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Ampelfaschismus Oder wie die DVB den Verkehr kontrolliert
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 06 Jan 2010, 12:45
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Diplom        
Punkte: 1884
seit: 17.03.2009
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Jetzt würde mich mal interessieren, ob hier Verkehrswissenschaftler sind, die eine Ahnung haben, ob und in welchem Maße die Dresdner Verkehrsbetriebe Einfluss auf die Ampelschaltungen und das sonstige Verkehrsgeschehen nehmen.
Als Fußgänger passiert es mir ständig, dass ich bspw. an einer Ampel in Pieschen stehe und nur weil im Straßenbahnhof Reick gerade eine Bahn ausrückt, wird die Ampel für den Fußgänger nicht mehr grün - solange bis entsprechende Bahn die Stelle gequert hat - gefühlte 40 Minuten später. Offensichtlich reagieren zumindest Fußgängerampeln auf den Verkehr der DVB.
Aber ist das auch bei "normalen" Verkehrsampeln so? Und inwieweit hat die DVB Sonderrechte im Stadtverkehr, die der Otto-Normal-Teilnehmer nicht hat? Bekanntermaßen galt zu DDR-Zeiten der Grundsatz "Die Bahn hat immer Vorfahrt". Welche von diesen Rechten sind noch vorhanden?
Und zuguterletzt die Frage: ist das gerechtfertigt, vielleicht auch in Hinblick darauf, dass zumindest in einer Großstadt der ÖPNV mehr Sinn macht, als der motorisierte Individualverkehr?
Dieser Beitrag wurde von bunglefever: 06 Jan 2010, 12:46 bearbeitet
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wer braucht schon liebe, wenn man dinge mit käse überbacken kann "Ihren Ansatz halte ich für interessant, aber irrelevant" HäMa war hier!!! Bernd auch... aeon auch 
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Antworten(1 - 14)
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 06 Jan 2010, 12:51
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2. Schein  
Punkte: 80
seit: 05.06.2004
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Busse und Bahnen können sich in der Tat an vielen Ampeln "anmelden" und bekommen dann Vorfahrt. Musst mal drauf achten, oft sieht man diese "A"-Leuchtzeichen. Scheinbar funktioniert das auch automatisch, sobald ein Bus / eine Bahn in die Nähe der Ampel gelangt. Früher hab ich noch hin und wieder erlebt, dass der Bahnfahrer aussteigen musste und manuell an der Ampel drücken musste ;-)
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 06 Jan 2010, 13:13
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Automatix         
Punkte: 5198
seit: 09.11.2005
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Ich bin zwar kein Verkehrswissenschaftler, aber zumindest auf den Linien 11 und 61 habe ich mich mal mit den Vorrangschaltungen beschäftigt. Grundsätzlich stimmts, dass sich Busse wie Bahnen an den Ampeln anmelden. Das geschieht in der Regel per Funk. Sollte die Übertragung mal nicht klappen, steigt der Fahrer aus und schaltet mit einer Art E-Meal an der Ampel manuell (kleine Kästen mit Pfeilen dran in Griffhöhe am Ampelmast), ebenso wie er aussteigen muss, wenn der Befehl zum Schalten der Weichen nicht ankommt. Eine Weiterfahrt ist dabei ohne Anmeldung für den Busfahrer manchmal und für den Straßenbahnfahrer meist überhaupt nicht möglich, da sie ja an die jeweils eigenen Ampeln in ihrer Handlungsweise gebunden sind. Konkrete interessante Beispiele: Linie 8, Haltestelle Nürnberger Platz in Richtung Stadtzentrum: Die Bahn löst beim Erreichen der Haltestelle die Ampel hinter sich aus, damit die Passagiere die Bahn gefahrlos erreichen können. Sind die Leute aus und eingestiegen rollt dioe Bahn weiter vor und meldet sich dabei an der vor ihr liegenden Ampel an. Die Ampel reagiert entsprechend und erst wenn die Bahn abgebogen ist, wird auch der Status der Ampel vor der Haltestelle (wo die Autos immer noch warten) gelöscht. Linie 61, Hatelstelle TU, Richtung Löbtau Bus kommt an der Haltestelle an und meldet sich an, lässt Passagiere raus und rein. Die Ampel schaltet nach dem Rotschalten der Verkehrsampel für den geradeauslaufenden Autoverkehr eine kurze Phase lang die Busampel auf Fahrt. Fährt der Bus nicht innerhalb dieser Zeitspanne, schaltet sie natürlich wieder auf Stop und verwehrt damit dem Bus die Einfahrt auf die Kreuzung. Linie 11, Strehlener Platz Am besten man stellt sich mal hin und schaut, wie die Bahnen aus beiden Richtungen die Kreuzungen queren, hier muss fast nie eine Bahn beim Überqueren der Kreuzung anhalten (Ausnahme: Fahrzeuge mit Wegerecht kreuzen, das ist aber immer so). Hier erkennt man auch wenn die Linie 66 kreuzt, dass Bahnen Vorrang vor Bussen haben. Mir fällt noch mehr an, aber mir fehlt grad die Zeit zum Schreiben
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Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
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 06 Jan 2010, 13:15
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Die Straßenbahn hat auch in der aktuellen StVO einen Vorrang. Liegt unter anderem daran, dass man 45 Tonnen mal nicht so schnell zum Stehen bekommt. Dieser Vorrang ist aber ein anderer als der Vorrang bei Ampelschaltungen. Wie das geregelt ist, ist der betreffenden Stadt überlassen. In Dresden werden die Vorrangschaltungen hauptsächlich in den Nebenverkehrszeiten genutzt, in der Hauptverkehrszeit passt sich die Bahn dem normalen Verkehrsfluss an.
