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Aberkennung Weltkulturerbe droht...
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13 May 2008, 17:22
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Straight Esh
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Zitat Der (eventuelle) Verlust des Welterbetitels wäre einzig und allein das Ergebnis der Aktionen einer Minderheit von Tunnelbefürwortern gegen die Mehrheit der Dresdnerinnen und Dresdne
Lars Rohwer
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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13 May 2008, 18:50
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3. Schein
Punkte: 300
seit: 29.11.2004
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Welche Bürgermeisterkandidaten sind eigentlich für die Brücke? Damit ich die anderen gleich aus meiner Auswahl entfernen kann
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14 May 2008, 13:00
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Vordiplom
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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Da wär ich mir nicht so sicher. Da gibt es einige Wackelkandidaten. Bei vielen geht die Privat- und die Parteimeinung in dem Punkt stark auseinander. Nur traut sich keiner, für den Dolchstoß verantwortlich zu sein und der eigenen Partei eine ordentliche Niederlage und Blamage zuzuführen.
Dass das Verhalten vieler Verantwortlicher im Brückenstreit alles andere als vorbildlich war und wenig mit Vernunft zu tun hatte wissen viele. Nur die Konsequenzen daraus zu ziehen, hiesse auch die eigene Zukunft zu gefährden...das trauen sich nur wenige.
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Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nix!
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14 May 2008, 20:00
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der Toreverhinderer
Punkte: 1979
seit: 24.06.2004
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Ein sehr schöner Artikel aus der FAZ, der die ganze Problematik ziemlich gut trifft:
Dresdner Brückenstreit Eins plus fünf ist was?
14. Mai 2008 Der Streit über die weltberühmteste noch nicht gebaute Flussquerung, die Dresdner Waldschlösschenbrücke, hat schon lange das Format einer internationalen Groteske. Wo sonst gibt es eine Brücke, über die direkte Demokratie und Völkerrecht so grandios in Konflikt geraten wären wie im Dresdner Elbtal. Die lange Reihe der Merkwürdigkeiten fängt schon damit an, dass die Gutachter, die die Unesco vor einigen Jahren nach Dresden schickte, um zu ermessen, ob das Elbtal für den Titel „Welterbe“ in Frage komme, nichts gegen den Bau einer Brücke am Waldschlösschen einzuwenden hatten. Obwohl das Elbtal gerade dort besonders breit ist und obwohl der Blick auf Stadt, Landschaft und Fluss von dort besonders schön ist.
Merkwürdig auch, dass die von der Unesco bestellten Gutachter in ihrer Expertise die Brücke falsch verorteten: flussabwärts statt flussaufwärts. Aber auch ohne diesen Fehler hätte das Welterbe-Komitee vermutlich nicht anders entschieden. Diesen Schluss lässt zumindest die Tatsache zu, dass die fälschlich eingezeichnete Brücke gefährlich nahe am weltberühmten Canaletto-Blick stehen würde und damit das Welterbe vielleicht sogar noch heftiger gefährden würde als die Waldschlösschenbrücke.
Trotzdem machte das Komitee das Dresdner Elbtal zur Welterbestätte. Später stimmten dann in einem städtischen Bürgerentscheid zwei Drittel der Wähler für den Bau der Brücke. Merkwürdig, dass die Unesco erst danach ihr Unbehagen über den Bau artikulierte und das Welterbe-Komitee Dresden schließlich 2006 auf seine Rote Liste setzte.
Die Causa Waldschlösschenbrücke ist für die Unesco ziemlich peinlich. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass sowohl das Welterbe-Komitee als auch das Welterbe-Zentrum in Paris deshalb so heftig auf die Pauke schlagen, um von eigenen Unstimmigkeiten und Unzulänglichkeiten abzulenken. Nun hat der Direktor des Welterbe-Zentrums, der Architekt Francesco Bandarin, der „Sächsischen Zeitung“ ein forsches Interview gegeben, das vor dem Hintergrund der verworrenen Waldschlösschenbrücke-Geschichte nur weitere Fragen aufwirft.
