? weil wir eben permnent ngegriffen werden (siehe nur Überschrift der d rem)! Leider bin ich mit so vielen Ingenieurswissenschftlern berfreundet, dss mir die Sprüche der Profs sehr wohl beknnt sind!

Zitat
Leider bringen die Professoren den Studenten scheinbar bei, dass die NaWis die GeiWis scheisse finden, aber irgendwie vergisst man darauf hinzuweisen, wie man andere schnell und effektiv von dem Nutzen der GeiWis überzeugt.


nein eben nicht! Es gibt kein NWi-GeiWi-Prob, es gibt ein IngWi-GeiWi-Prob und, soweit ich weiß uch ein NWi-IngWi-Prob! Ds sgen mir nicht die Professoren, sondern ich erlebe es tgtäglich n der Uni und im Beknntenkreis...

Zitat
was ein GeiWi mit seinem Studium später machen will oder kann (und man kann nur hoffen, dass die Antwort nicht lautet man könne alles machen).


die frge ist oftmls bloße Provoktion und entsteht us Unverständnis! VIele LEute interessieren sich nicht wirklich dfür! Ich hbe deswegen uf diese Frge immer die gleichen ntworten prt! Wenn sich jemnd wirklich dfür interessiert, frgt er nch und ich ntworte gerne genuer...

sorry wegen dem fehlenden Buchstben...


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Lore Inga Rick hat dem Wellensittich beigebracht "Hitler" und "Goebbels" zu sagen
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post 31 Jan 2007, 22:43
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Parapaistos
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Punkte: 2037
seit: 08.11.2005

Zitat(sQeedy @ 31 Jan 2007, 19:55)
yes.gif Des Baumes Früchte fallen meist nicht weit vom Stamm und gründen neue Bäume, Sprößlinge, die neu sind und doch auch Altes in sich tragen.
*

Und damit dieses Alte in den Früchten auch als solches erkannt wird gibts den Historiker - guter Pass Squeedy, danke biggrin.gif

Nagut, hab meinen Namen hier oft genug gehört ... geb jetzt auch mal meinen Senf dazu

Damals - in einer Zeit vor dem handelsüblichen Maschinengewehr und der Atombombe (mitte 19. jahrhundert) - sah sich ein recht junger Berufsstand ähnlichen Problemen ausgesetzt, wie die Geiwis heutzutage. Das junge Ingenieurstum, dass sich an technischen Bildungsanstalten und in diversen Tüftlerwerkstätten rekrutierte sah sich dem monolithischen Koloss der alten Wissenschaften - Theologie, Philosophie, usw. - gegenübergestellt. Jeder Absolvent einer dieser Trationdionslinien konnte damals mit gesellschaftlichem Prestige und Anerkennung rechnen. Dem Ingenieur als solchem, der sein Tagewerk auf praktischeren Bahnen verrichtete als die übliche "Wissenschaft", wurde ein großes Maß an Misstrauen entgegengebracht - ja man verschrie sie sogar als Emporkömmlinge und größenwahnsinnige Handwerker.

Die folgenden siebzig bis hundert Jahre brachten eine Gesellschaft hervor, deren Grundfesten verbrennende Motorkraft (entwickelt in den 1870ern von Otto, Daimler und Maybach) und Elektrizität (stark vorangebracht durch die Entdeckung des dynamo-elektrischen Prinzips 1866 von Siemens) waren - Entdeckungen, die komplett an der rigiden Universitätsstruktur vorbeigingen. Hinzu kam die Emanzipation der Ingenieure über Integration diverser allgemein-geisteswissenschaftlicher "Institute" in deren Ausbildungsprozess und die immer weiter voranschreitende kulturelle Aufladung der Technik an sich (Paradebeispiel hierfür ist der Siegeszug des Autos, das sich rein vom Nützlichkeitsfaktor her betrachtet niemals in derart sprunghaftem Maße durchgesetzt hätte - die Triebfedern waren kulturelle Leitbilder von Individualität und Freiheit).

