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Aberkennung Weltkulturerbe droht...
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 28 Mar 2007, 13:43
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Bürgerentscheide sind immer so eine komische Sache. Denn eigentlich interessieren die Bürger sich nicht für Demokratie. Sie wollen lediglich da mitreden, wo es ihnen weh tut. D.h. Bürgerentscheide, die wirklich Weichen für gesellschaftliche Änderungen stellen würden, finden nie genügend Unterschrift, dass sie überhaupt zustande kommen. Lediglich Bürgerentscheide, die über genügend "explosiven" Stoff verfügen, wie auch der zur WSB, schaffen es, dass sie die kritische Masse an Mitmachern erreichen. Doch sie sind nur so explosiv, weil sich daran die Geister scheiden, die Mehrheiten unklar verteilt sind. Je nach Sonnenstand haben mal die Gegner und dann mal die Befürworter die Mehrheit. Hinzu kommt, dass das Volk faul ist, und sich nie in größere Unterlagen einarbeiten würde, um einen Entscheid zu treffen. So haben wir also bei Bürgerentscheiden meistens eine große Menge von Menschen die sehr emotional und nicht auf Grund der Faktenlage entscheiden. Darüberhinaus ist die Entscheidung nicht sehr differenziert. Beispiel: Wir können entweder für eine Brücke an der Stelle Waldschlößchen sein, oder gegen irgendeinen Bau. Ob jetzt die meisten Leute für die WSB gestimmt haben, weil sie sich erhoffen, 5 Minuten schneller durch die Stadt fahren zu können, oder weil sie der Meinung sind, lieber eine Brücke am Waldschlößchen, als gar keine, obwohl sie die Variante 3. Marienbrücke viel besser finden, ist nicht klar. Bürgerentscheide sind meiner Meinung nach insofern abzulehnen, da sie eine sehr undifferenzierte, emotional bedingte Entscheidung finden, die der wirklichen Meinung in der Bevölkerung nicht gerecht wird.
Im Übrigen bindet der Bürgerentscheid in keinster Weise an die Gestaltung der WSB, sondern lediglich an den Bau. Ein Umplanung könnte durchaus erfolgen (soviel wollte sich dann wohl doch keiner an den Willen der Bürger binden).
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 29 Mar 2007, 20:31
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2. Schein  
Punkte: 109
seit: 12.10.2005
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Aber bitte mit Kaffee.
PlakatWSB.pdf ( 82.62Kb )
Anzahl der Downloads: 214
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 31 Mar 2007, 07:47
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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(ii) die wichtige Zeitspanne ist das 18. und 19. Jahrhundert (iii) Zeitzeuge der modernen industriellen Ära. (iv) es wird der barocke Stil und die Gartenstadt zu einem künstlerischem Ganzen integriert (v) ein herausragendes Beispiel für Landnutzung das eine außergewöhnliche Stadtentwicklung zeigt
Und jetzt wollen wir eine Brücke da bauen, die (ii) nicht aus dem 18. oder 19. Jahrhundert ist, sondern Architekturstil des späten 20. Jahrhunderts symbolisiert, und dabei von vielen verschiedenen Blickpunkten den Blick auf die Bauwerke des 18. und 19. Jahrhunderts verdeckt. (iii) nicht zur modernen industriellen Ära gehört. (iv) weder barock, noch Gartenstadt ist, und sich auch nicht zu einem künstlerischen Ganzen integriert (v) in jeder Stadt zu finden ist, in der man im späten 20. Jahrhundert eine Brücke bauen musste. Sie ist eben kein Beispiel für eine außergewöhnliche Stadtenwicklung ist, sondern eher Beispiel für Stadtplanung, die konsequent keine anderen Möglichkeiten betrachtet hat. In diesem Sinne eigentlich schon außergewöhnlich. Niemand würde im 21. Jahrhundert mehr eine Stadt planen, die auf noch mehr Autos ausgelegt ist, nicht einmal die Chinesen oder die USAmerikaner.
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 31 Mar 2007, 10:21
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Ironieresistenz I.         
