Carte Blanche will in die Saloppe ziehen. Das älteste Wasserwerk Dresdens bekommt voraussichtlich noch im Herbst einen neuen Besitzer. Die Drewag wird das Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert für etwa 3,5 Millionen Euro offenbar in Kürze an das Revuetheater Carte Blanche verkaufen.
Theaterchefin Zora Schwarz ist ihr Haus in der Neustadt zu klein geworden. Maximal zehn Künstler passen auf die Bühne. Besucher warten gut ein halbes Jahr auf ihre Karten. „Riesige Shows im Wasserwerk sind mein Traum. Es ist das schönste Objekt, das in Dresden gerade frei ist“, sagt Zora Schwarz. So verfügt die Saloppe über Elbblick und einen fürstlichen Saal – 35 Meter lang, 25 Meter breit, die Decke schwebt zehn Meter darüber. Platz genug für Wasserfälle, Wasserbetten auf der Bühne und ein richtiges Theater. Dass das Wasserwerk im Keller bleiben muss, stört Zora Schwarz nicht.
Sie bestätigte, dass es konkrete Gespräche gab. Zu den Details äußerten sich weder sie noch die Drewag. Es heißt aber, dass ein Kaufvertrag bereits in Arbeit sei. Den Preis für das Wasserwerk verriet Zora Schwarz nicht. Nur so viel: „Am Geld wird es nicht scheitern.“
Bürgerstiftung
Interesse hat auch eine Gruppe Bürger, die sich für den Erhalt des Dresdner Welterbetitels einsetzt. Sie will das Wasserwerk nicht in Privatbesitz sehen. „Dieses Gebäude muss für alle offen sein und in der Hand der Bürger bleiben“, forderte Susanne Knaack von der neuen Gemeinschaftsstiftung Wasserwerk Saloppe.
Auch die Stiftung hat mit der Drewag bereits konkrete Gespräche geführt. Ihre Pläne: ein Vereins- und Kulturhaus, ein Hotel oder Wohnraum für sozial Schwache. Sie plant zudem, den im Krieg zerstörten Ostflügel sowie die markanten Türme wieder aufzubauen. Schwachpunkt: Kauf und Ausbau würden zehn Millionen Euro kosten. Noch ist das Stiftungs-Konto jedoch leer. Susanne Knaack: „Wir führen Gespräche mit dem Mittelstand und suchen Mitstreiter.“ Das Wichtigste sei zunächst, den Verkauf an Privatleute zu verhindern. „Eigentlich müsste die Stadt dafür das Geld aus dem Woba-Verkauf einsetzen.“
Kunstsammlungen
Auch Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, hat das Grundstück besichtigt. Die Drewag sei mehrfach auf ihn zugekommen, habe ihn um eine Idee für die Nutzung gebeten. „Das Wasserwerk ist ein magischer Ort. Große Skulpturen hätten am besten dahin gepasst.“ Doch die Kunstsammlungen habe die vom Freistaat erlaubte Ausstellungsfläche schon erreicht. Roth hat daher Gespräche mit Mäzenen, Künstlern, Ausstellern geführt. Das wird er nun einstellen. Ob er mit dem Carte Blanche einverstanden ist, verriet er nicht. Etwas Ausgefallenes, so findet er aber, passe gut an diesen Ort.
SZ Online
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