Somit sah sich die "alte Elite" einer "neuen Elite" gegenüber, die in weniger als einem Jahrhundert mehr kulturelle Umbrüche bezweckt hatte, als es hochgradig ausdifferenzierten Theorien jemals zu erträumen gewagt hätten. Man könnte fast behaupten der Emanzipation der Ingenieure wäre eine Degradierung der Geisteswissenschaftler gefolgt, aber an diesem Punkt schaltet sich mein arrogantes Historiker-Ego ein und behauptet steif, dass sich neben den alten Prestigeschienen neue gebildet haben, die lediglich ein höheres Interaktionspotential mit ihrer direkten Umwelt aufweisen - zu deutsch und mal auf nen Punkt gebracht:

Ingenieurswissenschaften und Geisteswissenschaften lassen sich nicht adäquat vergleichen - die Einen entstammen einer Tradition, die versucht direkten Einfluss auf die Umwelt auszuüben, bzw. diese weitestgehend detailgetreu wiederzugeben, währenddessen die Anderen damals wie heute Reflektionsmechanismen menschlicher Handlungsweise unter verschiedenen kulturellen Aspekten darstellen.

Inwiefern jetzt eine dieser Traditionen wichtiger sein soll als die Andere, soll jeder für sich entscheiden, aber nur mal so: Welcher Teil der vielleicht irgendwann mal gefundenen Weltformel verrät dir, warum du das hier gerade gelesen hast? wink.gif

PS:
so - ich weiß, dat sich das letztendlich wie ein werbetext anhört und wenig konstruktives beiträgt, aber was ich hier sehr schön demonstriere (selbstlob is manchmal echt schick, wa? tongue3.gif ) ist der Selbstzweck menschlicher Reflektion ... man muss damit nicht argumentativ 'n besseres standbein finden, oder bessere jobchancen haben - aber wissen warum man gehandelt hat, wie man gehandelt hat, oder zumindest nachzuvollziehen wie dich deine vorfahren in die situation gebracht haben, in der du jetzt steckst, verbessert deine chancen, wenn du der bösen "warum bin ich hier und wat mach ick hier eigentlich?"-frage gegenüberstehst - und bei der hilft dir kein noch so hochtechnisierter Abakus smiley_no.gif

PPS:
Zitat(Fuchs @ 31 Jan 2007, 12:51)
PS: das einzig witzige an diesem artikel ist die karrikatur! der prof hält die hände wie Phidias immer  lol.gif
*

blink.gif was mach ich? blink.gif

Dieser Beitrag wurde von Phidias: 01 Feb 2007, 00:35 bearbeitet


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Der Beamte und der Philosoph beziehen ihre Stärke aus der Sachfremdheit.
- Friedrich II.

"elender Gutmensch"

offizielles CDSEU-Maskottchen *brust reck* ;)
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post 31 Jan 2007, 23:06
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tangel
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Punkte: 1038
seit: 18.01.2005