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 06 Jan 2010, 14:00
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verkwirtsch         
Punkte: 4565
seit: 09.04.2004
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Zitat(bunglefever @ 06 Jan 2010, 11:45) Aber ist das auch bei "normalen" Verkehrsampeln so? Und inwieweit hat die DVB Sonderrechte im Stadtverkehr, die der Otto-Normal-Teilnehmer nicht hat? Bekanntermaßen galt zu DDR-Zeiten der Grundsatz "Die Bahn hat immer Vorfahrt". Welche von diesen Rechten sind noch vorhanden?  Natürlich ist das mit Reick Quatsch, der Rest ist aber wirklich so wie bereits beschrieben, der ÖPNV hat in Dresden an vielen Stellen Vorrang und das auch per Ampelschaltung über Funk. Zitat(bunglefever @ 06 Jan 2010, 11:45) Und zuguterletzt die Frage: ist das gerechtfertigt, vielleicht auch in Hinblick darauf, dass zumindest in einer Großstadt der ÖPNV mehr Sinn macht, als der motorisierte Individualverkehr?  Ja. Aber das ist nur meine Meinung als Verkehrswissenschaftler, sicher sieht das der ein oder andere Autofahrer anders. Dass der ÖPNV Vorrang hat, führt zu nur begrenzten Wartezeiten an Ampeln. Dadurch ist man schneller unterwegs und der Fahrplan ist nicht durch ungünstige Ampelschaltungen beeinflusst. Das steigert die Attraktivität des ÖPNV und das ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll. Zitat(Chris @ 06 Jan 2010, 12:15) In Dresden werden die Vorrangschaltungen hauptsächlich in den Nebenverkehrszeiten genutzt, in der Hauptverkehrszeit passt sich die Bahn dem normalen Verkehrsfluss an.  Das stimmt nicht, wo hast du das her?
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 06 Jan 2010, 14:11
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versucht         
Punkte: 5424
seit: 21.10.2007
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Zitat(die_dan @ 06 Jan 2010, 13:00) Das stimmt nicht, wo hast du das her?
Das haette ich jetzt einfach gefuehlsmaessig auch so gedacht. zwischen 7 und 9 Uhr bzw 15-18 Uhr steht man zb zwischen Carolaplatz und Pirnaischer Platzan allen 3 Ampeln und da ist nichts mit Vorrang.
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Weep not for roads untraveled Weep not for sights unseen May your love never end and if you need a friend, there's a seat here along side me.  
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 06 Jan 2010, 14:13
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Vordiplom     
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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Das ist alles etwas vereinfacht dargestellt. Es ist tatsächlich so, dass die Trams und Busse sich (meistens über Infrarotbaken) bei Weichen und Ampeln anmelden. Das ist so als würde ein Auto über eine Schleife im Boden fahren, damit die Ampel grün wird. Was es ja bekanntlich auch häufig gibt. Da die öffentlichen oft eine eigene Ampelphase brauchen die man sich aber im normalen Ampelzyklus sparen kann (z.B. Ausfahrt Betriebshof) ist das so zu sagen eine win-win-Situation. Im Normalfall sind die Amüelphasen für Autos und Fußgänger länger, weil man sich die Phase für die Bahn sparen kann, kommt eine Bahn bekommt diese schneller freie Fahrt. Im Normalfall sind auch die maximalen Rot- bzw. die minimalen Grünzeiten geregelt, so dass die 40 Minuten Wartezeit sicher nicht vorkommen werden. In Dresden gitb es jetzt noch ein zusätzliches System, das gerade erprobt wird. Ein zentraler Computer erfsßt die Fahrzeiten der Trams (Bei Bussen bin ich mir nicht sicher) und schaut, ob diese pünktlich, zu spät oder sogar zu früh dran sind. Je nachdem entscheidet der Computer, ob eine Ampel für die Tram bevorzugt geschaltet wird oder ob sie warten muß bis eine Grünphase für sie regulär an der Reihe ist. Da aber jede Ampelanlage speziell auf die Situation vor Ort zugeschnitten ist, ist eine weitere Pauschalisierung nicht sinnvoll.
