@Chris&Bibero
Mag sein, dass die Philosophie in letzter zeit keine tollen erkenntnisse gebracht hat, die die lebensumstände verbessern, aber unproduktiv war sie definitiv nicht ... (ist mehr so, dass sie anfängt aus ihren alten bahnen auszubrechen, bzw. nebenzweige auszubauen, weswegen man recht wenig von ihr auf altem wege erfährt)
bestes beispiel für die geforderte Rat&Tatstellung, die die Geiwis wieder leisten sollen, ist die relativ junge strömung der Wissenschaftsphilosophie, die in Husserl und Heidegger große Begründungsväter fand (um mal 'n paar namen zu nennen, die man bei Wiki reinhauen kann, oder so - nich falsch verstehen, ick versuch hier nur nen abriss zu geben

). Das große problem dass sie anprangert ist die grundsätzlich positivistische (
Positivismus) Herangehensweise an technik und wissenschaft und es hat sich bis zum heute ein recht intensiver diskurs herausgebildet - nicht nur mit typischem philosophengebrabbel, ne da sprechen stellenweise auch NaWis oder Ings. Ick werd euch jetz einfach mal ne Liste mit Namen und Schlagwörtern geben, die in der Reihenfolge ungefähr sinn macht, da das ganze schon irgendwie aneinander angelehnt ist:
Husserl + Heidegger (verschiedene Reflektionen über Naturwissenschaft und Technik - historisch und philosophisch)
Don Ihde (Buchtitel "Expanding Hermeneutics" -> Forderung die ehemals textgebundene Verfahrensweise der
Hermeneutik auch auf Wissenschaft und Technik auszudehnen und neu zu bewerten)
Popper (Wissenschaftliche Theorie und Theorienwandel - quasi überlegungen zur entwicklung von wissenschaft, sowie ausdifferenzierung des Verfahrens der "Falsifikation", von der wir hier ja auch schon ein, oder zwei mal was gehört haben

)
Kuhn + Laudan (Theorienwandel - genauere ausdifferenzierung der entwicklungstendenzen von wissenschaft - sozusagen weitergehende überlegungen über die struktur des forschungsprozesses)
Janich (hier wirds interessant - 's geht um technische grundlagen der naturwissenschaft und wie sie sich über diese selbst prägt)
in direkter nachfolge und alle auch größtenteils noch aktiv sind:
Tetens, Knorr-Cetina, Galison, Gooding, Pickering, Hacking, Rheinberger, Lange (aus den "grundlagen", die von den oben genannten herauskristallisiert wurden, schöpft die truppe hier und der großteil ihrer arbeit ist in der nähe von wissenschaftsberichten der NaWis oder ähnlichem entstanden - die haben quasi an vorderster front mit experimentalwissenschaftlern "zusammengearbeitet" und deren ergebnisse dann im wissenschaftsprozess bewertet und angefangen die grundlegenen theorien weiter auszudifferenzieren)
soooo und jeder der hier laut nach hilfestellung durch die geisteswissenschaften gebrüllt hat, dem sei folgender name mal ans herz gelegt:
Prof. Bernhard Irrgang - seines zeichens Inhaber des Lehrstuhls für technikphilosophie an der TUD und großer verfechter genau dieser geforderten hilfe
ick hab dieses semester zufälligerweise dat modul "philosophie der wissenschaft und technik" belegt und deswegen 3 veranstaltungen bei irrgang gehabt ... und nu ratet mal was er als hauptproblem betreffend der trennung zwischen "geiwi" und "nawi" benannt hat .... Zitat (sinngemäß): "Tja, der großteil der naturwissenschaftler weiß nicht mal, dass es uns gibt, oder ignoriert uns einfach, weil wir unbequeme Fragen stellen."
Tjo, soviel dazu, ick will damit nicht wieder rumningeln, auf konfrontationskurs gehen, oder den naturwissenschaften damit die schuld zuschieben - iss ja klar, dat man sich neben den ganzen Formeln und mathematischen prozedere und was da noch alles so ansteht nicht auch noch mit irgendwelchen Philosophien auseinandersetzen kann, die nich mal sonderlich deutlich auf sich aufmerksam machen - aber ick kann jedem hier die ein oder andere veranstaltung bei irrgang als studium generale, oder so, nur ans herz legen, einfach wird es zwar nicht und es hat auch 'n 3/4 semester gedauert, bevor ick überhaupt dahinter gekommen bin, worauf er nu eigentlich hinaus will, aber jeder der mal die momentane forschungsfront der philosophie begutachten will sollte sich da mal was anschauen - einziges problem: irrgang hat nächstes semester forschungsfreisemester
ZUSAMMENFASSUNG:Die Philosophie hat neue Orientierungspunkte gefunden, die sie ihrer alte Bedeutung "oberste Generalinstanz zu seien" wieder näher bringen. Deswegen wird sie vermutlich zwar nicht mehr Mittel zugespeist bekommen, oder bessere jobchancen bieten, aber sie hat damit ihre Existenzberechtigung in meinen Augen wiedergefunden

PS:
ick weiß dat mit diesem namenswirrwarr hier jetzt keinem geholfen ist, aber wer wirklich interesse daran hegt wird wohl das ein oder andere bei wiki reinhaun, oder mal in der slub vorbeischaun können - ick steh auch gern für rückfragen zur verfügung
Dieser Beitrag wurde von Phidias: 01 Feb 2007, 21:05 bearbeitet