Ein schönes Thema hat Fuchs hier auf die Tagesordnung gesetzt wink.gif Ist es wirklich so, daß die Geisteswissenschaften keinen Einfluß haben und die Natur- und Ingenieurwissenschaften[*] so viel Bestimmen? Der Bundestag besteht zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus Geisteswissenschaftlern.
Ich als Maschinenbauer bin natürlich auch alles andere als unvoreingenommen in dieser Frage. Was mir immer etwas suspekt war ist die fehlende Falsifizierbarkeit geisteswissenschaftlicher Theorien. Deswegen wird dieser wissenschaftliche Bereich auch von vielen eher belächelt - das muß aber nicht mit Geringschätzung einher gehen. Aber diese Unschärfe macht es aber auch schwer, einen herausragenden Geisteswissenschaftler als solchen zu erkennen.
Ein Physiker hat mal gesagt: "Wissenschaft ist entweder Physik oder Briefmarken Sammeln." Da hat er eigentlich fast Recht. Ingenieurwissenschaften sind keine große Wissenschaft im eigentlichen Sinne, das behauptet ja auch keiner ernsthaft, oder? Die Aussage ist so zu begreifen, daß Physik die schärfste Wissenschaft im Sinne von Verifizierbarkeit der aufgestellten Theorien ist. Das bedeutet nun aber nicht, daß sie mehr erklären kann als andere Wissenschaften.
Das Problem vieler Geisteswissenschaften ist auch, daß sie zwar gesellschaftliche Fehlentwicklungen treffend analysieren, beschreiben und erklären, aber leider nur vage Lösungsvorschläge unterbreiten können.
Meiner Ansicht nach ist es wichtig, die interdisziplinäre Forschung zu verstärken. Aber genau das ist ein großes Problem, da eine solche Zusammenarbeit aufgrund der fehlenden gemeinsamen (Fach-) sprachlichen Ebene unendlich schwierig ist.
Aber vielleicht noch mal zurück zu den schlechten Berufsperspektiven für GeiWi's. Jeder weiß ja von vornherein, worauf er sich einläßt. Bei aller Hochachtung, aber es werden in einer Volkswirtschaft eben auch Menschen gebraucht, die Sachen erdenken, erschaffen, unterhalten und irgendwann wieder entsorgen.
Mir stößt auch auf, daß immer mehr Leute nur noch verkaufen und vermarkten wollen, aber die
eigentliche produktive Arbeit (ob nun manuell oder geistig ist dabei gleich) nicht sonderlich hoch anerkannt ist (das geht aber eher in Richtung der BWL/Jura Gelehrten)[**]. Das ist im gleichen Maße unangebracht, wie engagierte geisteswissenschaftliche Arbeit als Spinnerei abzutun.
Letztlich werden die gesellschaftlichen Probleme auf unserem Planeten ja nicht weniger, weswegen genügend Arbeit für die Geisteswissenschaften da ist. Schon Marx hat gesagt: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert - es kommt aber darauf an, sie zu verändern."

[*] Da zähle ich mal die Informatik mit dazu, weil die genau wie alle anderen Ing-wissenschaften die theoretischen Grundlagen ihres natürlichen Stammlandes (Mathe, Logik) mit gesundem Menschenverstand, Intuition und Spieltrieb zu im Alltag brauchbaren Sachen ummünzt.

[**] Wenn man bedenkt, daß z.B. im Preis trendiger Sportschuhe nur ein sehr geringer Anteil auf die eigentliche Produktion in Fernost, dafür aber sehr viel für die Bewerbung, Präsentation, Verwaltung und die Dividende hier im Westen entfällt, dann wird der Satz vielleicht weniger mißverständlich.


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post 31 Jan 2007, 23:18
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tangel
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Punkte: 1038
seit: 18.01.2005

Zitat(Fuchs @ 31 Jan 2007, 21:38)
...
sorry wegen dem fehlenden Buchstben...

rolleyes.gif
Ähm, der Ingenieur hätte das so gelöst: ein "a" in einem beliebigen Text markieren, kopieren und anstelle auf der Tastatur auf "a" zu drücken, dann STRG-V drücken, um ein "a" hervorzuzaubern.
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post 31 Jan 2007, 23:29
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Straight Esh
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seit: 01.10.2003

Zitat(Fuchs @ 31 Jan 2007, 21:38)
woher das kommt? weil wir eben permanent angegriffen werden (siehe nur Überschrift der ad rem)! Leider bin ich mit so vielen Ingenieurswissenschaftlern berfreundet, dass mir die Sprüche der Profs sehr wohl bekannt sind!