Zu der Frage ob eine Vorrangschaltung der Tram gerechtfertigt ist: In eine Tram passen etwa 250 Fahrgäste im Berufsverkehr. Ein durchschnittliches Auto im Berufsverkehr ist mit 1,2 Menschn besetzt. Wenn die Tram also alle 10 Minuten fährt, müßten alle 3 Sekunden ein Auto durchfahren. Das klingt jetzt erstmal nicht so viel, man muß aber bedenken, dass während den Rotphasen überhaupt kein Auto fährt. Fahren dann auf einer Strecke mehrere Tramlinien, müssten dementsprechend mehr Autos da durch. Kurz, die Tram transportiert potentiell einfach mehr Fahrgäste als Leute auf der Straße daneben mit dem Auto fahren, also ist es nur logisch, dass man denen auch etwas mehr Vorrang einräumt. Nebenbei ist das natürlich von den meisten Städten so gewollt, wegen Umweltschutz, Verkehrsproblemen etc.
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Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nix!
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 06 Jan 2010, 15:03
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2. Schein  
Punkte: 110
seit: 01.02.2009
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also ich kenn das mit der vorrangschaltung für bus und bahn. es gibt eine ampel an der ecke hertha-lindner-straße/schweriner str, da wird der gesamte öpnv richtung bahnhof mitte abgewickelt. wohnbedingt steh ich öfter an der ampel und kann sagen, dass wartezeiten von bis zu 4 min kein problem sind. wie oft ich da schon geflucht habe kann man sich sich sicher vorstellen. insofern kenne ich das problem mit dem "ampelfaschismus".
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ich bins der martin :) onkelh4Xx0R was heremein hundertster post: der isses
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 06 Jan 2010, 15:46
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Vordiplom     
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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Zitat(Sigurd @ 06 Jan 2010, 14:13) Afaik ist das falsch, die Infrarotbaken gehören zum IBIS und sind zur Aktualisierung der Position der Fahrzeuge und bedienen auch die Abfahrtsmonitore an den Haltestellen. Das ist auch nachzulesen.  Dann ließ doch mal den Artikel auch, wenn du ihn schon verlinkst: "... Es übernimmt die Beeinflussung von Streckeninfrastruktur wie Lichtsignalanlagen und Schranken (Bus) oder Weichen (Schienenfahrzeug). ..." Es ist wie gesagt noch etwas komplizierter und vor allem auch von Stadt zu Stadt aber auch teilweise von Kreuzung zu Kreuzung und auch von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich gelöst. Zitat(simpson @ 06 Jan 2010, 14:16) an der kreuzung steht man auch als fahrradfahrer(richtung postplatz..also geradeaus) gern mal 5minuten, weil dauernd irgendwoher bahnen/busse kommen die vorrang haben..  Dass Dresden der absolute Neandertaler in Sachen Verkehr und Verkehrspolitik ist, ist ja nichts neues. Die können noch sehr viel lernen! Die Ampelschaltungen (und nicht nur die mit ÖPNV-Beeinflussung) sind das letzte, Fahrradwege fehlen praktisch überall, ein Gesammtkonzept ist nirgendwo zu sehen und die WSB setzt dem ganzen Haufen die Krone auf.
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 06 Jan 2010, 15:53
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Automatix         
Punkte: 5198
seit: 09.11.2005
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Zitat(Hot Doc @ 06 Jan 2010, 14:46) Dann ließ doch mal den Artikel auch, wenn du ihn schon verlinkst: "... Es übernimmt die Beeinflussung von Streckeninfrastruktur wie Lichtsignalanlagen und Schranken (Bus) oder Weichen (Schienenfahrzeug). ..."  Weichen: Nein! Da kannst du auch gern bei der DVB nachfragen, da geb ich dir Brief und Siegel drauf! Die Weichen werden ausschließlich durch den Triebwagenführer höchstpersönlich geschaltet. Ampeln: Wäre seltsam wenn das über die Baken laufen soll... was hätte dann die Bake an der Slub zu suchen, da ist keine Ampel mit Vorrangschaltung, warum steht die Bake für die 61 am Fritz-Förster-Platz mitten auf der Kreuzung, warum schalten die Ampeln bei Annäherung der Fahrzeuge unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit des Busses an nahezu derselben Stelle auf Vorrang (A-Signal geht an). Ich hab zwar bei der DVB noch nicht nachgefragt, aber allein durch Beobachtung bin ich der festen Überzeugung, die Baken dienen hier in Dresden nur zur Positionsbestimmung der Fahrzeuge und Rückmeldung an den DVB-Leitstand bzw. Aktualisierung der Daten. /edit: Außerdem sind im Schnitt die Ampelabstände geringer als die Bakenabstände Dieser Beitrag wurde von Sigurd: 06 Jan 2010, 15:55 bearbeitet
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