„Gut, es gab einen Bürgerentscheid“, räumt Bandarin ein. Doch der habe die falsche Frage gestellt und den Menschen die richtige Sachlage nicht verdeutlicht. „Die richtige Frage wäre gewesen: Wollen Sie eine Brücke, auch wenn diese die Einzigartigkeit der Landschaft zerstört und den Verlust des Welterbetitels nach sich ziehen würde?“ Doch wer hätte auf diese Frage kommen sollen, nachdem die von der Unesco bestellten Gutachter den geplanten Standort ausführlich sowohl vom Ufer als auch vom Fluss in Augenschein genommen und nichts gegen die Brücke einzuwenden hatten?
Unbeachtete „Optionen“ für andere Brücken
Bandarin sieht Schuld und Verantwortung dennoch in Dresden. Schließlich habe die Stadt nach langer Vorbereitung den Antrag gestellt, als Kulturlandschaft Welterbe zu werden. Dresden habe damit die Verpflichtung übernommen, die Landschaft zu schützen. „Aber wenn Sie die Landschaft schützen wollen, planen Sie doch keine Brücke!“ Doch warum wurde das Dresdener Elbtal dann seinerzeit in der neu geschaffenen Kategorie „sich weiterentwickelnde Kulturlandschaft“ zum Welterbe ernannt? Und warum durften in oder in der Nähe von anderen Welterbestätten Brücken gebaut werden?
Merkwürdig ist schließlich, dass sich die Unesco nicht nur nicht an der falsch verorteten Waldschlösschenbrücke gestoßen hat. Bis heute unbeanstandet und öffentlich unbeachtet blieben „Optionen“ für fünf weitere Brücken, die Dresden seinerzeit vorsorglich bekanntgab. Hat die Unesco diese „Optionen“ übersehen?
Eine Geschmacksdebatte
Auf die Äußerungen Bandarins hat der scheidende Ministerpräsident Georg Milbradt seinerseits mit einem Interview in der „Sächsischen Zeitung“ reagiert. Dass das Welterbe-Komitee der Unesco glaube, eine Brücke am Waldschlösschen zerstöre die Landschaft irreversibel, könne er nicht nachvollziehen. Bei Licht betrachtet, führe die Unesco nichts anderes als eine Geschmacksdebatte. Immer wenn es um einen möglichen Kompromiss gegangen sei, habe es keine verbindlichen Aussagen gegeben.
„Mein Eindruck ist, die Auffassungen der Unesco sind wie ein Fisch, der einem ständig durch die Hände gleitet“, meint Milbradt, der schon vor einigen Monaten den Welterbetitel als „verzichtbar“ bezeichnet hatte und dafür von Brückengegnern heftig kritisiert worden war. „Ich würde es heute anders formulieren: Wenn es darum geht, sich einerseits zwischen einer demokratischen Entscheidung und dem Willen der Bürger einer Stadt und andererseits dem Weltkulturerbetitel zu entscheiden, dann werde ich immer auf der Seite des Bürgerwillens stehen.“
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Die hier erwähnten Interviews in der SZ sind übrigens auch ganz interessant zu lesen und waren erst vor paar Tagen in der SZ drin (genauer samstags der von der Unesco und montags das mit Milbradt).
Dieser Beitrag wurde von michael1902: 14 May 2008, 20:02 bearbeitet
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Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher. (Albert Einstein) Prüfungen sind deshalb so unerträglich, weil der größte Dummkopf mehr fragen kann, als der gescheiteste Mensch zu beantworten vermag. (Charles Cahleb Colton)
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14 May 2008, 20:24
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Straight Esh
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Naja, ein nicht gerade ausgewogener Artikel. Es wird dauernd an der Unesco kritisiert, bzw. auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht. Das ist auch durchaus ok. Andererseits fehlt aber, dass auf Ungereimtheiten auf der anderen Seite hingewiesen wird. Es wird noch nicht einmal auf die Bedeutung lokales Bürgerinteresse vs. internationales Weltinteresse (also Bürgerentscheid vs. Weltkulturerbe) eingegangen. Doch gerade dies ist doch ein Knackpunkt in der ganzen Diskussion und es existiert auch ein Gutachten auf Bundesebene dazu. Schade. Von daher kein sonderlich guter Artikel. Eins noch: Zitat Diesen Schluss lässt zumindest die Tatsache zu, dass die fälschlich eingezeichnete Brücke gefährlich nahe am weltberühmten Canaletto-Blick stehen würde und damit das Welterbe vielleicht sogar noch heftiger gefährden würde als die Waldschlösschenbrücke.