Nun, wenn du weisst, dass IngWi-Profs gegen GeiWis hetzen, dann nehme ich das in meinen Kenntnisstand auf, und sage nur noch, dass ich das Informatik noch nicht erlebt habe. Ich empfinde die Überschrift in der ad-rem "positive Diskriminierung" durchaus nicht als Angriff, sondern als sehr passend. Diskriminierung ist ja eine soziale Benachteiligung von einer Gruppe. Das trifft ja auf die GeiWis zu. Das positiv davor zeugt aber davon, dass wir es eigentlich nicht mit dem üblichen zu tun haben. Und die Wahl der Fremdwörter passt auch wiederum gut zu GeiWis. Aber wie das mit der Interpretation so ist, hat wohl jeder seine eigene.
Zitat
nein eben nicht! Es gibt kein NaWi-GeiWi-Prob, es gibt ein IngWi-GeiWi-Prob und, soweit ich  weiß auch ein NaWi-IngWi-Prob! Das sagen mir nicht die Professoren, sondern ich erlebe es tagtäglich an der Uni und im Bekanntenkreis...
die frage ist oftmals bloße Provokation und entsteht aus Unverständnis! VIele LEute interessieren sich nicht wirklich dafür! Ich habe deswegen auf diese Frage immer die gleichen Antworten parat! Wenn sich jemand wirklich dafür interessiert, fragt er nach und ich antworte gerne genauer...

Scheinbar ist das Problem bekannt. Bloße Provokation aus Unverständnis. Und was wird empfohlen, dass man dagegen tut? Ignorieren und platte Phrasen entgegenschleudern? Nein - nur durch Aufklärung, Ansätze, Wissen und Fakten kann Verständnis geschaffen werden. Meiner Meinung nach festigt genau diese Meinung "der interessiert sich eh nicht dafür, hat keine Ahnung und deswegen müssen wir ihm auch nichts sinnvolles sagen" das allgemeine Bild. Wobei es sicher auch einige GeiWis gibt, die wirklich nichts sinnvolles zu ihrem Studiengang sagen können. Aber die, die es können, sollten es auch tun.

@phidias: Ich gebe zu bedenken, dass früher die Spezialisierungen in keinem Fall so stark waren wie in heutiger Zeit. Wer früher studiert hat, wurde in vielfältigen Disziplinen ausgebildet, wusste sowohl über Theologie als auch über Mathematik Bescheid. Es gab also eher den universellen Gelehrten, als den speziellen NaWi und GeiWi. Diese Entwicklung gibt es auch erst seitdem es die Entwicklung zum Ingenieur gibt.
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post 01 Feb 2007, 00:15
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Leisetreter
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Punkte: 1723
seit: 20.10.2004

Zitat(Chris @ 31 Jan 2007, 22:29)
@phidias: Ich gebe zu bedenken, dass früher die Spezialisierungen in keinem Fall so stark waren wie in heutiger Zeit. Wer früher studiert hat, wurde in vielfältigen Disziplinen ausgebildet, wusste sowohl über Theologie als auch über Mathematik Bescheid. Es gab also eher den universellen Gelehrten, als den speziellen NaWi und GeiWi. Diese Entwicklung gibt es auch erst seitdem es die Entwicklung zum Ingenieur gibt.
*

Das Problem ist hier eher der schreitende Fortschritt, sowie die begrenzte Aufnahmefähigkeit und Zeit des Menschen. Die heutige Technik (und nicht nur die, ich nehme sie nur als Beispiel) ist so komplex geworden, dass es als einzelner immer schwieriger wird, Schritt zu halten. Auch kann man in einem Leben gar nicht so viel studieren wie man gerne würde, wenn man zumindest die Gebiete einigermaßen vertiefen möchte.
Das was man an Grundstoff vor 100 Jahren sein gesamtes Studium gemacht hat, macht man inzwischen in viel kürzerer Zeit.
Keiner hier wird das Gerät komplett verstehen vor er/sie gerade sitzt. Gleiches gilt für den Dschungel der Finanzwelt oder die Verstrickungen der EU/UNO...