Punkte: 2231
seit: 02.06.2005
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Zitat(Chris @ 31 Mar 2007, 08:47) (iii) nicht zur modernen industriellen Ära gehört. Also moderner und industrieller gehts doch im Hinblick auf eine Brücke gar nicht mehr. Zitat (iv) weder barock, noch Gartenstadt ist, und sich auch nicht zu einem künstlerischen Ganzen integriert Inwiefern sie sich integriert, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Alle Modelle und Simulationen beruhen letztlich auf Annahmen, deren Wahrheitsgehalt sich erst beim Bau der Brücke zeigen werden. Zitat (v) in jeder Stadt zu finden ist, in der man im späten 20. Jahrhundert eine Brücke bauen musste. Sie ist eben kein Beispiel für eine außergewöhnliche Stadtenwicklung ist, sondern eher Beispiel für Stadtplanung, die konsequent keine anderen Möglichkeiten betrachtet hat. In diesem Sinne eigentlich schon außergewöhnlich. Niemand würde im 21. Jahrhundert mehr eine Stadt planen, die auf noch mehr Autos ausgelegt ist, nicht einmal die Chinesen oder die USAmerikaner. Kulturlandschaft: "Das Wort 'Kultur' (im landbaulichen Sinne) wird dabei nicht nur verstanden als Urbarmachung und Pflege des Bodens, sondern vielmehr als Ausdruck des menschlichen Schaffens im ländlichen Raum schlechthin. [...] Demgegenüber weisen Industriegebiete und viele Großstädte eine entsprechende durch Industrie- und Verkehrsanlagen gekennzeichnete Kulturlandschaft auf. Vielleicht wird die WSB ja eine gelungene Integration moderner Baukunst in eine durch Barock und "Gartenstadt" gekennzeichnete Umgebung und damit selbst schützenswert. Aber soweit denkt natürlich wieder keiner.
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 31 Mar 2007, 12:58
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Zitat(JoSchu @ 31 Mar 2007, 11:21) Also moderner und industrieller gehts doch im Hinblick auf eine Brücke gar nicht mehr.
Ob die Brücke nach der Stilrichtung der modernen Architektur designed ist, darüber kann man sich streiten. Unbestritten gehört sie aber weder zur Stilrichtung des industriellen Designs noch in die Epoche der Moderne. Zitat Inwiefern sie sich integriert, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Alle Modelle und Simulationen beruhen letztlich auf Annahmen, deren Wahrheitsgehalt sich erst beim Bau der Brücke zeigen werden.
Das wäre ja schrecklich, wenn heutige Simulationen und Modelle so weit an der Wahrheit vorbeigehen. Nein, dank moderner CAD/Architektursoftware ist es möglich, die Brücke maßstabsgetreu und unverzerrt in einen orginalen Blinkwinkel einzusetzen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die gerenderten Ansichten der Befürworter und der Gutachter der RTHW Aachen falsche Bilder zeigen, würde man den Entwurf 1:1 umsetzen. In einem Punkt hast du natürlich recht. Meistens weist das, was am Ende gebaut wird, einen deutlichen Unterschied zu dem, was am Anfang geplant ist. Das liegt aber nicht an falscher Visualisierung, sondern daran, dass meistens (warum auch immer) nicht alle Aspekte in der Planung berücksichtigt werden, oder dem Bauherren das Geld ausgeht. Beispiel 1: Neues Stadion - da werden entgegen der Planung die Giraffen entfernt, weil der Architekt nicht den Schattenwurf zum Schwimmbad bedacht hatte. Beispiel 2: Bei der neuen Informatikfakultät wurden vorgesehene Fassadenelemente nicht verwirklicht, weil ihre Realisierung zu teuer gekommen wäre. In beiden Fällen natürlich eine Sache, bei der sich der Steuerzahler an den Kopf langt, und sich fragt, warum man so etwas dann trotzdem noch bauen darf, wenn man gerade mit den weggelassenen Elementen die Herzen der Befürworter errungen hat. Zitat Vielleicht wird die WSB ja eine gelungene Integration moderner Baukunst in eine durch Barock und "Gartenstadt" gekennzeichnete Umgebung und damit selbst schützenswert. Aber soweit denkt natürlich wieder keiner.  Die einen sagen, dass es sich um eine gelungene Integration handelt, die anderen sagen, dass es das nicht ist. Wie die Brücke wahrgenommen wird, hängt dann hauptsächlich von den Besuchern ab. Fakt ist, dass viele Bauwerke in diesem Stil als kalt, glatt, leblos, funktionell, etc. pp. angesehen werden, während barocke Bauwerke in höchstem Stil gelobt werden. Wie auch die Befürworter betonen: die Menschen kommen in die Stadt, weil sie auf die historischen Gebäude abfahren. Keiner aber behauptet, die Leute würden in die Stadt kommen, weil sie die Architektur der Plattenbauten, Prager Straße oder der Haltestelle am Postplatz so geil finden. Aber vielleicht haben wir ja Glück, und sie wird als "herrausragende" Integration in die Elbwiesen ein richtungsweisendes Beispiel dafür, wie Brücken ihre Bedeutung als Bauwerk und nicht als Untergrund deutlich machen können.