Das ist schlichtweg falsch. Die Brücke hätte laut Icomos-Gutachten am Rand des Weltkulturerbes gestanden (noch hinter der Autobahnbrücke).
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14 May 2008, 23:13
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Vordiplom
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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...auch der Hinweis auf die weiteren 5 "geplanten" Brücken (die ja bis jetzt alles nur freigehaltene Korridore sind um evtl. später man Brücken bauen zu können) ist ein komlpett leeres Argument. Hat ja die UNESCO durchaus eingeräumt, dass man auch am Waldschlösschen eine Brücke bauen kann, es fragt sich halt nur wie. Zitat Immer wenn es um einen möglichen Kompromiss gegangen sei, habe es keine verbindlichen Aussagen gegeben.
Auch dieser Abschnitt deckt die Einseitigkeit des Verfassers auf. Man stellt die UNESCO als absichtlichen Verhinderer von Kompromissen hin. In Wirklichkeit hat Milbrandt und Co. erstmal jeden Kompromiss abgelehnt, erst später dann minimalste Änderungen vorgeschlagen. Außerdem ist total klar, dass bei einer Struktur wie sie die UNESCO hat keine verbindlichen Aussagen getroffen werden können, das würde der nächsten Versammlung vorgreifen, die zu entscheiden hat, ob das WKE weiterhin als gefärdert gilt, aberkannt wird oder weiter bestehen kann. Allerdings wird sehr deutlich klar gemacht, wie eine Entscheidung wohl ausfallen dürfte.
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15 May 2008, 04:20
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4. Schein
Punkte: 389
seit: 04.04.2008
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Zitat(Niveau @ 15 May 2008, 02:33) ich hab mir den routenplaner angesehen und er ist sinnlos! er nimmt als alternative immer das blaue wunder, anstatt eine der anderen näherliegenten brücken. das verfälscht das ergebnis. ich bin trotzdem für den bau der Brücke, da genug geld bis jetzt raus geschmissen wurde. durch das ganze hin und her wird es auch nicht besser.
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15 May 2008, 07:04
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Nu, so isser halt.
Punkte: 801
seit: 06.12.2005
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Zitat(nur-meine @ 15 May 2008, 04:20) ich hab mir den routenplaner angesehen und er ist sinnlos! er nimmt als alternative immer das blaue wunder, anstatt eine der anderen näherliegenten brücken. das verfälscht das ergebnis. ich bin trotzdem für den bau der Brücke, da genug geld bis jetzt raus geschmissen wurde. durch das ganze hin und her wird es auch nicht besser. Man kann immernoch eine Menge sparen, wenn man den Bau jetzt stoppt. Noch ist die Brücke ja nicht fertig.