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post 01 Feb 2007, 00:30
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Parapaistos
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Punkte: 2037
seit: 08.11.2005

Zitat(Chris @ 31 Jan 2007, 22:29)
@phidias: Ich gebe zu bedenken, dass früher die Spezialisierungen in keinem Fall so stark waren wie in heutiger Zeit. Wer früher studiert hat, wurde in vielfältigen Disziplinen ausgebildet, wusste sowohl über Theologie als auch über Mathematik Bescheid. Es gab also eher den universellen Gelehrten, als den speziellen NaWi und GeiWi. Diese Entwicklung gibt es auch erst seitdem es die Entwicklung zum Ingenieur gibt.
*

natürlich, genau darum gings ja den "universitätsabsolventen" (die ich in meiner unglaublichen dreistigkeit wohl unter "geiwis" subsummiert hab rolleyes.gif ) - die hatten bis dato quasi ahnung von allem, aber was die entwicklungsfront betrifft kam von denen herzlich wenig - ganz im gegensatz zu den ingenieuren, die eher "fachidioten" waren und empirisch drauflos gebastelt haben (die theorie hinkte der praxis also effektiv hinterher) ... faszinierend wirds dann später vorm 2. WK wieder, da dürften universitäre theorie und ingenieurstechnisches praxiswissen wieder näher zusammengeführt worden sein - allerdings muss ich zugeben, dat ick mich da noch nich so auskenne sad.gif

was das aber mit meinem versuch ne existenzberechtigung für die geisteswissenschaften anzudeuten zu tun haben soll bleibt mir schleierhaft - dass es keine zwei harten gleise nebeneinander gibt düfte glaub ich jedem klar sein, gewisse grauzonen wie z.B. die bereits erwähnte, moderne psychologie lassen sich da ja nicht konkret einordnen, aber es geht hier ja auch nich darum die grenzen der verschiedenen wissenschaftsbereiche zu definieren, oder verschiedene detailfragen über die entwicklung der modernen spezalisations-gesellschaft zu klären, sondern zu versuchen den geisteswissenschaften irgendnen sinn zuzuordnen - und dafür sollte man meiner meinung nach beachten, dass der "paradigmenwechsel" (NaWi -> umwelt+greifbare realität / GeiWi -> reflektion diverser kultureller aspekte) zu einer ausgangslage geführt hat, die jeglichen objektiven vergleich unmöglich macht yes.gif

so, dat soll euch jetz aber nich vom munter-flockigen weiterdebattieren abhalten: rohr frei biggrin.gif
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post 01 Feb 2007, 00:53
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NeoHippie
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Punkte: 456
seit: 11.09.2006

ich freue mich, dass ich ein-zwei menschen zu hochqualifizierten beiträgen getrieben habe. chris gebe ich noch zu bedenken, dass phidias durchaus recht hat. die spezialisierung tritt sofort und genauso abgegrenzt auf, als die ingenieurwissenschaften etabliert werden.

ich als streng genommen ingenieurwissenschaftler (wer auch immer uns da hin getan hat), bekomme recht viel von der integration anderer wissenschaftsgebiete mit, und es gibt auch professoren, die ein perfektes beispiel abgeben. meine fächer umfassen die elementare biologie und chemie, die angewandten wissenschaften, angewandte mathematik, ökologie und englisch. und das nur in diesem semester. dazu hatte ich die freude ökologie bei professor dudel zu hören. der schafft es eindrucksvoll die verschiedenen wissenschaften, einschließlich der philosophie, zu verknüpfen.

leider ist mit diesem genius auch gleichzeitig das problem vor augen geführt, welches silenzium ansprach: der man redet leider so schnell und so weit verknüpft, dass es schwer ist ihm zu folgen.