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 12 Apr 2007, 15:04
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Es bleibt heiter: http://www.mdr.de/nachrichten/4351399.html (auch Radiobeitrag) Die Dresdner Stadtregierung will mit allen Mitteln verhindern, dass das Weltkulturerbe verloren geht. Deswegen wird wohl in der heutigen Stadtratssitzung beschlossen, dass 3 kleinere Varianten der WSB geplant werden sollen, die am 23. Juli der Weltkulturerbekomission vorgelegt werden. Das deutsche Finanzministerium prüft indes, ob Sachsen überhaupt Gelder ausgeben darf, wenn dadurch ein Weltkulturerbe gefährdet wird. Verkehrsminister Tiefensee hat sich in einem Schreiben an Georg Milbradt gewandt, dass man doch nach einer verträglichen Lösung bei der Brücke, also nach einer kleineren Realisierung, mit der auch die UNESCO einverstanden ist, suchen sollte. Bis dahin sollte man mit dem Bauen warten. Der sächsische Ministerpräsident Milbradt hingegen betonte noch einmal, dass es von Seiten der UNESCO keinen Verhandlungsspielraum gäbe. Käme an dieser Stelle eine Brücke, würde das Weltkulturerbe verloren gehen. Desweiteren betonte er, dass ein Bürgerentscheid auch nicht durch Bundesrecht gebrochen werden könne. Zudem sei es ein Unding, dass er aufgefordert würde, den Bau zu verhindern. Er werde nicht in den Konflikt eingreifen. Die SZ bemerkte gestern zudem, dass immer noch 64% der Dresdner Bürger für den Bau der Brücke sind (laut einer repräsentativen Umfrage). Allerdings kommt ein Großteil der Befürworter aus schlechter gebildeten Schichten, die gleichzeitig das Weltkulturerbe nicht für wichtig erachten. ----- Kommentar: Zwei kleine Gedanken dazu: Irgendwie drehen sich inzwischen schon alle um die Brücke. Was auch verständlich ist. Unverständlich ist, was in den letzten 6 Monaten mit der Weltkulturerbekomission verhandelt wurde, bis die Verhandlungen scheiterten. Unverständlich bleibt auch, wieso Bundesregierung und Dresdner Stadtrat der Meinung sind, dass eine kleinere Brücke WKEverträglich sei (man will sogar 670.000 Euro zusätzliche Planungsgelder ausgeben) und Georg Milbradt aber das Gegenteil vertritt. Wie kommt es zu solchen Diskrepanzen zwischen Parteien, die im direkten Dialog mit der WKEKomission stehen? Der andere Gedanke geht in Richtung "der Bürgerentscheid steht über alles". Wie ist es möglich, dass ein Bürgerentscheid auf kommunaler Ebene gegen bundesdeutsches Recht verstoßen kann? Normalerweise wiegt doch der höhere Rechtsrahmen stärker? Und wie kommt es, dass Georg Milbradt - der Verfechter schlechthin der direkten Demokratie, wie es scheint - keinerlei Bereitschaft zeigt, die Grenzen für Bürgerentscheide (die in Sachsen sehr hoch sind) zu senken oder die sächsischen Bürger an der Entscheidung zur europäischen Verfassung zu beteiligen?
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 12 Apr 2007, 19:02
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Vordiplom     
Punkte: 528
seit: 03.11.2005
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Zitat(Chris @ 12 Apr 2007, 18:40) Einen Tunnel sieht man nicht. Und er wäre zudem nicht von Fußgängern, Fahrradfahrern und Tram nutzbar.  Da muß ich wiedersprechen: Einen Hochwassersicherren Tunnel sieht man an den beiden Tunnelausgängen sehr wohl und zwar nicht besonders hübsch in Form von hohen Betonmauern. Das mit den Fußgängern und Radlern stimmt, aber die haben ja ne Fähre um die Ecke. Und natürlich könnte man den Tunnel so bauen, daß die Tram da durch kann. Würde bei der Brücke auch gehen, hat man da aber aus Kostengründen weggelassen...
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Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nix!
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