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15 May 2008, 10:17
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Ivan
Punkte: 3352
seit: 01.04.2006
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Zitat(Chris @ 14 May 2008, 20:24) Naja, ein nicht gerade ausgewogener Artikel. Es wird dauernd an der Unesco kritisiert, bzw. auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht. Das ist auch durchaus ok. Andererseits fehlt aber, dass auf Ungereimtheiten auf der anderen Seite hingewiesen wird. Es wird noch nicht einmal auf die Bedeutung lokales Bürgerinteresse vs. internationales Weltinteresse (also Bürgerentscheid vs. Weltkulturerbe) eingegangen. Doch gerade dies ist doch ein Knackpunkt in der ganzen Diskussion und es existiert auch ein Gutachten auf Bundesebene dazu. Schade. Von daher kein sonderlich guter Artikel. Eins noch: Das ist schlichtweg falsch. Die Brücke hätte laut Icomos-Gutachten am Rand des Weltkulturerbes gestanden (noch hinter der Autobahnbrücke). Ich find den Artikel cool. FAZ rockz. Sieht man daran doch ein bisschen mehr wer für das Tohuwabohu verantwortlich ist. Irgendwie hat es die Unesco geschafft mit dem Welterbetitel soviel Druck in den Köpfen der Dresdner Bürger zu erzeugen, dass diese mit einem Mal die Brücke nicht mehr wollten. Daran kann man erkennen wieviel Macht eine internationale Organisation haben kann. Vielleicht wollte die Unesco sich nur mal ausprobieren. Der Canaletto Blick hat rein gar Nichts mit der Sicht vom Waldschlößchen aus zu tun. Letztendlich war der Welterbetitel über die Jahre hinweg wirklich der Hauptgrund gegen die Brücke. Wenn wir den nicht hätten, stände die Brücke schon lange. Ich bin für einen Tunnel, da das einfach der Mittelweg bzw. der Kompromiss ist. Dieser Beitrag wurde von No Name: 15 May 2008, 10:17 bearbeitet
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T for Vendetta.
On his way to return to innocence.
"Man, was die uns erzählt hat, kam aus einem Buch, das muss einer geschrieben haben, der keine Ahnung von dem hatte, worüber er sich ausließ."
"Miles, hörst Du den Vogel da draußen? Das ist 'ne Spottdrossel. Sie hat keine eigene Stimme, sie macht nur die Stimmen der anderen nach und das willst du nicht. Wenn du dein eigener Herr sein willst, musst du deine eigene Stimme finden. Darum geht's. Sei also nur du selbst."
An Rezepten für Apfelkuchen mangelt es wahrhaftig nicht auf der Welt
Tenac auf der Suche nach seinem Meister ious D
look into my eyes and its easy to see one and one make two, two and one make three, it was destiny
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15 May 2008, 11:50
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Vordiplom
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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Zitat Letztendlich war der Welterbetitel über die Jahre hinweg wirklich der Hauptgrund gegen die Brücke. Wenn wir den nicht hätten, stände die Brücke schon lange. Auch das ist eine falsche Sicht der Dinge. Der ursprüngliche Hauptgrund gegen die Brücke, ist dass sie verkehrspolitischer Schwachsinn ist, vor 5 Jahren genau so wie heute. Aber das haben die Tunnelbefürworter (die es ja vor der WKE-Diskussion auch schon gab) geschickt für sich genutzt. Alle "echten" Brückengegner (so auch ich selber) sind jetzt für den Tunnel, weil das immer noch das kleiner Übel ist wenn man schon so viel Geld für so viel Blödsinn ausgibt. @Donald: Was ist das denn für eine Begründung? Wir haben schon 8 Millionen für n Arsch rausgeschmissen, dann bin ich jetzt aber auch dafür die nächsen 160 Millionen noch hinterherzublasen! GLÜCKWUNSCH!!! PS.: Laut dem Planer spar ich mir jeden Tag 123m, dafür fährt er aber auch einen Stuss zusammen um auf diesen Wert zu kommen. Da ich mit dem Fahrrad fahr, bin ich sogar kürzer über die Albertbrücke. Ich würd mal empfehlen, die vorgegebene Strecke Hoyerswerdaer. - Burgenlandstr. nur zum Spaß umzurehen, denn meistens muss man ja auch wieder zurück, oder?!!?!Und die meisten Relationen, die ich zur Zeit fahre, sind nunmal Neustadt-Innenstadt, da bring die Brücke rein garnix, außer mehr Verkehr vor meiner Haustüre!!! Und ja: Das Programm bescheisst wos nur geht! Auch wenn der Weg über die Albertbrücke nen guten Kilometer kürzer wäre, gehts übers blaue Wunder. Alles was südlich der Wittenbergerstrasse liegt, wäre sonst nämlich kürzer über die Albertbrücke. D.h. die Waldschlösschenbrücke lohnt sich nur für Menschen, die in dem kleinen Zipfel in der "Elbbucht" wohnen. Dieser Beitrag wurde von Hot Doc: 15 May 2008, 12:06 bearbeitet
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