ich bin immernoch der meinung das abstellen des zeitfaktors wesentliches element in der schaffung einer universal und sorgfältig funktionierenden methodik nötig ist. ich habe die geisteswissenschaften abgelehnt, weil ich dort wissen produziert und eingetrichtert bekommen hätte, was niemandem weiterhilft. ich habe naturwissenschaften abgelehnt, weil das wissen auch niemandem mehr weiterhilft, sondern die welt nur schlechter macht. (nichts persönliches, nur ist das mit objektiven daten zu unterlegen und jedem der mir an den kopf werfen will: möchtest du etwa drauf verzichten, bin ich geneigt mit ja zu antworten)
als förster werde ich etwas gutes für den menschen tun können, vielleicht sogar zusätzliches wissen produzieren, aber das ist nicht nötig, solange das vorhandene nicht ankommt.
die ultimative frage ist doch, wo wollen wir hin?
irgendein schlauer römer, seneca oder ähnlich, meinte schon: kein wind ist günstig, wenn man nicht weiß, welchen hafen man ansteuert.
ich glaube eine für alle menschen gültige antwort können nur geisteswissenschaftler formulieren (die antwort geben müssen die menschen selber).

daher ist es wichtig, dass sich dieser formulierten antwort (und sei es der kantsche imperativ) auch viele anschließen. so lange die nawis ihre augen davor verschließen, was ihre forschung anrichtet, die ingwis von ihren fähigkeiten geblendet werden, was sie tun, und die geiwis in ihrem elfenbeinturm ihre augen einfach abwenden (die historiker mal ausgenommen, weil es gerade 'in' ist, geschichtsinteressiert zu sein, siehe hitlers helfer uä oder auch 300 uä). die deutungshoheit über die welt wird aus philosopischer sicht geübt, ob das dem ausübenden bewusst ist, oder nicht. ich habe das schon in einem anderen thread geschrieben, aber anders formuliert:
wenn die tatsache, dass nicht alle lebewesen so behandelt werden, wie sie es verdienen, und auch eine entsprechende richtschnur so allgemein anerkannt wäre, wie es die gesetze der freien marktwirtschaft wären, dann wäre diese welt eine andere. forschung würde in andere richtungen verlaufen. das der freie markt ganz offensichtlich bisher daran gescheitert ist, die welt zu verbessern, müssen diese anderen gesetzmäßigkeiten gefunden/gesucht!! werden. die geisteswissenschaftler haben sich jedoch nach dessen entdeckung offensichtlich selbst beschnitten.

in den letzten 5 jahren haben leider meine fähigkeiten so etwas schön zu formulieren nachgelassen, aber ich werde mich in zukunft wieder mehr mühen.

einen schönen abend noch
fee

[edit]: wenn es nicht klar sein sollte: ich befürworte multidisziplinäre ansätze, ich lehne grauzonen nicht ab. ich bin aber der meinung, dass sich die einzelnen wissenschaften durchaus aus der grauen masse rauskristalisieren und alle ihre berechtigung haben. jedoch hinken die geisteswissenschaften in der wahrnehmung weit hinterher und sollten insofern momentan mehr priorität genießen.

[edit2]:vielleicht setze ich auch das falsche ziel vorraus, dass man so viele menschen wie möglich glücklich machen sollte, ohne die kosten auf andere abzuwälzen. dann wäre es der erste weg, selbst glücklich zu werden, denn ein verbitterter mensch hat noch niemanden glücklich gemacht. daher sollte man das tun, was man für richtig hält, denn nichts erfüllt mich mehr mit wut, als wenn ich dinge tue, von denen ich weiß, dass sie nicht gut sind. vielleicht ist das garnicht das falsche ziel...

Dieser Beitrag wurde von gewaltfee: 01 Feb 2007, 01:09 bearbeitet


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guter mensch

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"Nimm bei jeder deiner Entscheidungen an, dass die Welt an der Kante zwischen gut und böse steht. Jede Handlung kann sie ins Dunkel stürzen, oder ins Licht." - Ghandi

"Wer möchte, dass die Welt bleibt wie sie ist; möchte nicht, dass sie bleibt." - Erich Fried
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post 01 Feb 2007, 11:21
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3. Schein
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Punkte: 337
seit: 17.06.2005

Ach diese blöden Vollunis. Wieso wurde das eigentlich eingeführt? Muss doch jedem klar sein, dass es behämmert ist inner traditionell mat-nat Uni was geisteswissenschaftliches zu sturdieren. Ich würde fürn Mathe-Studium auch ni nach Bamberg gehn...Ich bin für getrennte Unis und für interuniveritäre Korrespondenzen, war zur Zeit der Dichter und Denker auch so. Da braucht sich niemand beschweren, dass er vernachlässigt wird und kann ne bessere Ausbildung genießen, da die jeweilige Minderheit nicht noch finanziell ausgehalten werden muss.


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"S'ils n'ont plus de pain, qu'ils mangent de la brioche."
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post 01 Feb 2007, 11:35
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Drehrumbum der Runde
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seit: 07.03.2006

was einige hier für merkwürdige minderwertigkeitskomplexe haben?!!
die informatik hatte ihr "jahr der informatik", was eigentlich von den meisten entweder nicht wahrgenommen oder verlacht wurde.

jetz kriegen die geiwis ihr jahr der geiwis und außer den geiwis interessierts eh niemanden.
trotzdem wird rumgemosert, dass das ja ne ganz fiese verallgemeinerung und verunglimpfung der tollen geisteswissenschaften ist.

was sie nicht bedenken: für ingeneurswissenschaften gibts garkein jahr. nichtmal nen tag...
"jahr der fluidtechnik", "jahr der automatisierungs- und regelungstechnik", " jahr der feinwerktechnik", "jahr des wasserbaus", "jahr der vermessungstechnik"

nee... gabs ned ... und warum? weils eh niemanden interessiert hätte

schon die informatik war für das durchschnittsbrot zu hoch und wurde so lächerlich dargestellt, dass sich wieder der protest regte, das sei überhaupt keine informatik


jetz gibts n jahr der geiwis und wie üblich wären 99,9% der weltbevölkerung damit überfordert. also wird das ganze zusammengefasst und ins lächerliche vereinfacht, damit wenigstens jeder, der mal faust gelesen hat, sich mit geiwis irgendwie identifizieren kann.

passt natürlich auch keinem. rolleyes.gif

da stellt sich die frage, was wollen die geiwis eigentlich?


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willkommen im Dreck!
die Pest
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post 01 Feb 2007, 12:07
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Straight Esh
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Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Die Fakten sagen:
26% aller Studenten sind GeiWis (ca. 350.000)
Davon studieren 95.000 Germanistik, 49.000 Anglistik und Amerikanistik, Geschichte 37.000 und Romanistik 23.000. Das sind etwas mehr als 58% aller GeiWis auf sagen wir, sehr bodenständigen (bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, aber besonders aus der Schule) geisteswissenschaftlichen Fächern.
Eingeführt wurde der Begriff übrigens erst Anfang des 19ten Jahrhunderts in England, in Deutschland wurder er erst um 1880 populär. Soviel zu MaxwellDemon098 der versucht irgendwelche nichtexistenten Parallelen zur Vergangenheit zu ziehen. Im Übrigen ist gerade der Vorteil einer Volluniversität, dass man interdisziplinär in NaWi und GeiWi ausgebildet werden kann. Das entfällt bei einer universitären Trennung. Zumal die wenigstens Städte mehrere Universitäten unterhalten.

@drölf:
Wissenschaft ist nunmal für das Durchschnittsbrot zu hoch. Sonst würde ja jeder studieren. Hinzu kommt, sogar für den Wissenschaftler selbst, dass man nicht in jedem Fach Ahnung haben kann, und der Einstieg in unbekannte Fächer auf hohem Niveau nicht möglich ist. Und natürlich kommt es dir lächerlich vor, wenn du davon Ahnung hast. Aber den meisten nicht.
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